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Es gibt im Band Asterix auf Kor­sika“ eine schöne Szene. Die Stam­mes­häupt­linge Oso­l­emirnix und Azurix stehen sich Nase an Nase gegen­über, die Messer gezückt, erbit­terte Rivalen, töd­lich ver­feindet – an den Grund der Feind­schaft ver­mögen sich beide aller­dings nicht mehr zu erin­nern, es gab da wohl mal eine Geschichte mit einem Vetter und einem Esel. Am Ende ver­söhnen sich die beiden Streit­hähne und klappen die Messer ein…



Womit wir beim FC Bayern wären. Denn der deut­sche Rekord­meister ist zwar ein mit­tel­stän­di­sches Unter­nehmen mit über 200 Mil­lionen Euro Umsatz. Aber die Per­so­nal­po­litik folgt, abseits des diesmal beson­ders wage­mutig umge­bauten Spie­ler­ka­ders, dem Prinzip: Der war schon früher hier, dann kann der ja heute nicht schlecht sein. So ist plötz­lich der lange ver­sto­ßene und mit Manager Uli Hoeneß ver­fein­dete Paul Breitner wieder als Berater im Boot. Auch die zweite Gene­ra­tion bekommt ihre Chance. Franz Becken­bauers Sohn arbeitet sich durch die Trai­ner­hier­ar­chie nach oben, und Breit­ners Spröss­ling ist seit kurzem in der Pres­se­stelle ange­stellt. Die Familie wächst.

Der Ursprung der heu­tigen Fami­li­en­kon­struk­tion liegt Anfang der 90er Jahre. Vorher war eigent­lich nur Manager Uli Hoeneß schon da. 1991 kehrten zwei ehe­ma­lige Fami­li­en­mit­glieder zurück. In einem Jahr der Krise sollte die Legende mit bekannten Namen auf­ge­frischt werden. Die frü­heren Bay­ern­ki­cker Karl-Heinz Rum­me­nigge und Franz Becken­bauer wurden Vize­prä­si­denten, zum Unwillen von Hoeneß. Ich muss erstmal aus­loten, was die wollen. Wenn sie es ehr­lich meinen – okay. Wenn nicht, werde ich auf­hören“, tönte er belei­digt. Heute sind derlei Miss­töne nicht mehr zu hören. Hoeneß und Rum­me­nigge, inzwi­schen Vor­stands­vor­sit­zender der FC Bayern Mün­chen AG, arbeiten pro­fes­sio­nell zusammen. Ob sie sich mitt­ler­weile gut leiden können, weiß man nicht. Die Familie hält zusammen. Die Zeit der öffent­lich aus­ge­tra­genen Intrigen, etwa in Rum­me­nigges ersten Dienst­jahren, ist vorbei. Hoeneß hat seine Macht behalten, wäh­rend Rum­me­nigge seinen Ein­fluss stetig aus­ge­weitet hat. Aus der drei­köp­figen ope­ra­tiven Füh­rungs­ebene, zu der noch Finanz­vor­stand Karl Hopfner gehört, dringen keine Interna mehr nach außen. Die geschwät­zigen Kolumnen Franz Becken­bauers in der Bild-Zei­tung sind zwar hin und wieder ein Ärgernis. Aber so isser halt, der Franz, den ändert man nicht mehr. Und er macht ja nichts kaputt.

Wirk­lich erstaun­lich war die Rück­kehr Paul Breit­ners. Zu aktiven Zeiten war er zwar mit Hoeneß befreundet, später galt das Ver­hältnis als voll­ständig zer­rüttet. Breitner, ein alter Kumpan des ehe­ma­ligen Hoeneß-Rivalen Rum­me­nigge, gefiel sich in der Rolle des Dau­ern­örg­lers und ging Hoeneß als Springer-Kolum­nist mächtig auf die Nerven. Doch Anfang März ernannte der Manager Breitner plötz­lich zum Berater. Der Fami­li­en­streit zwi­schen den beiden war auf rät­sel­hafte Weise bei­gelegt. Manch einer mut­maßte schon, Hoeneß habe, nach all den Possen um Oliver Kahn, einen neuen Wunsch­kan­di­daten für seine Nach­folge.

Ohne Müller wären wir gar nicht hier“

Doch die Fami­li­en­bande funk­tio­nieren nicht nur auf der Füh­rungs­ebene. Alt-Keeper Sepp Maier war 13 Jahre lang Tor­wart­trainer. Und 1992 pro­fi­tierte auch Gerd Müller. Nachdem er eine Ent­zie­hungskur absol­viert hatte, gab ihm Hoeneß einen Job als Nach­wuchs­trainer. Auch ein Akt der Dank­bar­keit, so sieht Hoeneß das, ohne ihn wären wir gar nicht hier“.

Die zweite erstaun­liche Per­so­nalie trägt eben­falls den Namen Breitner. Max, der Sohn, ist Redak­teur der Ver­eins­zeit­schrift. Offi­ziell hat das natür­lich über­haupt nichts mit seinem Stamm­baum zu tun. Erstaun­lich ist seine Ver­pflich­tung aber des­halb, weil Max Breitner, zuvor Redak­teur des Bou­le­vard­blattes tz, vor 2006 als Mit­autor der berüch­tigten Geschichte über Bas­tian Schwein­stei­gers ver­meint­liche Wett­ge­schäfte war. Inzwi­schen gilt Breitner als reha­bi­li­tiert, er habe für die Geschichte nichts gekonnt, heißt es bei den Bayern. Schuld sei sein dama­liger Chef gewesen. In einer Familie ver­zeiht man auch.

Und wer weiß: Viel­leicht ist das Herz der Münchner ja irgend­wann sogar groß genug, jemanden wieder in die Familie auf­zu­nehmen, der laut Hoeneß anno 2002 beim FC Bayern nicht einmal mehr Green­keeper“ würde werden können. An Lothar Mat­thäus selbst, so viel steht fest, würde es nicht schei­tern.