Es wäre ein Treppenwitz in Claudio Pizarros Karriere: Ausgerechnet nach seiner Ausbootung aus der Nationalelf qualifiziert sich Peru für die WM in Russland und für „Pizza“ bleibt nur die Zuschauerrolle.
Ohne den Neu-Kölner läuft es dagegen wie geschmiert: Erstmals seit Beginn der Qualifikationsrunde steht Peru auf Rang vier. Möglich gemacht hat das eine atemberaubende Aufholjagd unter anderem mit Auswärtssiegen in Paraguay und Ecuador.
Inzwischen hat Trainer Gareca ob seiner harten Linie laut Umfragen Zustimmungsraten von 97 Prozent in Peru. Am Donnerstag kommt es nun zum wohl wichtigsten Fußball-Spiel der peruanischen Geschichte der letzten Jahrzehnte.
Selbst der Erzbischof ist mit an Bord
Im „La Bombonera“, dem legendären Stadion von Boca Juniors in Buenos Aires, muss Peru den gerade erst hart erkämpften vierten Platz gegen Gastgeber Argentinien verteidigen. Messi und Co. stehen mit dem Rücken zur Wand, auch für die Gastgeber hat dieses Spiel historische Ausmaße, denn eine Niederlage gegen Peru würde wohl das Aus für Russland 2018 bedeuten.
In Peru zünden die Fans in den Kirchen Kerzen an, sogar Limas Erzbischof, Kardinal Jose Luis Cipriani, besuchte jüngst die Nationalmannschaft im Trainingslager, um sie für die WM-Qualifikation zu segnen. Und Cipriani schließt nicht aus, die Mannschaft nach Buenos Aires zu begleiten.
Der wahre Grund für Pizarros Comeback in Köln?
Für Pizarro könnte sich die erfolgreiche Aufholjagd der peruanischen Nationalmannschaft zu einer persönlichen Tragödie entwickeln: Peru erstmals seit 35 Jahren bei einer WM dabei und Pizarro müsste das alles vom Fernseher aus miterleben, es wäre ein Treppenwitz der Geschichte.
„Ich werde niemals zurücktreten“, hatte Pizarro gegenüber peruanischen Medienvertretern noch Ende vergangenen Jahres trotzig erklärt. Nicht wenige Journalisten in Peru vermuten, der wahre Grund dafür, dass sich der vereinslose Pizarro in den letzten Wochen fit hielt, lag daran, dass er im stillen Kämmerlein doch noch auf eine glückliche Wendung seines Schicksals hofft.
Offene Türen für alle
Sollte Peru das Wunder von Buenos Aires schaffen und wenig später auch im Heimspiel gegen dann wohlmöglich schon qualifizierte Kolumbianer am letzten Spieltag die Qualifikation schaffen, will Pizarro bereitstehen. Für den Fall, dass doch noch ein Stürmer ausfällt.
Paolo Guerreo will ein Comeback nicht ausschließen. Der ehemalige Bayern- und HSV-Stürmer, der inzwischen für Flamengo in Rio de Janeiro spielt, sagte in dieser Woche bei seiner Ankunft in Lima angesprochen auf Pizarros Comeback beim 1. FC Köln in der Bundesliga schon einmal vielsagend: „Die Türen der Gruppe sind für alle immer offen.“