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Seite 2: Die einhellige Meinung: Boah!

Wohl kaum. Mein erstes Spiel war gegen Waldhof Mann­heim im Pokal, dessen zweite Runde 1992 sich die Ein­tracht in der Ver­län­ge­rung errum­pelte. Ich erin­nere leb­haft den Matsch an meinen Schuhen, den Stolz, mit der ich meine Kin­der­fahne schwenkte, die tau­send Gerüche, Farben, Men­schen, Gesänge, Tony Yeboahs Ober­schenkel, deren Kon­turen wahr­schein­lich sogar die Pas­sa­giere in den Flug­zeugen über uns deut­lich erkennen konnten. Mit diesem prä­genden Ereignis an diesem grauen Tag 1992 übergab mein Onkel die Fackel der Fuß­ball­liebe an mich, und nun war ich bereit, sie wei­ter­zu­geben.

Und ich war voller Vor­freude. Wäh­rend also die Familie im Zug gen Frank­furt saß, sah ich freudig all den Gele­gen­heit ent­gegen, den Kleinen all die win­zigen Details und ver­steckten Freuden des Fuß­ball­fan­seins näher­zu­bringen. Wie man dem Schiri richtig Du Blinder“ ent­ge­gen­giftet und wann (jeder­zeit). Wann es ok war, den Eltern des ein oder anderen Gegen­spie­lers einen zwei­fel­haften Ver­wandt­schafts­status zu unter­stellen (immer). Klar, die Eltern der Kleinen waren dabei, aber viel­leicht würde ich ja den­noch Gele­gen­heit dazu bekommen, den beiden zu zeigen, wie man einen Bier­be­cher mit seinen Fäka­lien füllt und in den Gäs­te­block wirft, über dem unsere Sitze waren.

Und so zogen wir ins Wald­sta­dion ein

Und so zogen wir ins Wald­sta­dion ein, aßen eine Wurst, sangen ein paar, auf Drängen der anderen Erwach­senen in der Runde, jugend­freie Fan­lieder, besuchten den Fan­shop und das Museum. Und stiegen schließ­lich die Stufen des Sta­dions hoch, was ich mitt­ler­weile bestimmt fünf­hun­dert Mal gemacht habe. Und was den­noch noch immer ein beson­derer Moment für mich ist.

Und für meine Neffen anschei­nend auch. Boah“, war die ein­hel­lige Mei­nung der beiden, die mit tel­ler­großen Augen und auf­ge­sperrten Mün­dern auf das gigan­ti­sche Gewusel starrten, das ein Bun­des­li­ga­sta­dion am Spieltag ist. Tau­send Gerüche, Farben, Men­schen, Gesänge, dann all die Momente, die einem der Her­zens­verein so schenkt. Das Singen der Hymne vor Anpfiff etwa, das Mit­brüllen der Auf­stel­lung oder der unnö­tige Patzer des Ersatz­tor­warts zum 0:1 gegen einen absolut bie­deren Gegner, der seit fünf Spielen nicht mehr gewonnen hatte.

Es ist trotzdem schön“

Ist nicht so schlimm, wenn die Ein­tracht nicht gewinnt. Es ist trotzdem schön“, sagte der ältere von beiden nach dem 0:2, als ich gerade mein Gesicht frus­triert in meinen Hand­flä­chen ver­grub. Das war natür­lich völ­liger Quatsch, wollte ich ent­gegnen, und das man gegen so eine Piss­truppe selbst­re­dend gewinnen müsse. Aber dann ver­kniff ich es mir, in dem Wissen, dass das eine Wahr­heit über den Fuß­ball ist, die man sich selbst erar­beiten muss. Und hof­fent­lich wird. Die Fackel ist zumin­dest wei­ter­ge­geben, und dass das ganze Spaß machen würde, habe ich nie behauptet.