Er war mal Afrikameister im 100-Meter-Lauf, trat bei den Olympischen Spielen und gegen Usain Bolt an, seine Bestzeit ist 10,01 Sekunden. Nun spielt Hua Wilfried Koffi Fußball in der Kreisliga Mosel. Was zum Geier macht er da?
Hua Wilfried Koffi, die wichtigste Frage zuerst: Wer kickt besser, Usain Bolt oder Sie?
Ich. Ich habe ihn tatsächlich schon mal spielen sehen und weiß natürlich, dass er schneller ist als ich, aber fußballerisch bin ich besser.
Das heißt, Sie haben nie geglaubt, dass er als Profifußballer Erfolg haben wird?
Ich denke nicht, dass das möglich gewesen wäre. Dabei ging es auch viel ums Geld. Bolt hat zudem wegen seiner Stellung im Sport so viel zu tun, dass er das rein zeitlich nicht hinbekommen hätte.
Sie versuchen sich jetzt auch als Fußballer. Wie kam es dazu?
Ich habe über meine Frau jemanden kennengelernt, mit dem ich heute gut befreundet bin. Der hat mich eingeladen, mit ihm zu kicken. Das hat Spaß gemacht, und ich brauche einfach etwas, um mich fit zu halten. Nachdem ich so lange auf hohem Level trainiert habe, kann ich nicht einfach aufhören. Und so bin ich dann in Hetzerath in der Kreisliga Mosel gelandet.
Sie stammen aus der Elfenbeinküste. Was hat Sie überhaupt nach Deutschland verschlagen?
Ich habe beim Studium in Shanghai meine deutsche Frau kennengelernt. Was verrückt ist, denn wir kamen aus zwei verschiedenen Ländern und haben uns auf der anderen Seite der Welt getroffen. Meine Frau hat dann angefangen, in Luxemburg zu arbeiten, während ich mich in den USA auf die Olympischen Spiele 2016 vorbereitet habe. Damals hatten wir eine Fernbeziehung, aber später bin ich dann auch nach Trier gezogen, weil ich ebenfalls einen Job in Luxemburg angenommen habe.
Sie haben ein Masterstudium in Wirtschaft und Finanzen absolviert. Wie ließ sich das mit dem Leistungssport verbinden?
Während meiner ganzen Karriere habe ich mich immer auch auf die Bildung konzentriert. Das war eine Art Vertrag zwischen meinem Vater und mir. Er sagte, allein auf den Sport zu setzen, sei zu riskant. Also brachte ich gute Leistungen in der Schule, und er ließ mich im Gegenzug laufen. Dafür bin ich ihm extrem dankbar.
Haben Sie als Jugendlicher in der Elfenbeinküste auch Fußball gespielt?
Klar, in der Schule.
Haben Sie von einer Karriere als Profi geträumt?
Ja, damals war Fußball meine Leidenschaft. In meiner Heimat dreht sich alles darum. Didier Drogba, Yaya Touré, Gervinho – das sind Helden in meinem Land.
Warum sind Sie dann Sprinter geworden und nicht Fußballer?
Ich wollte unbedingt Fußballer werden. Aber es gehört extrem viel Arbeit dazu, wenn man es bis nach ganz oben schaffen will. Dafür war mein Vater damals nicht bereit und meinte, ich solle lieber zur Schule gehen.
Sie waren Afrikameister und sind bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften angetreten. Hat sich das für Sie auch finanziell gelohnt?
Nein, das ist ein grundsätzliches Problem meines Sports. Im Fußball verdienen auch jene Spieler Geld, die nur auf der Ersatzbank sitzen. Beim Sprint gewinnst du entweder oder du bekommst nichts. Du musst immer der Beste sein. Deshalb hat selbst ein Usain Bolt aufgehört, sobald er merkte, dass er sein Level nicht mehr halten kann.
Waren Sie als Leichtathlet ähnlich populär wie die ivorischen Fußballer?
Als ich 2014 in der Elfenbeinküste zum „Sportler des Jahres“ gewählt wurde, war das für mich eine Überraschung, obwohl ich in dem Jahr Afrikameister geworden war. Denn normalerweise geht die Auszeichnung immer an Fußballer.
Spieler wie Drogba & Co. haben das Land sehr früh verlassen. Ist das nötig, um es im Sport zu etwas zu bringen?
Es ist auf jeden Fall die beste Möglichkeit. Die Trainingsbedingungen sind einfach andere. So einen Platz wie hier in der Kreisliga haben in die Elfenbeinküste nicht mal alle großen Vereine. Drogba ist gegangen, als er fünf war. Wenn alle Spieler die Chance auf solche Bedingungen wie hier in Deutschland hätten, könnte dort etwas Großes entstehen.
Wenn Sie selbst heute kicken, sind Sie trotz ihrer mittlerweile 31 Jahre immer der schnellste Mann auf dem Platz. Wie reagieren die Gegenspieler darauf?
Die Gegner ermüden schnell, das nutze ich aus. Ich lasse sie laufen und bringe sie dazu, mir kreuz und quer über den Platz zu folgen. In der zweiten Halbzeit können sie dann meist nicht mehr. Wenn ich neben einem Abwehrspieler stehe, dann spüre ich seinen Atem. Dann merke ich, wenn er platt ist.
Werden Sie deshalb öfter gefoult als andere?
Die Gegenspieler versuchen es. Aber ich sorge dafür, dass sie rechtzeitig müde werden. Dann ist es nicht mehr so einfach, mich zu foulen.