Eintracht Frankfurt hat endlich einen Nachfolger für Armin Veh gefunden: Es ist Thomas Schaaf. Der langjähriger Bremer war vielleicht nicht die erste, dafür aber eine gute Wahl.
Heribert Bruchhagen sollte sich vielleicht mal als Pokerspieler versuchen. Der Mann hat Talent. Noch am Dienstag gab er 11FREUNDE ein Interview (morgen auf www.11freunde.de). Und als das Gespräch fast zu Ende war – es ging um die Fantasie von Journalisten in Sachen Transfers –, wagte der Vorstandschef von Eintracht Frankfurt einen Vergleich mit der Gegenwart: „Ich erlebe das doch gerade wieder im Zuge unserer Trainersuche in Frankfurt: Jedes Medium nennt andere Kandidaten und versucht seinen Wunschtrainer in Position zu bringen. Aber wenn man sich davon beeinflussen lässt, hat man im Profifußball nichts zu suchen.“
Schmidt sagte ab, di Matteo zögerte zu lange
Da wusste Bruchhagen freilich schon längst, wer der neue Trainer bei der Eintracht sein würde. Am Mittwoch-Vormittag verkündete der Klub seine Entscheidung: Thomas Schaaf, 53, erhält einen Zweijahresvertrag bis 2016. Heute hat Bruchhagen die Karten auf den Tisch gelegt.
Lange hatte er das Spiel hinausgezögert, von Armin Vehs Abschied wusste er nach eigener Aussage schließlich schon seit Dezember 2013. Die ausstehende Entscheidung lag allerdings auch daran, dass sich Wunschtrainer Roger Schmidt bereits Ende April für Bayer Leverkusen entschieden hatte und Frankfurt erneut auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten gehen musste. Um einen letzten Poker-Vergleich zu bemühen: Am Ende hatte Bruchhagen gleich mehrere Asse im Ärmel. Bernd Schuster, Roberto di Matteo und eben Thomas Schaaf.
Vermutlich hat der stoische Bremer Bruchhagen und Co. eben mit jenem Verhalten überzeugt, das ihm bei den Werder-Fans auf ewig einen Platz im Herzen sicherte: Seiner Thomasschaafigkeit. Während sich Bernd Schuster in einem Interview geradezu anbiederte („Ich bin eine Option“, „Wenn das klappen würde, würde ich mich riesig freuen“) und Roberto di Matteo mit ausstehenden Antworten die Nerven der Frankfurter Vereinsführung strapazierte, hielt Thomas Schaaf einfach seine Klappe und harrte der Dinge. „Werden Sie bald wieder auf der Bank sitzen?“, fragte am 5. Mai die „Bild“-Zeitung. „Dazu gibt es keine Aussage“, antwortete Schaaf. Auch diese vorgelebte Seriosität dürfte Bruchhagen imponiert haben. Gegenüber „Sky“ sagte er zum Thema Thomas Schaaf: „Wir haben eine sehr gute Wahl getroffen – davon bin ich überzeugt.“
Leidet Schaafs Image?
Einziges Geschmäckle an diesem Transfer: Schaaf war nicht Kandidat Nummer eins auf den Trainerposten bei der SGE. Nach Roger Schmidt und Roberto di Matteo ist der Meistertrainer von 2004 nur dritte Wahl. Kratzt das am Selbstvertrauen des Übungsleiters? Vermutlich nicht, sonst hätte er nicht bei der Eintracht unterschrieben. Leidet darunter sein Ansehen bei der neuen Mannschaft und den Eintracht-Fans? Wohl kaum, zu positiv ist Schaafs Image nach 14 Jahren am Stück bei Werder Bremen.
Frankfurt und Schaaf – irgendwie hat man das Gefühl, dass das passt. Jedenfalls in der Theorie. Wie das in der Praxis aussieht, wird man erstmals am Wochenende um den 22. bis 24. August beobachten können. Dann nämlich startet die neue Bundesliga-Saison. Mit Eintracht Frankfurt. Und Thomas Schaaf.