Zwischen den Anhängern von Bayern München und Besiktas schwelte über 20 Jahre ein Konflikt. Vor dem heutigen Champions-League-Achtelfinale wurde der nun beigelegt. Was ist passiert?
Die Aktion verfehlte nicht ihre Wirkung. Tagelang war sie Titelthema türkischer Nachrichtensendungen, der FC Bayern entschuldigte sich schließlich per Zeitungsinserat in der Türkei für das Fehlverhalten seiner Fans. Zum Teil soll die Aktion gar politisch instrumentalisiert worden sein. Ein Mitglied der Besiktas-Fangruppe „Çarşı“ sagte im Interview mit dem „Club Nr. 12“, die türkische Regierung habe „die Aldi-Geschichte aufgebauscht und großgemacht, um von den eigentlichen Problemen abzulenken“. Karl-Heinz Rummenigge fand sich letztlich beim türkischen Generalkonsul ein, um Abbitte zu leisten. Und auch zahlreiche türkische Fußballfans konnten mit dem FC Bayern und seinen Fans seit 1997 verständlicherweise nicht mehr viel anfangen.
Am Montagabend nun, einen Tag vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen der Teams in der Königsklasse, folgte die offizielle Versöhnung. Vertreter der Fanszene der Bayern luden die Gäste zu einem gemeinsamen Abendessen ins Münchner Kulturzentrum „Backstage“. Etwa 70 Fans beider Vereine nahmen teil, die Kosten sollen zu einem Gutteil von denjenigen übernommen worden sein, die den Eklat Ende des letzten Jahrtausends provoziert hatten. Der „Club Nr. 12“ erklärte, man habe endgültig „einen Schlussstrich unter dieses Kapitel gezogen“. Harmonische Zeiten allerseits im Aldi-Imperium!
Bewährungsprobe heute Abend
Die neugefundene wechselseitige Sympathie können die Bayern- und Besiktas-Fans gleich heute Abend unter Beweis stellen. Aufgrund einer empfindlichen Uefa-Strafe nach Ausschreitungen beim Spiel des amtierenden türkischen Meisters in Lyon im vergangenen April verzichtet der Verein in dieser Saison auf sein Ticketkontingent bei Auswärtsspielen im europäischen Wettbewerb. Damit soll eine womöglich noch drastischere Strafe bei wiederholtem Fehlvergehen von vornherein verhindert werden.
Fans von Besiktas und Bayern kritisierten unlängst, dass auch beim heutigen Achtelfinale deshalb keine Gäste-Anhänger zugelassen sind. Die Münchner empörten sich außerdem, dass ihr Verein sogar die sonst gängige informelle Ticketweitergabe für dieses Spiel unter Androhung von Strafe untersagt. Der „Club Nr. 12“ appellierte an alle Fans, denjenigen Besiktas-Anhängern, die nichtsdestotrotz einen Weg ins Stadion finden, mit „Toleranz“ zu begegnen.