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Sascha Möl­ders, glauben Sie, Pep Guar­diola erin­nert sich an noch an Sie?
Nein, das glaube ich eher nicht.

Dabei haben Sie 2014 für dessen erste Bun­des­li­ga­nie­der­lage über­haupt gesorgt.
Eigent­lich hatte ich gar nicht damit gerechnet, zu spielen. Ich saß die fünf Spiele davor nur auf der Bank. Aber Markus Wein­zierl steckte mich in die Startelf, ich machte das Tor und wir gewannen mit Augs­burg 1:0 gegen die Bayern. Ein schöner Tag.

Ihre schönste Erin­ne­rung an die Bun­des­li­ga­zeit in Augs­burg?
Nein. Besser war das Jahr davor. In der Saison 2012/2013 standen wir zur Win­ter­pause bei neun Punkte. Im ganzen Land hieß es: Augs­burg ist weg vom Fenster. Am letzten Spieltag gewannen wir dann zu Hause gegen Führt und sprangen auf Platz 15 – wir mussten also nicht mal in die Rele­ga­tion. So etwas hatte es vorher in Deutsch­land nie gegeben. Ein geiles Jahr, ein unfass­ba­rerer Zusam­men­halt, eine gute Truppe.

Auch mit ihrer der­zei­tigen Truppe 1860 Mün­chen läuft es sehr gut. Sie per­sön­lich trafen allein in den ver­gan­genen drei Spielen sechsmal. Tun Ihnen die Regio­nal­liga-Innen­ver­tei­diger ein biss­chen leid?
Nein. Über­haupt nicht. Gegen Nürn­berg unter der Woche habe ich zum Bei­spiel nicht getroffen. Es gibt also keinen Grund, Mit­leid zu haben!

Dafür trafen Sie am Wochen­ende gegen Eich­stätt gleich dreimal in der ersten Halb­zeit. Spä­tes­tens nach ihrem dritten Treffer eska­lierte das Grün­walder Sta­dion.
Die Fans lieben das Sta­dion, und auch mir macht es großen Spaß, dort zu spielen. Für den ganzen Verein war es das einzig logi­sche, zurück an die Grün­walder Straße zu gehen. Denn vierte Liga in der großen Arena zu spielen? Das wäre Quatsch gewesen. Außerdem ist es doch so: Sechzig Mün­chen und Grün­walder Sta­dion: Das passt per­fekt.

Fehlt Ihnen als Ex-Bun­des­li­ga­profi in dem alten Sta­dion nicht der Luxus?
Quatsch. Die Kabinen sind zwar alt, aber ich mag diesen Charme. Es ist nun mal ein altes Fuß­ball­sta­dion und keine moderne Arena. Außerdem bin ich ja aus meiner Zeit in der Bezirks­liga noch ganz andere Plätze gewöhnt.

Ihr erstes Jahr im Her­ren­fuß­ball stürmten Sie für Wacker Berg­ebor­beck.
Ich war 19 Jahre alt und wir spielten nicht auf grünem, wei­chem Rasen, son­dern auf roter, harter Asche. Das hat mir für die Zukunft sicher nicht geschadet. Obwohl ich mir damals sicher war: Profi wirst du nicht mehr.“ Aber ich habe viele Tore geschossen und mich so Liga für Liga hoch­ge­ar­beitet – bis ich plötz­lich doch Profi war.

Ist so ein Weg heute noch mög­lich?
Ich glaube nicht. Es ist für Fuß­baller, wie ich einer war, sehr viel schwie­riger geworden. Ich wurde nicht in einem Nach­wuchs­leis­tungs­zen­trum aus­ge­bildet, son­dern auf den Bolz­plätzen in Essen. Ich bin von der Schule heim­ge­kommen, habe mir den Ball geschnappt und kam bis Abends nicht mehr nach Hause. Dann haben wir Flip“ gespielt – also nur volley aus der Luft aufs Tor geschrummt. Oder Lang­schießen“, zwei gegen zwei auf zwei Tore, jeweils nur mit einem Kon­takt. Oder mit 40 Kin­dern 20 gegen 20 auf einem win­zigen Platz. Heute haben die 13-jäh­rigen Jungs Spie­ler­be­rater. Das ist eine andere Welt.

Obwohl Sie viel auf der Straße gekickt haben, sind Sie kein fili­graner Tech­niker geworden.
Ich weiß, dass ich nicht der beste Fuß­baller bin und tech­nisch sicher nicht zu den begab­testen Profis gehöre. Aber man kann mir nie abspre­chen, dass ich nicht alles für den Verein geben würde. Und das gefällt den Fans.

Wären Sie trotzdem gerne etwas ele­ganter?
Nein, das war mir schon immer egal. Ich habe mit meinem Spiel­stil überall meine Tore gemacht, ob in Essen, Duis­burg, Frank­furt, Augs­burg oder jetzt in Mün­chen. Ich bin im Reinen mit mir.

In Mün­chen haben Sie mit 1860 zwei tur­bu­lente Jahre erlebt. Vor allem im Sommer, nach dem Abstieg aus der zweiten Liga, wurde es unge­müt­lich. Wäre ihnen ein etwas lang­wei­li­geres Umfeld lieber gewesen.
Egal wo man spielt: Ein Abstieg ist immer unschön. Und ich habe schon im Sommer betont, dass ich den Ärger der Fans nach­voll­ziehen kann. Ich stand als Jugend­li­cher selber bei Rot-Weiß-Essen in der Kurve, und wenn mir die Leis­tung der Spieler nicht passte, dann habe ich sie auch beschimpft.

Jetzt kennen Sie aber auch die Per­spek­tive des Profis, der beschimpft wird.
Wenn du als Zuschauer ins Sta­dion gehst und eine Ein­tritts­karte kaufst, dann kannst du auch mal einen Spieler beschimpfen. Natür­lich muss es im ver­nünf­tigen Rahmen bleiben, aber wenn du mit dem Spiel nicht ein­ver­standen bist, dann ist es dein gutes Recht, sauer zu sein. Die Fans gehen ihr Leben lang ins Sta­dion, die geben viel Geld aus für den Verein. Wenn der dann absteigt, ist das für sie sehr schlimm.

Diesen Sommer hoffen die Fans dagegen auf den Auf­stieg. Mit 1860 sind Sie sou­verän Tabel­len­führer der Regio­nal­liga-Bayern. Trotzdem müssten Sie auch als Meister in der Rele­ga­tion um den Auf­stieg kämpfen. Nervt Sie das?
Jeder, der Ahnung vom Fuß­ball hat, denkt da gleich: Ein Meister muss direkt auf­steigen. Aber, wenn es so kommt, müssen wir eben in die Rele­ga­tion. Und diese Situa­tion auch mit voller Kraft annehmen.

Haben Sie einen Wunsch­gegner?
Ich möchte immer gegen die besten Gegner spielen. Und da der Meister unserer Staffel gegen einen Ver­treter aus der Regio­nal­liga Süd­west antreten muss, würde ich am liebsten gegen Saar­brü­cken spielen. Die sind genau wie wir Tabel­len­führer – und dem­entspre­chend wahr­schein­lich der beste Gegner.