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Roman Neu­städter, war Jürgen Klopp in Ihrer Kind­heit öfter bei Ihnen zu Gast?
Roman Neu­städter: Bei mir zu Hause nie, wie kommen Sie darauf? 

Er hat immerhin sieben Jahre lang zusammen mit Ihrem Vater Peter Neu­städter bei Mainz 05 gespielt. 
Roman Neu­städter: Das stimmt, ich kenne ihn seit ich sechs Jahre alt war. Mein Vater hat mich mit auf den Platz und in die Kabine genommen, wie das so üblich ist mit Kin­dern. Es ist aber nicht so, dass die beiden ständig um die Häuser gezogen wären. Klopp hat damals in Frank­furt gewohnt. Lus­ti­ger­weise wurde er dann zunächst Trainer meines Vaters. Nur wenige Jahre später hat er mich schließ­lich von den Mainzer Ama­teuren zu den Profis geholt. Wenn wir uns treffen, fragt er immer, wie es bei mir läuft. 

Ihr Vater ist in den 90er-Jahren über 250 Mal für den Karls­ruher SC und Mainz 05 auf­ge­laufen. Was haben Sie von ihm gelernt? 
Roman Neu­städter: Bei den Mainzer Ama­teuren war er dann sogar mein Trainer. Ich lernte, mich auch abseits des Fuß­balls pro­fes­sio­nell zu ver­halten. Er war aber nicht der Typ Vater, der seinen Sohn ständig unter Druck setzt. Sein wich­tigster Rat­schlag war: Habe Spaß am Fuß­ball, ver­krampfe nicht und mache das Beste aus deinen Mög­lich­keiten.“ 

Als Sie 2009 nach Glad­bach wech­selten, hat das anfangs nicht so gut funk­tio­niert. Sie brauchten eine kom­plette Saison, um in der Bun­des­liga anzu­kommen. 
Roman Neu­städter: Wäh­rend Marco Reus, der zur glei­chen Zeit nach Glad­bach kam, relativ schnell ein­schlug, blieb mir nur die Reser­vis­ten­rolle. Anfangs hatte ich Anpas­sungs­schwie­rig­keiten, war zum ersten Mal weg von Eltern und Freunden. Ich habe schlecht trai­niert und nicht gut gespielt. Wäre ich Michael Front­zeck gewesen, dann hätte ich mich selbst nicht auf­ge­stellt. 

Unter Lucien Favre hatten Sie direkt einen Stamm­platz. Inner­halb weniger Monate hat er aus dem sicheren Absteiger Mön­chen­glad­bach einen Anwärter auf die Cham­pions-League-Plätze gemacht. Was ist pas­siert? 
Roman Neu­städter: Lucien Favre legt sehr viel Wert darauf, dass wir ohne Ball gut ver­tei­digen und im Spiel nach vorne, mit dem Ball, Lösungen finden. Wir sind inzwi­schen sehr gut ein­ge­spielt und haben uns Auto­ma­tismen ange­eignet. Jeder ist sich bewusst, was er auf seiner Posi­tion zu tun hat. Wer den­Ball bekommt, weiß sofort, wo der nächste freie Mit­spieler steht. Das soll jetzt nicht die Arbeit von Michael Front­zeck abwerten, aber Favres Phi­lo­so­phie passt ein­fach besser zu unserer Mann­schaft. Es sind auch Klei­nig­keiten, die der Trainer aus uns her­aus­kit­zelt: Zum Bei­spiel, wie man sich bei der Annahme zum Ball stellen und in welche Rich­tung man sich drehen soll. So wird jeder Spieler von Tag zu Tag besser.

Wie wichtig waren die beiden Rele­ga­ti­ons­spiele gegen Bochum für das Mann­schafts­ge­füge? 
Roman Neu­städter: Es war nicht nur die Rele­ga­tion, son­dern auch die Spiele davor, die uns zusam­men­ge­schweißt haben. Wir waren ja schon tot, also gab es jede Woche ein End­spiel. Vor einem Jahr hat uns diese Sicht­weise sehr geholfen, also machen wir es jetzt wieder genauso. Daher kommt auch der Aus­druck von Spiel zu Spiel denken“. 

Glad­bach hat seit drei Spielen nicht mehr gewonnen. Warum konnte Ihre Mann­schaft zuletzt nicht mehr so erfri­schend auf­spielen? 
Roman Neu­städter: Wir haben keine Krise, aber die Gegner sind ja nicht blind. Mitt­ler­weile haben sich gerade die Abstiegs­kan­di­daten auf uns ein­ge­stellt und agieren sehr defensiv. Für uns ist das ein wei­terer Rei­fe­pro­zess: Es gilt jetzt zu beweisen, dass wir auch gegen sehr tief ste­hende Gegner Lösungs­mög­lich­keiten finden – und genau daran arbeiten wir jeden Tag. 

Am Samstag treffen Sie im Duell um die Cham­pions-League-Plätze auf Bayer Lever­kusen, die ver­mut­lich weitaus offen­siver zu Werke gehen. Kommt Ihnen das ent­gegen? 
Roman Neu­städter: Gerade gegen spiel­starke Ver­eine, die weiter oben plat­ziert sind, wie Bayern, Dort­mund, Bremen oder Schalke haben wir in dieser Saison sehr gute Spiele gemacht. Aber auch die Lever­ku­sener werden sich auf uns ein­stellen. Wir müssen vor allem auf ihre Offen­siv­spieler auf­passen. In letzter Zeit haben sie wieder in die Spur gefunden und wollen zu uns auf­schließen. Das gilt es am Samstag zu ver­hin­dern. 

Von den Rängen gab es gegen Frei­burg schon Pfiffe zu hören. Können Sie das nach­voll­ziehen? 
Roman Neu­städter: Auf der einen Seite ver­stehe ich die Reak­tionen der Fans. Aber wir müssen vor­sichtig sein und dürfen dann in der 80. Minute auch nicht alles in die Waag­schale werfen. Für uns war es eben wich­tiger, dass hinten die Null steht. Letztes Jahr wären wir fast abge­stiegen und jetzt sind wir Dritter. Nor­ma­ler­weise gibt es dann nichts zu pfeifen. Das pas­siert aus der Emo­tion heraus. 

Ist die Erwar­tungs­hal­tung zu hoch geschraubt worden? 

Roman Neu­städter: Wir haben die Mess­latte mit den Spielen gegen Bayern und Bremen sehr hoch gelegt. Ich kann mich nicht daran erin­nern, dass Glad­bach jemals so gut in der Tabelle stand. Dass die Erwar­tungen steigen, ist doch völlig normal. Aber man darf auch nicht ver­gessen, dass viele von uns gerade erst ihre erste rich­tige Saison spielen: Tony Jantschke, Har­vard Nord­tveit, Patrick Herr­mann, Marc-André ter Stegen, nicht zuletzt ich selbst. Des­wegen sollte man nicht zu früh anfangen zu träumen. 

Sie haben sich gegen eine Ver­trags­ver­län­ge­rung in Glad­bach ent­schieden und wech­seln im Sommer zu Schalke 04. Warum sehen Sie dort bes­sere Per­spek­tiven?

Roman Neu­städter: Ich hätte damals auch in Mainz bleiben können, habe mich aber für Glad­bach ent­schieden. Für mich per­sön­lich geht es um eine neue Her­aus­for­de­rung. Ich bin mit meiner Ent­wick­lung sehr zufrieden und möchte nun sehen, wie weit ich gehen kann. 

Mit Jer­maine Jones, Lewis Holtby und Joel Matip ist die Kon­kur­renz auf Ihrer Posi­tion im defen­siven Mit­tel­feld dort wesent­lich größer. 
Roman Neu­städter: Und genau dieser Kon­kur­renz möchte ich mich stellen. Schalke ist seit Jahren inter­na­tional ver­treten, war letztes Jahr im Halb­fi­nale der Cham­pions League. Von daher ist es für mich etwas Beson­deres, ab dem Sommer dort zu spielen. 

Marco Reus und Sie haben inner­halb weniger Tage ver­kündet, Glad­bach im Sommer zu ver­lassen. Wie hat die Mann­schaft darauf reagiert? 
Roman Neu­städter: Spieler kommen und gehen, so läuft das Geschäft nun mal. Wir sind beide sehr froh, wie die Jungs reagiert haben. Keiner war sauer oder belei­digt. Marco und ich haben uns geschworen, dass wir bis zum Schluss alles für Glad­bach geben werden. 

Marco Reus, ihr bester Kumpel im Team, hat sich für Dort­mund ent­schieden. Nächstes Jahr begegnen Sie ihm im Schalke-Trikot. 
Roman Neu­städter: Wir haben das noch gar nicht rea­li­siert, aber die Freund­schaft wird dann für 90 Minuten zur Seite gelegt. 

Sie sind in Dni­pro­pe­trowsk geboren und mit vier Jahren nach Deutsch­land gekommen. Es heißt, der ukrai­ni­sche Ver­band habe um Sie gebuhlt, aller­dings besitzen Sie nur einen deut­schen Pass. Könnte die EM in Ihrem Geburts­land noch eine kurz­fris­tige Option sein? 
Roman Neu­städter: Im Moment bringt es nichts, mir dar­über Gedanken zu machen, denn bis jetzt hat noch nie­mand Kon­takt mit mir auf­ge­nommen. Das Gerücht kam von der Presse. Wenn die Ukraine anfragen würde, müsste ich mir das mal durch den Kopf gehen lassen.