Daniel Engelbrecht von den Stuttgarter Kickers gab am Samstag sein Comeback nach einer 16 monatigen Leidenszeit – mit implantierten Defibrillator. Wir sprachen mit dem 24-Jährigen über den Moment der Einwechslung, wahrhaftige Floskeln und den Vorteil der frühen Bettruhe.
Daniel Engelbrecht, am vergangenen Samstag wurden Sie in der 76. Minute gegen den FV Ravensburg erstmals seit ihrem Zusammenbruch auf dem Platz vor 16 Monaten wieder eingewechselt. Können Sie dieses Gefühl irgendwie in Worte fassen?
Dieser Moment zählt definitiv zu den schönsten meines Lebens. Nicht nur wegen des Spiels, sondern weil sich für mich bestätigt hat, dass sich Kämpfen immer lohnt, selbst wenn eine Situation noch so aussichtslos erscheint. Nach Betreten des Platzes sind mir auch einige Szenen aus der Zeit nach meinem Zusammenbruch auf dem Platz durch den Kopf geschossen: die Diagnose der Herzmuskelentzündung, die vier Operationen, der Moment, wo ich überzeugt war, dass ich sterben werde, das erste Training nach der ganzen Scheiße; das war schon sehr emotional. Bei der Einwechslung musste ich mir die Tränen verkneifen.
Spürten Sie bei Ihrem Comeback noch eine sehr große Hemmung in ihren Aktionen?
Ich bin natürlich viel ängstlicher als vorher. Mit der Angst muss ich aber leben, die Erinnerungen sind einfach zu präsent. Aber ich merke, dass es von Training zu Training besser wird. Der Fußball ist für mich die beste Therapie, die ich haben kann. Mein Trainer Horst Steffen spielt dabei eine wichtige Rolle, weil er mir jeglichen Druck nimmt.
Hatten Sie denn in der Zeit nach ihrem Zusammenbruch auch nur die leiseste Hoffnung, dass Sie jemals wieder auf dem Platz stehen würden?
Die Hoffnung hatte ich eigentlich die ganze Zeit, zwischenzeitlich wurde sie mir aber immer wieder genommen. Ich musste sie dann jedes Mal aufs Neue aufbauen. Nach der ersten Diagnose der Herzmuskelentzündung schaffte ich es noch mich zu ermutigen. Als danach bleibende Schäden festgestellt wurden, fiel ich ein Loch, da die Diagnose gleichbedeutend war mit meinem Karriereende. Durch die Implantation des Defibrillators schöpfte ich wieder Hoffnung, die dann wiederum durch die Herzrythmusstörungen begraben wurden. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Die Angst vor dem Tod war damals sehr präsent und irgendwann ging diese Angst vor dem Tod in Gewissheit über. Es folgten drei weitere Operationen, die letztlich gut verliefen und so bekamen die Ärzte das Problem wieder in den Griff.