Am 10. August hatte der Film „Nachspiel“ Premiere – der letzte Teil einer Trilogie über den Traum vom Leben als Fußballprofi. Einer der Protagonisten ist Florian Kringe. Mit ihm sprachen wir über schöne Erinnerungen, Busfahren in Bochum und schimmelige Duschen.
Wo genau fährt er denn heute Bus?
In Bochum, dort lebt er heute auch wieder, glaube ich. Er hat dort Freunde und hatte ja auch eine Weile für Wattenscheid 09 in der Oberliga gespielt.
Man sieht ihn oft im neuen Film, „Nachspiel“. Er ist offenbar mit seinem Leben sehr zufrieden und hadert nicht damit, dass er kein Fußballstar wurde. Ist das eine der Botschaften des dritten Teils, dass Fußball nicht alles im Leben ist?
Mo ist der beste Typ, den man sich vorstellen kann, und eine unglaubliche Frohnatur. Er hat eine wunderbare Einstellung zum Leben, kann aber auch nachdenklich sein. Das sieht man im dritten Teil, als er gefragt wird, ob er seinem eigenen Kind raten würde, nach Europa zu gehen, um Fußballer zu werden. An seinem Zögern merkt man, dass er auch Erlebnisse der weniger schönen Art hatte. Aber grundsätzlich ist er mit seinem Leben ohne Fußball zufrieden, ja.
Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte?
Eine klare Vorstellung hatte ich nie. In der Schule gab es Mitschüler, die ganz genau wussten, was sie nach dem Abi machen und welchen Beruf sie ergreifen würden. Ich war da immer unentschlossen und hätte wahrscheinlich etwas Breitflächiges wie BWL studiert, um danach auf eine Eingebung zu warten. Von daher bin ich froh, dass mir diese Entscheidung abgenommen wurde, weil es im Fußball funktioniert hat.
Hat Ihre Beteiligung an den Filmen auch dazu geführt, dass Ihnen noch mal bewusst wurde, wie privilegiert Sie waren, weil Sie zu den ganz wenigen gehört haben, die Fußball zum Beruf machen konnten?
Speziell im dritten Teil ist das ein Thema, weil es da sehr viele Rückblicke gibt. Gerade in der letzten Phase meiner Karriere habe ich schon öfter gedacht, wie schade es eigentlich ist, dass man in einem Hamsterrad steckt und nicht ausreichend genießen kann, wie außergewöhnlich es ist, jede Woche vor zigtausend Menschen Fußball spielen zu dürfen. Natürlich haben Profis immer noch wahnsinnig viele Gänsehautmomente – wenn sie zum Spiel auf den Rasen kommen oder ein Tor schießen. Aber vieles wird auch irgendwann zur Gewohnheit. Es passiert viel zu selten, dass man sich vor Augen führt, wie besonders das alles ist. In dieser Hinsicht war es schon gut, dass ich durch die Arbeit an den Filmen immer mal wieder einen Perspektivwechsel hatten.
Haben Sie bei all den Rückblicken ab und zu gedacht: Mensch, dies oder das hätte ich anders machen sollen?
Es gab schon das eine oder andere lukrative Angebot, das ich abgelehnt habe. Und natürlich fragt man sich später, was wohl gewesen wäre, wenn man sich anders entschieden hätte. Aber die Entscheidungen, die ich in meiner Karriere getroffen habe, waren wohlüberlegt und wurden nicht aus dem Bauch heraus gefällt. Wahrscheinlich würde ich sogar jede einzelne heute wieder genau so treffen. Ich durfte so viele Jahre dabei sein und hatte so tolle Vereine – Dortmund, Köln, Hertha, St. Pauli –, dass unsere Entscheidungen nicht so schlecht gewesen sein können. Da gibt es ja Karrieren, die ganz anders verlaufen. Also: alles cool.