Thierry Henry und Patrick Vieira wurden zusammen Welt- und Europameister. Gestern trafen sie als Coaches aufeinander. War das Spiel so gut wie seine Trainer?
Und tatsächlich hatte Monaco ansonsten oft in schnellen Umschaltmomenten versucht, vor Nizzas Tor zu gelangen. Doch OGC, die die schlechteste Offensive und zugleich eine der besten Defensiven der Liga stellt, hielt im Sinne Vieiras dichtgestaffelt dagegen. Der Journalist Tom Williams schrieb im Vorfeld: „Offensichtlich spielte Vieira unter Wenger. Er würde in Nizza diesen Offensivgeist spielen lassen. Aber er ist pragmatisch genug, um zu realisieren, dass er dafür nicht die Spieler hat.“
Liga der Talente
Die beiden Franzosen haben sich in den vergangenen Jahren akribisch vorbereitet. Waren in Jugendakademien, hospitierten in den USA, trugen Bälle für die belgische Nationalmannschaft. Nun sind sie Trainer in der Ligue 1, deren Leitspruch lautet: „Ligue de talents“. Liga der Talente. Und vielleicht war das das Problem an diesem Abend. Eines, das nicht erst besteht, seitdem Henry und Vieira an der Seitenlinie stehen. Denn seit jeher wird von großen Spielern auch erwartet, dass sie große Trainer werden. Deren Spieler oftmals aber nicht an die eigene Klasse heranreichen. Und so machte sich in einem schwachen Moment die Hoffnung breit, Henry und Vieira mögen in der Halbzeitpause ihre feinen Mäntel ausziehen und sich doch bitte einfach selbst einwechseln.
Thomas Tuchel, der genau diese Liga zurzeit mit Paris Saint-Germain anführt, es also von allen in Frankreich am besten wissen müsste, hatte zu Beginn seiner Trainerkarriere gesagt: „Auf dem Niveau, auf dem wir jetzt Fußballspielen, ist es ein ganz klares Players Game.“ Er meinte, dass Trainer die Spiele nur im Juniorenbereich gewinnen könnten. Bei den Profis sei die Dichte an individueller Klasse so groß, dass der Trainer nicht mehr vergleichbar entscheidend sei. „Die Rolle von mir ist die eines Dienstleisters“, sagte Tuchel, „wir unterstützen und helfen.“
Turbulent oder planlos?
Die Welt- und Europameister von einst, die Dienstleister von heute, konnten nur zusehen, wie Monaco nach einem Eckball ausglich, weil der Ball für einen kurzen Augenblick hinter der Torlinie lag. Und sie sahen, wie Nizzas Stürmer in der Schlussphase einen Elfmeter vergab. Turbulent war das Spiel, sagen manche. Etwas planlos, sagen andere.
Henry hatte auf alle fünf Neuzugänge verzichten müssen, darunter den Ex-Schalker Naldo und den Ex-Weltmeister Cesc Fabregas, weil das Cote‑D’Azur-Derby ein Nachholspiel war und somit kein Winterpausentransfer spielberichtigt war. Ab dem Wochenende dürfen sie mitspielen. Vielleicht wird es dann besser. Vielleicht können sie mit seiner Hilfe etwas anfangen. Andererseits: Auch Thomas Tuchel fing in Mainz an, hatte keine Weltmeister im Kader, und trotzdem Erfolg. Das ist genau zehn Jahre her.