Wie viel wird im Amateurfußball gezahlt? Eine ARD-Recherche enthüllt: Pro Saison fließen bis zu einer Milliarde Euro – und die Finanzämter greifen nicht ein.
Auch jenseits der Zahlen bietet der Film einen tiefen Einblick in die teils skurrile Welt des mittlerweile offenbar durchkommerzialisierten Amateurfußballs. Im Film äußert sich ein Kicker aus Niedersachsen, der seit seinem 16. Lebensjahr nebenbei Geld mit Fußballspielen verdient und es gut findet, dass er für sein Hobby bezahlt wird. Ein Spielerberater aus Mecklenburg-Vorpommern berichtet, wie er auch im Amateurfußball mit seiner Arbeit dreistellige Summen verdient. Zudem reist ein Lockvogel zu zwei Vereinen und verhandelt mit ihnen über Geld.
Gerhard Klapp, ein Mäzen aus Hessen, hat laut eigener Aussage bislang fast zwei Millionen Euro in den Amateurfußball investiert. In den Vereinen, die er unterstützt, möchte er dafür auch das Sagen haben. Er erzählt über sein Verhältnis zu den Vereinen: „Das will ich ja hoffen, dass die abhängig sind von mir. Ja, warum soll ich das machen, wenn die bestimmen können, was sie wollen? Warum soll ich da Geld reinschießen? Das geht nicht. Nein, da kann ich es ja gleich zum Fenster rausschmeißen.“
„Das will ich ja hoffen, dass die abhängig sind von mir.“
Tim Frohwein, ein Amateurfußball-Experte, glaubt, dass die Verbände davor zurückscheuten, sich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen – sie wüssten genau, welche Probleme mit den Bezahlmechanismen einhergehen und wollten die „Büchse der Pandora“ nicht öffnen. Die Finanzämter jedenfalls überprüfen die Vereine nur selten. Ein Finanzbeamter erklärt die Gründe: „Wenn wir da keinen Geldfluss nachweisen können, wie sollen wir denn dann jemanden bestrafen? Woher soll ich denn wissen, dass der Spieler da irgendwie etwas bekommen hat? Genau deshalb ist es ja so, dass das Geld dann eben im Umschlag kommt.“
Der „falsche Weg“ seien Zahlungen bis in untere Ligen hinab, sagte ein DFB-Sprecher der ARD. Verantwortlich dafür seien die „unabhängigen Vereine“, eine Kontrolle sei für die 21 Landesverbände unter dem Dach des DFB „nicht möglich“. Doch das, worüber schon seit Jahren gemunkelt wird, fußt jetzt auf soliden Daten: Der deutsche Amateurfußball hat ein massives Problem mit Schwarzgeld.
Ein Team der ARD hat über ein Jahr lang zur Bezahlkultur im Amateurfußball recherchiert. Heute Abend um 23:30 Uhr zeigt das Erste die Doku „Milliardenspiel Amateurfußball: Wenn das Geld im Umschlag kommt“. Einen Überblick mit allen Ergebnissen der Recherche findet ihr unter sportschau.de/milliardenspiel.