Die Bundesliga geht ins letzte Saisondrittel, sechs Mannschaften zittern um den Klassenerhalt. Wer bleibt drin? Wer steigt ab? Die Kandidaten im Taktik-Check.
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist das schlechteste Bundesliga-Team im ganzen Land? Langsam aber sicher geht die Bundesliga in die heiße Phase. Welche Teams müssen um den Nichtabstieg bangen? Wie stehen die Chancen, dass der Klassenerhalt gelingt? Wir machen den Abstiegskampf-Check.
Millionen-Transfers, Klinsmann-Aus, Windhorst-Pressekonferenz: Bei Hertha geht es dieser Tage turbulent zu – überall außer auf dem Feld. Alexander Nouri galt schon unter Klinsmann als maßgeblicher Gestalter der taktischen Ausrichtung. Die Devise lautet: Die Defensive muss stehen! Unter Nouri verteidigen die Berliner tief und stehen eng am Mann. Aus einem 5 – 3‑2-System versuchen sie, ihre schnellen Stürmer einzusetzen.
Ihre größtenteils defensive Herangehensweise passt kaum zum selbst ausgerufenen Motto, ein „Big City Club“ zu werden. Er funktioniert aber im Kampf gegen den Abstieg. Für Nouri spricht die Defensivbilanz: Nur dreizehn Gegentore kassierte die Hertha in zehn Bundesliga-Partien.
Für höhere Aufgaben empfiehlt sich Nouri damit zwar nicht. Zumindest aber ist die Mannschaft auf dem besten Weg in Richtung Klassenerhalt. Alle Berliner Fans sollten jedoch hoffen, nicht allzu sehr in den Abstiegsstrudel zu geraten. Sollte von ihrer Mannschaft irgendwann spielerische Lösungen aus dem Mittelfeld gefragt sein, dürfte Nouris Fußball an seine Grenzen stoßen.
Fünf Siege, ein Unentschieden, vier Niederlagen: Markus Gisdols Bilanz in Köln kann sich durchaus sehen lassen. Zwar funktioniert Gisdols recht simples 4 – 4‑2-System defensiv gegen die Größen der Liga nicht. Zuletzt gab es zwei deutliche Niederlagen gegen Borussia Dortmund (1:5) und den FC Bayern München (1:4).
Dafür gewinnt Köln die Duelle gegen Teams, die individuell auf Augenhöhe sind – siehe der deutliche 4:0‑Sieg gegen Freiburg oder der 1:0‑Erfolg gegen Werder Bremen. Gisdols Team punktet dank einem kompakten Mittelfeld. Gisdols Maßnahme, jungen Spielern Einsatzchancen zu geben, fruchtet und garantiert dem Team mehr Tempo.
Und doch verbleiben Fragezeichen. Wie stabil ist das Gisdol-System wirklich? Er baut stark auf die Physis seiner Spieler, ein konstruktives Spiel durch das Mittelfeld gibt es selten. Umso wichtiger ist es, in den anstehenden Partien gegen Hertha, Schalke und Paderborn das Polster auf die Abstiegsränge auszubauen.
Das 0:0 gegen Schalke am Wochenende bescherte den Mainzern gänzlich neue Gefühle. Nicht nur war es ihr allererstes Unentschieden in dieser Saison; es war auch das erste Heimspiel, bei dem sie zu null spielten. Entsprechend stellte Trainer Achim Beierlorzer die Fortschritte in der Defensive in den Vordergrund: „Wir lassen nicht mehr viel zu, sind verlässlicher worden und nicht mehr die Schießbude der Liga.“
Dies war bisher das große Manko auf dem Weg zum Klassenerhalt. Die Mainzer ließen zu viele Tore zu. Die Ursachenfindung dafür ist nicht leicht. Die Mainzer verteidigten keineswegs luftig, standen häufig dicht gestaffelt und kompakt. Doch Fehler in der Abwehr sowie eklatante Schwächen bei Standards luden ihre Gegner zu einfachen Treffern ein. Dreizehn Tore ließ Mainz nach ruhenden Bällen zu – Liga-Höchstwert.
Beierlorzer konnte diese Schwachstellen zuletzt ausbessern. Dadurch kommt auch die solide Mainzer Offensive stärker zum Tragen. Unter Beierlorzer blüht vor allem Robin Quaison als Linksaußen auf, der diagonal zum Tor starten kann. Sein wenig kreatives, aber klar erkennbares Offensivkonzept könnte den FSV zum Klassenerhalt tragen – wenn die Defensive nicht wieder anfängt zu wackeln.