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Seite 3: In jedem Punkt unterschiedlich

Bei Bayern wird Ribéry kaum ruhiger, er ist impulsiv, stößt an Grenzen und über­schreitet sie. Die Fans rufen seinen Namen, ohne blinde Hel­den­ver­eh­rung zu zele­brieren. Ribérys Ver­säum­nisse werden regis­triert und dadurch auf­ge­wogen, dass der ehe­ma­lige Stra­ßen­ar­beiter einem Stra­ßen­fuß­baller urei­genster Bedeu­tung gleicht: Er ist ein Chaot, aber halt ihr Chaot. Unver­stellt, naiv, rüh­rend ehr­lich. Franck, der Filou. 

Ribéry ist einer der wirk­lich wenigen Spieler, dem ich abkaufe, wenn er sagt, dass er Bayern liebt. Du merkst ein­fach, dass er eine ganz beson­dere Bin­dung hat“, sagt Bianca aus der Süd­kurve. Sobald er sich das Trikot anzieht, würde er Himmel und Hölle in Bewe­gung setzen. Er brennt auf seine eigene Weise für den Verein, er redet von Familie, und das ist auch so.“

Ribéry sagt einen Satz, der aus­reicht, um zu ver­stehen, dass es ihm ernst ist: Bayern hat mich nie fal­len­lassen, das werde ich nie ver­gessen.“ 

In jedem Punkt unter­schied­lich

Arjen Robben wech­selt im August 2009 in ein Team der Bra­af­heids und Brenos. Eine glo­bale Finanz­krise ver­senkt die Wirt­schaft. Barack Obama wird erster afro­ame­ri­ka­ni­scher Prä­si­dent der Ver­ei­nigten Staaten, mit Michael Jackson stirbt der King of Pop“, in den Charts über­nimmt Marit Larsen („If A Song Could Get Me You“) von Emi­liana Tor­rini („Jungle Drum“), amtie­render Formel-1-Welt­meister ist Lewis Hamilton. 

Robben ver­lässt Real Madrid ungern und eher unfrei­willig, den Transfer zum FC Bayern wertet er als Rück­schritt“, weil die Münchner kein Top-Kaliber sind. Dann: Wolfs­burg. Dieser 29. August 2009 ist für baye­ri­sche Ver­hält­nisse ein Urknall, Robben schießt zwei Tore, Ribéry bereitet sie vor, schon ihr erster Auf­tritt bringt die Geburt von Rob­bery. Eine Ära wird ein­ge­läutet, die Dimen­sion ist nicht abschätzbar, aber alle begreifen: Hier pas­siert etwas. Ein neues Gefühl. 

Rob­bens Kar­riere unter­scheidet sich in jedem Punkt von Ribérys Weg an die Spitze. Mit 16 debü­tiert er in Hol­lands Ere­di­visie, meis­tert die U‑Nationalmannschaften, spielt für Chelsea und Real. Robben ist ein kon­trärer Typ zu Ribéry, deut­lich ratio­naler, er hebt Bay­erns Niveau, erzielt teils sur­reale Tore und ist bis 2012: ein fan­tas­ti­scher Fuß­baller. Mehr aber nicht. 

Ein sagen­haftes Epos

Das Finale dahoam“ ändert die Wahr­neh­mung. Robben ver­schießt einen Elf­meter, Bayern ver­liert, Fans pfeifen ihren eigenen Spieler aus – aber der Geäch­tete flüchtet nicht, son­dern stellt sich einem Kampf, den nie­mand führen will. Er gewinnt ihn in exakt jener Sekunde, als der Ball im Wem­bley-Sta­dion über die Linie rollt, abge­sendet von Rob­bens Fuß und wie in Zeit­lupe, als sollten alle Bilder auf die Lein­wand pro­ji­ziert werden: die Ver­let­zungen, die Rück­schläge, die Schmä­hungen. Die Robben-Story ist ein sagen­haftes Epos vom Auf und Nieder, und am Ende wird ihr Prot­ago­nist zum stillen Ver­fechter des Kahn-Credos. 

Robben reprä­sen­tiert, was man Bayern-DNA nennt: nie­mals auf­geben. Nie, nie, nie“, sagt Bayern- Fan Bianca. Es bedeutet unheim­lich viel, wenn ich sehe, dass er dem Ball auch in der 96. Minute hin­ter­her­rennt wie ein Ver­rückter. Es muss ja nicht in einem Tor münden, aber er gibt immer 150 Pro­zent.“ Robben wirkt wie ein Renn­pferd in der Startbox, ein­ge­sperrt und taten­durstig, er will raus, er will los, er will siegen.