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Seite 4: Der Super Bowl als Heiliger Gral

Wie wir Fuß­ball­spiele anschauen, ändert sich beständig, und die Klubs, die Ligen und Ver­bände müssen darauf reagieren. Aber ihre Logik ist manchmal rät­sel­haft, etwa bei der beses­senen Fixie­rung auf die NFL und vor allem den Super Bowl. Für viele Bosse der Super­klubs scheint er der Hei­lige Gral zu sein, obwohl das Finale der Cham­pions League viel mehr Men­schen erreicht. Und warum muss man sich den Fan der Zukunft suchen, wenn man schon in der Gegen­wart so viele hat? Warum ris­kiert man sogar, diese Leute zu ver­graulen?

Cold nights i Stoke

Pro­teste von Chelsea-Fans gegen die Super League im März 2021

Pic­ture Alli­ance

Als sich am Tag nach der Ankün­di­gung der Super League Fans des FC Chelsea am Sta­dion ihres Klubs zum Pro­test ver­sam­melten, hielt einer von ihnen ein Pro­test­plakat hoch, auf dem stand: WE WANT OUR COLD NIGHTS IN STOKE!“ Das war eine Anspie­lung darauf, dass das Sta­dion von Stoke City in Eng­land als beson­ders kalt und zugig gilt und dass dort gerade Spit­zen­mann­schaften immer wieder so in Schwie­rig­keiten gerieten, dass gerne an Spieler die Frage gestellt wurde: But can he do it on a cold night in Stoke?“ Dass gerade Stoke, das in Eng­land als beson­ders unat­trak­tive Stadt gilt, als Sehn­suchtsort beschworen wurde, zeigte aber auch, wie wenig die Pro­pa­gan­disten der Super League ihr Publikum kannten. Denn es waren nicht ergraute Alt-Fans, die da pro­tes­tierten, son­dern es domi­nierten die jungen Gesichter.

Eine erstaun­liche Gering­schät­zung

Pérez hat aber nicht nur über die ver­meint­li­chen Wün­sche junger Zuschauer klare Vor­stel­lungen, er weiß vor allem, auf welche Kund­schaft er ins­ge­samt zielt. Wir haben Fans in Sin­gapur, in China, auf der ganzen Welt, das sieht man in den sozialen Medien. Das bringt das Geld rein“, sagte er. Aus sol­chen Bemer­kungen und aus dem Begriff Legacy Fans“ sprach eine erstaun­liche Gering­schät­zung. Außerdem zeigte sich dabei ein ziem­lich unter­kom­plexes Ver­ständnis vom Zusam­men­spiel des Lokalen und des Glo­balen. 

Die chi­ne­si­schen Fans von Real Madrid oder des FC Bayern finden an diesen Klubs gerade auch lie­bens­wert, was vor Ort ent­steht. Aber es wirkte fast so, als ob den Machern der Super League ihr bis­he­riges Publikum auf die Nerven ging und sie gerne ein anderes hätten. Oder warum spielte Pérez die Satel­liten-Fans gegen jene aus, die in seinem Sta­dion sitzen? Auf jeden Fall hin­ter­ließ die Idee der Super League den Ein­druck, dass deren Macher ein bemer­kens­wert schlichtes Bild ihrer Kund­schaft und von deren Wün­schen hatten. Lag es viel­leicht daran, dass sie das Busi­ness gar nicht so richtig ver­standen, das sie da betrieben? Oder war an diesem Geschäft grund­sätz­lich etwas faul?