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Seite 2: Das Triple schmolz letztlich auf ein Single zusammen

In Hof­fen­heim und Stutt­gart hin­gegen mussten sie wie in einem Hol­ly­wood-Schinken erst viel leiden, um hinten raus richtig jubeln zu dürfen. Selten wurde ein Trainer kri­ti­scher begrüßt als der Schwabe Tayfun Korkut beim VfB Stutt­gart, und noch sel­tener über­traf einer dar­aufhin die Erwar­tungen in einem sol­chen Ausmaß. Julian Nagels­mann, noch immer erst 30 Jahre alt, sah sich hin­gegen unver­se­hens mit Zwei­feln kon­fron­tiert.

Ges­tern noch Wun­der­kind und Kan­didat für die Bayern, wirkte er plötz­lich ent­zau­bert. Es sah so aus, als würde es seine Künste über­steigen, die Abgänge von Rudy und Süle zu kom­pen­sieren. Die Auf­tritte in der Europa League waren gar pein­lich, aber dann führte Nagels­mann sein Team zu einer spek­ta­ku­lären Wie­der­auf­er­ste­hung, auch ohne einen gewissen Sandro Wagner. In Bremen folgten sie dieser Vom-Leiden-zum-Happy-End-Dra­ma­turgie im Art­house-Format, als ein junger Trainer den tra­di­ti­ons­rei­chen Klub zu sich selbst zurück­führte.

Das Triple schmolz letzt­lich auf ein Single zusammen

In Mün­chen denken sie natür­lich in anderen Dimen­sionen als in Film­kunst, und nach dem Abschied von Carlo Ance­lotti sah es wirk­lich so aus, als ob der ulti­ma­tive Bayern-Block­buster Die Rück­kehr des Triple“ auf dem Pro­gramm stehen würde. Fea­turing: Jupp Heyn­ckes und seine alte Gang, mit den Co-Trai­nern Peter Her­mann und Her­mann Ger­land, mit Arjen, Franck und den anderen. Bald domi­nierten die Bayern die Bun­des­liga so, wie das nur die Bayern können.

Doch in der Cham­pions League schei­terten sie gegen Real Madrid auf eine Weise, wie man ihnen das nie zuge­steht: an feh­lendem Dusel. So schmolz das Triple letzt­lich auf ein Single zusammen, und damit wurde Jupp Heyn­ckes der ver­diente ganz große Abgang ver­wehrt. Aber es zeigte sich auch, dass er ihn nicht mehr brauchte. Einer­seits war der 74-Jäh­rige zurecht stolz darauf, die Bayern sou­verän aus einer schwie­rigen Situa­tion hin­aus­ma­nö­vriert zu haben, zu einer über­le­genen Meis­ter­schaft, ins Finale des DFB-Pokals und ins Halb­fi­nale der Cham­pions League. Aber er wurde nicht allein wegen dieser sport­li­chen Erfolge Trainer der Saison“, son­dern weil auch er das Streben nach Erfolg und Klasse mit sou­ve­räner Freund­lich­keit ver­band – gerade nach schmerz­haften Nie­der­lagen.

Jupp Heyn­ckes hat seine lange Kar­riere im Fuß­ball nun end­gültig beendet. Bei Stefan Kieß­ling in Lever­kusen und Roman Wei­den­feller in Dort­mund gingen nur die Spie­ler­kar­rieren zu Ende. Beide wurden tri­um­phal ver­ab­schiedet, Kieß­ling wid­meten die Bayer-Fans sogar eine opu­lente Cho­reo­grafie, weil er wie Wei­den­feller für etwas stand, das selten ist: lang­jäh­rige, echte Ver­bun­den­heit mit dem Verein.

Wenn ihn das in die zweite Liga führt, dann ist das eben so

Wie groß die Sehn­sucht nach sol­chen Bin­dungen ist, zeigten die Reak­tionen auf die Bereit­schaft von Jonas Hector, mit dem 1. FC Köln in die zweite Liga zu gehen. Über die Ver­eins­grenzen hinweg wurde der Links­ver­tei­diger der Natio­nal­mann­schaft dafür gefeiert. Der über­wäl­ti­gende Zuspruch ent­sprach dabei gar nicht seiner leisen Begrün­dung für die Ver­eins­treue. Sie soll weder ein Fanal sein, noch will Jonas Hector demons­trativ ein Opfer bringen, um den Abstieg abzu­büßen. Er will nur ein­fach wei­terhin dort leben, wo ihm das Leben gefällt. Er will dort arbeiten, wo er das gerne tut. Und wenn ihn das in die zweite Liga führt, dann ist das eben so.

Das war eine sou­ve­räne Ent­schei­dung und zugleich eine roman­ti­sche, den­noch ändert es nichts daran: Hector und die Kölner führten das Feld der Ent­täuschten an, von denen es in dieser Saison so erstaun­lich viele gab. Sogar in Lever­kusen waren sie ent­täuscht, obwohl Bayer lange toll gespielt und der Jamai­kaner Leon Bailey dabei für die beson­ders spek­ta­ku­lären Momente gesorgt hatte. Sicher waren sie es in Han­nover, wo der sport­liche Erfolg des Wie­der­auf­stei­gers vom tiefen Zer­würfnis zwi­schen Teilen der Fans und Ver­eins­boss Martin Kind über­deckt wurde.