Begeisternde Auftritte, fantastische Choreos und ein unbändiger Wille: Eintracht Frankfurt ist der Klub, auf den sich zumindest auf internationaler Bühne derzeit alle einigen können.
Als Sébastien Haller am Samstag in der 89. Minute im Bundesliga-Spiel gegen die TSG Hoffenheim den Ball präzise zum 2:2‑Ausgleich rechts unten ins Eck köpfte, drehte er lässig zum Jubel ab. Etwas zu lässig für den Geschmack von Makoto Hasebe. Wie von der Tarantel gestochen sprintete Eintracht Frankfurts Kapitän auf Haller zu und zerrte den deutlich größeren Franzosen in Richtung Mittelkreis. Eintracht Frankfurt wollte mehr. Wollte mehr als diesen Punkt, wollte den Sieg – und bekam ihn letztlich auch durch den Treffer von Gonçalo Paciência in der sechsten Minute der Nachspielzeit.
Es ist diese Gier nach dem absoluten Maximum, die den Verein derzeit auszeichnet. Schon beim Gewinn des DFB-Pokals im vergangenen Mai hatte man den Eindruck, dass die Eintracht diesen Titel schlicht mehr wollte als die erfolgsverwöhnten Bayern. Doch gestillt hat der Triumph die 30 Jahre währende Sehnsucht der Hessen nach Titeln nicht. Im Gegenteil: Durch den Pokalgewinn qualifizierte sich die Eintracht nicht nur sportlich für die Europa League, sondern schien dadurch erst recht Blut geleckt zu haben, auf den Erfolg noch weitere folgen zu lassen.
Durch die Gruppenphase gerauscht
Getragen von dieser Euphorie rauschte Frankfurt förmlich durch die Gruppenphase der Europa League. Selbst über klangvolle Namen wie Lazio Rom und Olympique Marseille fegte die Eintracht hinweg und schickte sie mit 4:1 und 4:0 wieder nach Hause. Sechs Siege aus sechs Spielen: Das war zuvor noch keinem Bundesligisten in der Europa-League-Gruppenphase gelungen.
Doch es ist nicht nur die Mannschaft, welche diese Gier in ihrer wuchtigen, zuweilen ungestümen Spielweise verkörpert. Auch die Fans lechzen nach magischen Europapokal-Nächten. Noch bevor Gegner und Anstoßzeiten überhaupt feststanden, hatte Eintracht Frankfurt im vergangenen Sommer für jedes Heimspiel der Gruppenphase 42.000 Tickets verkauft. Lediglich ein Restkontingent ging für die Mitglieder als Tageskarten in den Verkauf. Vor dem Sechzehntelfinale dasselbe Spiel: Ohne zu wissen, dass dort mit Schachtar Donezk alles andere als Laufkundschaft auf die Eintracht warten würde, rissen die Fans dem Verein förmlich die sogenannten „Blind-Date-Pässe“ aus der Hand. Diese garantieren Tickets für jedes der vier möglichen Heimspiele in der K.o‑Runde bis zum Finale in Baku.