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Seite 2: „Neidisch bin ich nicht"

Javi Mar­tínez war einst der teu­erste Transfer der Bun­des­li­ga­ge­schichte, Juan Mata schnürt die Schuhe für Man­chester United, Azpi­li­cueta spielt bei Chelsea. Ein biss­chen nei­disch wird man da doch schon, oder?
Nein, über­haupt nicht. Ich emp­finde da höchs­tens Bewun­de­rung. Jeder hat mit seinen eigenen Umständen zu kämpfen und geht seinen eigenen Weg. Wer nei­disch ist, hat gleich zwei Pro­bleme auf einmal: Er kann sich an seinem eigenen Weg nicht erfreuen, aber auch nicht am Weg der anderen. Wenn ich mich an die Jungs von damals erin­nere, kommt mir eher José Zamora in den Sinn, der mit 21 Jahren nach drei schweren Knie­ver­let­zungen seine Kar­riere beenden musste. Ob da jetzt einer mehr oder weniger Kohle macht, ist mir eigent­lich egal. Mir ist wich­tiger, dass ich jemanden ein­fach mal anrufen kann, um über alles andere außer Fuß­ball zu spre­chen.

Ein Jahr in der Pre­mier League und man ist quasi aller Sorgen ledig…
Oder eben nicht! Wenn du eine Mil­lion im Monat ver­dienst, ist natür­lich erstmal alles ein biss­chen leichter, finan­ziell gesehen. Die Leute bekommen aber ihre Fami­lien gar nicht mehr zu Gesicht. Wenn man auf dem Niveau spielt, ist es ja mit zwei Stunden Trai­ning am Tag nicht getan. Ist man euro­pä­isch dabei, wohnt man quasi im Hotel. Ich habe das ja selbst erlebt.
Und dann gibt es da noch eine Ebene, die bei der ganzen Sache viel bedeu­tender ist als das Geld: Der Fokus liegt so sehr auf der eigenen Berühmt­heit. Irgend­wann kommt man an einen Punkt, an dem man ständig jemanden um sich herum benö­tigt, der einem sagt: Du bist gut. Du bist schön. Du bist jeden Cent wert.“ Aber was pas­siert, wenn du auf­hören musst, oder wenn du dich ver­letzt? Auf diese Frus­tra­tion ist nie­mand, aber wirk­lich nie­mand, mental vor­be­reitet. Die Fall­höhe ist ein­fach unglaub­lich viel höher als bei einem ganz nor­malen Job. Das kannst du mit keinem Geld der Welt auf­wiegen.

Wie lief es nach dem Tur­nier im Verein?
Der Traum ging weiter. Ich wurde als 18-jäh­riger in Albacete in die Pro­fi­mann­schaft hoch­ge­zogen und spielte in der zweiten Liga. Und da fing dann quasi ein neues Leben an: das Leben als Fuß­ball­profi. Durch den EM-Titel waren natür­lich so einige Leute auf mich auf­merksam geworden. In meinen drei Jahren dort habe ich etwa 50 Spiele absol­viert, das war für einen so jungen Spieler schon beacht­lich. Im Winter des dritten Jahres hieß es dann plötz­lich, dass man meinen Ver­trag, der im Sommer aus­lief, nicht mehr ver­län­gern wollte. Das war schwer zu ver­dauen. Die ganze Zeit hatte ich mich als wichtig für den Verein emp­funden und plötz­lich hieß es: Es reicht nicht mehr. Glück­li­cher­weise bin ich schon immer zwei­gleisig gefahren und hatte neben der Pro­fi­kar­riere stu­diert. Ich habe dann den Fokus auf das Stu­dium gelegt und konnte in der Rück­runde bei Albacete mit freiem Kopf auf­spielen.

Das scheint ganz gut geklappt zu haben. Plötz­lich hatten Sie jemanden von Real Madrid an der Strippe.
Ich habe dem gesagt: Ich glaube, Sie haben sich ver­wählt (lacht). Aber zwei Tage später saßen wir dann zusammen und man hat mir einen Ver­trag für die Castilla (zweite Mann­schaft von Real Madrid, d. Red.) ange­boten. Ich habe dann nicht lange über­legt und unter­schrieben. Die erste sieben Spiele bin ich aller­dings über­haupt nicht zum Zuge gekommen. Ich lief zu der Zeit mal mit einem Team­kol­legen über den Trai­nings­platz und der meinte zu mir, dass ich doch bestimmt jetzt einen neuen Verein suchen würde, weil ich einen Schritt zurück von der zweiten Liga in die Segunda B (3. Liga) gemacht hätte und jetzt auch noch auf der Bank säße. Das habe ich über­haupt nicht ver­standen. In Wirk­lich­keit war es für mich so, als würde ich mit 21 Jahren die Chance bekommen, eine Art Master-Stu­dium in Fuß­ball zu absol­vieren. Da habe ich keinen ein­zigen Gedanken daran ver­schwendet, weg­zu­gehen. Ich hatte für zwei Jahre unter­schrieben. Ich wusste: Was ich bei Real lernen konnte, das könnte mein Leben ver­än­dern. Die ganze Infra­struktur, die Qua­lität des Trai­nings. Es ist quasi ständig jemand ver­fügbar, der bei allem hilft und unter­stützt. Das ist eine andere Welt.

In Ihrem zweiten Jahr bei Real gelang der Auf­stieg in die zweite Liga und Ihre bis dahin ziem­lich gerad­li­nige Kar­riere nahm eine erste inter­es­sante Wen­dung: Es zog Sie zu Sparta Prag in die erste tsche­chi­sche Liga. Wie kam das zustande?
Mein Ver­trag in Madrid war aus­ge­laufen und ich war gerade im Urlaub. Plötz­lich rief mich mein dama­liger Berater an und erzählte mir, ich hätte ein Angebot aus der Tsche­chi­schen Repu­blik. Da hab ich erstmal abge­wunken, ich kam ja schließ­lich gerade von Real Madrid. Da wollte ich schon min­des­tens wieder in die zweite Liga in Spa­nien. Mein Berater meinte aber, dass es sich um einen abso­luten Tra­di­ti­ons­verein han­deln würde, der außerdem in der Europa League spielt. Ich stand also vor der Wahl, in einem großen Land in einem kleinen Verein zu spielen oder in einem kleinen Land bei einem richtig großen Verein. Ich bekam dann ein Angebot und mir wurde gesagt, ich müsse schon am nächsten Tag hin. Da musste ich erstmal schlu­cken, habe es aber durch­ge­zogen und für drei Jahre unter­schrieben.