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Billy Kinsley hat seine besten Tage längst hinter sich. So schien es zumin­dest. Der 73-jäh­rige Ex-Front­mann von Bands wie The Mer­sey­beats“ und The Mer­seys“ fei­erte seine größten Erfolge in den 1960er-Jahren, als die Beat­musik die bri­ti­sche Insel rockte. Einmal lan­deten Billy & Co. sogar einen Top-5-Hit mit dem Titel Sorrow“. Es war die gol­dene Ära des Musik­ge­schäfts, die Sweet Six­ties. Zuletzt aber litt Billy unter dem Rock-Opa-Syn­drom: immer weniger Haare, immer weniger Power in den Hüften, kaum noch Grou­pies am Start. Nie­mand inter­es­sierte sich mehr für ihn – bis, ja bis zwei lus­tige Jungs wit­zige Tanz­vi­deos mit der alten Everton-Klub­hymne Spirit Of The Blues“ unter­legten und auf Twitter hoch­luden.

Nach dem umju­belten 2:1 der Tof­fees“ gegen Crystal Palace am ver­gan­genen Samstag pos­teten @FinKitch und @NeilLafferty gleich meh­rere Film­aus­schnitte und Memes, die sie mit dem schmis­sigen Fuß­ball­song (offi­zi­eller Inter­pret: der FC Everton) gedubbt hatten. Andere Fans folgten ihrem Bei­spiel und unter­legten Tanz­szenen aus Film­klas­si­kern oder Zei­chen­trick­se­rien mit Spirit Of The Blues“. Schließ­lich setzte ein regel­rechter Run auf den Song ein und die Down­load­zahlen schossen der­maßen durch die Decke, dass der bis Sonntag auf Platz 1 der bri­ti­schen i‑Tunes-Charts kata­pul­tiert wurde. Mal eben so. Auf Platz zwei folgte Mid­night Sky“ von Miley Cyrus.

Ich bin absolut begeis­tert!“

Sänger Bill Kinsley

Natür­lich stand Billy Kins­leys Telefon nicht mehr still. Denn Billy und sein alter Rock-Kumpan Kenny Parry sind nicht nur die Song­writer hinter Spirit Of The Blues“, sie liehen dem Lied auch ihre Stimmen – gemeinsam mit einigen anderen Musi­kern aus dem Groß­raum Liver­pool. Und jetzt so ein Höhen­flug in den i‑Tunes-Charts. Damit hätte Billy auf seine alten Tage nicht mehr gerechnet. Ich hatte zuerst keinen blassen Schimmer von der aktu­ellen Ent­wick­lung“, erzählt er dem Daily Mirror, aber plötz­lich riefen alle mög­li­chen Leute bei mir an und fragten: Hey, was geht da ab?‘ Ich bin absolut begeis­tert!“

1984, als Billy Kinsley & Co. den Song pro­du­zierten, gab es noch gar keine Down­load-Charts. Und der FC Everton war gerade eine ganz große Nummer in Liver­pool. In der Vor­saison hatten die Tof­fees“ den FA-Cup geholt, nun waren sie gerade auf dem Weg zur eng­li­schen Meis­ter­schaft und zum Titel­ge­winn im Euro­pacup der Pokal­sieger (jeweils 1985). Eine Tro­phäe nach der anderen lan­dete im Goodison Park. Heute, gut drei­ein­halb Jahr­zehnte später, rollt erneut eine Welle der Euphorie durch die blaue Hälfte der Stadt. Everton, trai­niert vom ita­lie­ni­schen Mas­ter­mind Carlo Ance­lotti und ver­stärkt durch den kolum­bia­ni­schen Super­star James Rodri­guez, stürmte in die neue Pre­mier-League-Saison wie einst die Beatles in die Plat­ten­charts: ohne große Vor­war­nung, aber mit unbän­digem Drive.