Fifa, Uefa, DFB: Der große Fußball wird von Skandalen erschüttert. Viele Fans wenden sich dem Amateurfußball zu. Unser fünf Beispiele zeigen: An der Basis ist die Welt noch in Ordnung.
„Da gehst du nicht hin, da spielen nur Prollos“, sagte meine Mutter und schickte mich zum Tennis. Und so blickte ich sehnsüchtig hinüber vom Sand- auf den benachbarten Ascheplatz, wo die Fußballer des SV Schermbeck trainierten. Und stand im „Stadion Waldsportplatz am Trog“ auf der Tribüne, die ein Grashügel mit Stufen war. Auch als ich längst in Berlin wohnte, blieb mein Dorfklub ein Stück Heimat. Zum Saisonabschluss gab es Kuhfladenroulette: Jeder tippte mit, wohin die aufs Feld geführte Kuh gleich sch… würde.
Doch jeder Aufstieg brachte die Mühlräder der Sportpolitik näher. Schermbeck gehört noch zum Rheinland, aber der Waldsportplatz und die attraktiveren Gegner lagen in Westfalen. Also spielte der SVS auf Antrag in der Oberliga Westfalen. Der Grashügel wich einer vorgeschriebenen Tribüne für Gästefans, die es nie gab. Eines Tages wollte der Präsident die Lizenzunterlagen persönlich zum Verband nach Duisburg fahren. Er stand im Stau, die Frist verstrich. Vor Gericht erstritt der Klub die Lizenz, aber die Mannschaft war schon weg. Abstiege folgten. Und endlich hat die Kuh wieder ihre Ruh’.