Es wäre ein Treppenwitz in Claudio Pizarros Karriere: Ausgerechnet nach seiner Ausbootung aus der Nationalelf qualifiziert sich Peru für die WM in Russland und für „Pizza“ bleibt nur die Zuschauerrolle.
Es war ein trostloser Abschied des „Bombardero de los Andes“, denn so sehr sich Claudio Pizarro auch bemühte, er konnte dem Angriffsspiel der Mannschaft des argentinischen Trainers Ricardo Gareca wieder einmal keine Struktur verleihen.
Am Abend des 29. März 2016 spielte Pizarro im Estadio Centenario in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo bei der 0:1‑Niederlage das letzte Mal für die die Nationalmannschaft seines Heimatlandes Peru. In der 48. Minute ging Pizarro vom Platz. Zu alt, zu langsam, zu unbeweglich lautete das brutale Urteil der peruanischen Medien.
Ohne Pizarro eilt die Mannschaft von Erfolg zu Erfolg
Seit mehr als einem Jahr ist der vielleicht größte Fußballer in der Geschichte Perus nicht mehr Teil der „La Blanquirroja“ und ziemlich genau seit diesem Zeitpunkt eilt die peruanische Auswahl in der südamerikanischen WM-Qualifikationsrunde von Erfolg zu Erfolg.
Gareca stand unter enormen Druck: Im ersten Drittel der gnadenlosen, weil sportlich so ausgeglichenen „Eliminatorias 2018“ holte Peru mit Pizarro kümmerliche vier Punkte. Zu wenig, um im Kampf um die ersten vier Plätze mitzumischen, die das direkte Ticket für die WM in Russland bedeuten.
Die Fans sind nicht gut auf Pizarro zu sprechen
Und der Argentinier traf eine harte Entscheidung – gegen die lebende Legende des peruanischen Fußballs, gegen Pizarro. Der Argentinier wusste große Teile der Öffentlichkeit hinter sich, als er Pizarro fortan einfach nicht mehr nominierte.
Denn während in Deutschland „Pizza“ wegen seiner Unverwüstlichkeit und seines sympathischen Auftretens einen tadellosen Ruf genießt, sind die Fans der Anden-Nation alles andere als gut auf den Ex-Kapitän zu sprechen. Pizarro hat, gemeinsam mit den anderen drei Spielern im Quartett der „Fantastischen Vier“ – Jefferson Farfan, Juan Vargas und Paolo Guerrero – nie das liefern können, wonach die peruanische Volksseele dürstete: Eine erfolgreiche WM-Qualifikation.
Der Boulevard freut sich – der Trainer weniger
So blieb die goldene Generation rund um den Champions-League-Sieger von 2013 ein unerfülltes Versprechen. An der ablehnenden Haltung der peruanischen Fans ist Pizarro nicht ganz unschuldig. Wie so viele südamerikanische Fußballprofis leistete sich auch Pizarro im Laufe seiner Karriere während des „Heimaturlaubes“, also bei Spielen mit der Nationalmannschaft, einige Aussetzer abseits des grünen Rasens.
Die erfreuten zwar den Boulevard, Fans und Trainer haben ihm das aber nie verziehen. Und auch dieses Mal drohte wieder eine WM-Qualifikation, die Peru schon frühzeitig aller Träume berauben sollte. Bis zum März 2016, als Gareca die folgenreiche Entscheidung traf, Pizarro auszusortieren.
Noch nie hat er eine Weltmeisterschaft spielen können, stets verpassten die Mannschaften, denen er zuerst als Talent angehörte und die er später als Ausnahmestürmer und schließlich als Kapitän anführte, die Qualifikation für die Endrunden. 2002, 2006, 2010, 2014 – dazu kamen Sperren und Streitigkeiten wegen angeblicher oder tatsächlicher Undiszipliniertheiten.