Elefanten-Kolo: der Mann von der Elfenbeinküste war im Hinspiel gegen Mönchengladbach Celtics schwächster Spieler. Rein statistisch. Aber was sind schon Zahlen?
Im Hinspiel gegen die Deutschen half das allerdings nicht viel. Weil Touré jeweils gegen Andre Hahn zwei Fehler unterliefen, die er nach Anpfiff reumütig eingestand und ihn äußerst selbstkritisch davon sprechen ließen, wie „ein 16-Jähriger“ verteidigt zu haben. Was sich natürlich auch nur 35-jährige Leader erlauben können, von denen ihr Trainer sagt: „Wenn ich Kolo brauche, dann ister da. Vor allem in wichtigen Spielen.“
Herrlich rustikal
Den Puristen auf der Tribüne dürfte Tourés Auftritt gegen die Gladbacher dennoch gefallen haben. Mag er durch zwei verlorene Zweikämpfe auch seinen Anteil an der Pleite gehabt haben, seine Spielweise war so herrlich rustikal, dass man sich an seine Seite wünschte, um den Defensivspezialisten dabei zu beobachten, wie er jeden Ball so konsequent aus der Gefahrenzone beförderte, als handele es sich nicht um ein Spielgerät, sondern eine Kofferbombe.
Das hatte wenig mit der Feinfüßigkeit von solch Innenverteidiger-Spielmachern wie Jerome Boateng oder Mats Hummels zu tun, erinnerte aber an die klassischen Tugenden der letzten Verteidigungsreihe. Zur Not halt mal in den Oberrang. Das mag Ästheten nicht gefallen. Aber Fußball darf auch mal sein wie Kolo Touré ihn interpretiert.
Fußballer wie ihn liebt die Kurve
Das funktioniert natürlich nur, wenn man weiß, dass dem Rustikalen der unbedingte Einsatzwillen voraus geht, wie es Touré Zeit seiner Karriere bewiesen hat. Selbst seine Doping-Sperre 2011 als Spieler von Manchester City hatte das (und eine gehörige Portion Naivität) zur Grundlage: Touré hatte Diätpillen seiner Gattin geschluckt, um auf sein Kampfgewicht zurück zu fallen.
Fußballer wie ihn, in ihren Möglichkeiten limitiert, aber notfalls auch dazu bereit, die eigenen Familienplanung aufs Spiel zu setzen, liebt die Kurve. Bei all seinen Vereinen avancierte Touré zum Publikumsliebling, die Fans von Manchester City besangen ihn und seinen Bruder Yaya in der Meistersaison 2012 so ausgiebig zum Klassiker „No Limit“ des Eurodance-Duos „2 Unlimited“, dass später selbst die Fußballer seines neuen Arbeitgebers aus Liverpool in die Knie gingen.
Von Herzen umgenietet
Und jetzt grätscht der Vollblutfußballer für den Vollblutverein aus Glasgow. Da haben sich zwei gefunden. Wenn da nur nicht der von hunderten Pflichtspielen geplagte Körper eines 35-Jährigen wäre, der immer seltener zum Einsatz kommt.
Nach dieser Saison ist wohl Schluss mit der ganz großen Karriere. Der Vertrag mit Celtic läuft nur für eine Saison. Vielleicht wartet ja irgendwo ein Scheich oder US-Multi darauf, von Touré über den Haufen getreten zu werden. Er wird wissen, dass es von Herzen kommt.