Eigentlich galt die eingleisige 3. Liga als unantastbar. Aufgrund der aktuellen Krise werden aber nun die Rufe nach einer Reform laut. Beim DFB wird der Vorschlag einer Splittung verhandelt. Schon ab der kommenden Saison könnte mit 40 Teams und in zwei Staffeln gespielt werden.
Die Zukunft der 20 Vereine in der dritthöchsten Spielklasse ist aufgrund der Coronakrise unsicher. Der ruhende Spielbetrieb nagt finanziell an den ohnehin klammen Klubs, viele sind existenziell bedroht. Uneinigkeit herrscht zwischen den Vereinen, ob die Saison fortgeführt – dann ohne Zuschauer – oder abgebrochen werden sollte. Vergangene Woche wurde darüber auf einer Managertagung debattiert. Ergebnis: 13:7 für eine Fortsetzung. Die bayrischen Vertreter plädieren bespielweise für eine Fortführung der restlichen Spieltage in Form von Geisterspielen, um einen sportliche fairen Wettbewerb zu gewähren. Kritiker befürchten erhebliche finanzielle Einbußen, da die Vereine der 3. Liga anders als in den höheren Ligen stärker auf Zuschauereinnahmen angewiesen sind.
Um diese Streitigkeit zu umgehen, ist beim DFB ein neuer Vorschlag eingegangen. Demnach liegt ein Paper vor, dass eine zweigleisige 3. Liga vorschlägt. Dem Konzept zufolge, das nach Reviersport-Informationen vom SV Elversberg stammt und von Rot-Weiß Essen und Rot-Weiß Oberhausen unterstützt wird, könnte bereits ab der kommenden Spielzeit 2020/21 der Spielbetrieb in zwei Ligen mit je 20 Teams starten. Weil die scharf geführte Debatte um Abbruch oder Fortführung der Saison keinen Sieger hervorbringt und ein Saisonabbruch Rechtstreitigkeiten nach sich ziehen könnte, wollen die Verfasser des Konzepts einen anderen Weg einschlagen. Sie sind der Ansicht, dass der „vorgeschlagene Ansatz eines Saisonübergangs in Kombination mit einer Reform der Ligastruktur am ehesten zur Schaffung einer Mehrheit der betroffenen Vereine“ führen könne.
Aufatmen in Zwickau, Münster, Großaspach und Jena: Denn das Konzept sieht vor, dass es bei einer Teilung der 3. Liga keine Absteiger geben solle – egal ob die Saison abgebrochen oder sportlich doch noch beendet wird. Sei es rechtlich möglich, sollen zwei oder drei Vereine in die 2. Bundesliga aufsteigen. Die restlichen 20 Startplätze der zwei neu geschaffenen Staffeln würden dann mit Mannschaften aus den Regionalligen aufgefüllt. Die Reformer befürworten eine Teilung in Nord und Süd, getrennt nach Regionalverbänden.
Die Verfasser räumen zwar ein, dass eine zweigleisige 3.Liga zunächst geringere Einnahmen aus der Zentralvermarktung nach sich ziehen würden. Rund 500.000 Euro könnte das Minus im schlimmsten Falle betragen. Mittelfristig böten aber viele Derbys die Chance zu Mehreinnahmen, auch die Reisekosten würden um rund 100.000 Euro je Verein gesenkt. Ein weiterer Teil der Mindereinnahmen könnte durch einen Solidaritätsbeitrag der DFL-Mitglieder kompensiert werden, hoffen die Verfasser.
„Insgesamt erscheint die Zweiteilung der 3. Liga für die Klubs mit einem zu erwartenden durchschnittlichen negativen Ergebniseffekt zwischen 3 und 4 Prozent der Gesamtbeträge aus finanzieller Hinsicht stemmbar“, heißt es. Ein weiterer großer Streitpunkt könnte mit dem neuen Konzept ebenfalls ad acta gelegt werden: Alle fünf Regionalliga-Meister würden direkt aufsteigen.
Derweil hat sich bereits der erste Drittligist zu Wort gemeldet. Auf Twitter betont der FC Ingolstadt das eine Reform aktuell kein Thema sei und sich die Drittligisten erst vor wenigen Wochen auf eine eingleisige Liga verständigt hätten. Auch der DFB bekräftigt, dass es dazu keine neuen Diskussionen in der 3. Liga gebe. Jochen Breideband, Themenmanager der 3. Liga, teilt mit: „Die 20 Klubs der 3. Liga haben sich erst vor wenigen Wochen ebenso geschlossen wie klar für die eingleisige 3. Liga ausgesprochen. An dieser Haltung hat sich auch in der Corona-Krise in den bisherigen Sitzungen und dem Meinungsaustausch nichts geändert.“