Die Bundesliga geht ins letzte Saisondrittel, sechs Mannschaften zittern um den Klassenerhalt. Wer bleibt drin? Wer steigt ab? Die Kandidaten im Taktik-Check.
Seit Uwe Rößler den Trainerposten in Düsseldorf übernahm, holte die Fortuna nur zwei Punkte in drei Spielen. Der Abstand auf den rettenden Rang 15 stieg von drei auf fünf Zähler. Das sind die nackten Zahlen.
Die Leistungen der Fortuna sprechen aber eine andere Sprache. Selbst beim 1:4 gegen Borussia Mönchengladbach war zu spüren: Diese Mannschaft lebt. Unter Rößler spielt die Fortuna aktiveren Fußball. Die Mannschaft läuft den Gegner früher an, zwingt diesen so in Zweikämpfe, will mutig nach vorne spielen.
Vor allem fußballerisch hat die Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht. Die Fortuna sucht öfter den Weg über das Mittelfeld-Zentrum. Hier ist der wieder genesene Kevin Stöger der Fixpunkt. Die Fortuna hat deutlich mehr Ballbesitz als unter Funkel, sie zeigt sogar Ansätze eines Kombinationsfußballs. Bleibt nur die Frage, ob die Düsseldorfer ihre Leistungen in absehbarer Zeit in Punkte ummünzen können – oder ob sie in Schönheit absteigen. Das Potential für eine Aufholjagd ist vorhanden.
Die Geschichte ist oft genug erzählt worden: Vor der Saison träumte Werder von Europa, nun droht dem Verein der erste Abstieg seit dreißig Jahren. Die Zahlen deuten vor allem auf ein Defensivproblem hin: Kein Bundesliga-Team kassierte mehr Gegentore. Bremen ist das zweitschlechteste Team nach Standards (zwölf Gegentore), erzielte zudem mehr Eigentore als jeder andere Bundesligist (drei).
Das ist aber nur die halbe Geschichte. Tatsächlich zeigte sich die Mannschaft im Spiel gegen den Ball zuletzt verbessert. Sie verteidigten kompakt und arbeiteten geschlossen gegen den Ball. Das hilft aber wenig, wenn die eigene Offensive komplett in der Luft hängt. Entlastung ist Fehlanzeige, Kreativität aus dem Mittelfeld ebenso. Hinzu kommt, dass vorne jegliche Körperlichkeit fehlt. In der Rückrunde wartet Werder noch immer auf einen eigenen Treffer in der Bundesliga; die beiden erzielten Tore gegen Augsburg (1:2) und Düsseldorf (1:0) waren Eigentore des Gegners.
Die Hoffnungen ruhen entsprechend auf Stürmer Davie Selke. Er soll wieder vermehrt Präsenz im Strafraum zeigen. Das zeigt, wie dünn Bremens Personaldecke ist. Lange Zeit brauchte es Fantasie, um sich einen Bremer Abstieg auszumalen. Nun braucht man viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie sie den Abstieg noch abwenden wollen. Und wie lange Florian Kohfeldt noch Trainer der Bremer bleiben kann.
Hätte man den Paderborner Fans vor der Saison gesagt, sie würden nach 22 Spieltagen nur einen Punkt vom Relegationsrang entfernt sein: Die meisten hätten diese Ausgangslage dankend angenommen. Das ist Paderborns große Stärke: Die Verantwortlichen und das Umfeld wissen, wo der Verein herkommt.
Für Paderborn spricht zudem, dass sie endlich in der Bundesliga anzukommen scheinen. Trainer Steffen Baumgart bleibt seinem Stil zwar größtenteils treu. Seine Mannschaft soll offensiven Fußball spielen, sprich: den Gegner früh stören und flach aus der Abwehr herausspielen.
Paderborn agiert dabei aber nicht mehr ganz so naiv, wie sie dies noch in der Hinrunde taten. Die Zahl der unnötigen Ballverluste hat sich drastisch verringert, bei Kontern rücken sie nicht mehr vogelwild nach vorne. Mittlerweile schaffen sie es, ihre große Stärke – die hohe Geschwindigkeit ihrer Stürmer – immer öfter gewinnbringend einzusetzen. Das lässt den Klassenerhalt nicht gänzlich unrealistisch erscheinen. Dennoch: Der individuelle Unterschied zu den übrigen Bundesligisten – und auch zu den anderen Abstiegskandidaten – bleibt riesig. Ein Nichtabstieg wäre eine Sensation.