Herr Zumdick, in Ihrer Karriere waren Sie bei vier Vereinen in Deutschland und außerdem noch in Ghana tätig. Verfolgen Sie den Werdegang ihrer ehemaligen Teams?
In meiner Karriere als Spieler hatte ich nur zwei Vereine: Preußen Münster und den VfL Bochum. Das hat mich natürlich geprägt hier im Westen und speziell im Ruhrgebiet. Beim VfL Bochum war ich dann lange Co- und später auch Cheftrainer. Aber als es nach dem Wiederaufstieg nicht mehr so rund lief, wir auf einem Abstiegsplatz standen und sich die Wege trennten, bin ich sozusagen in die Welt gezogen, weil in Deutschland keine Angebote kamen. Ich bin auf einen anderen Kontinent gegangen und habe in Ghana eine Vereinsmannschaft übernommen, mit der ich dann in den „Africa Cup“ in Casablanca eingezogen bin. Daraufhin hat man mich zum Nationaltrainer gemacht. Wenn damals nicht das Angebot von Klaus Toppmöller gekommen wäre, beim HSV etwas aufzubauen, wäre ich wahrscheinlich immer noch in Afrika. Aber auch die Zeit beim Hamburger SV möchte ich nicht missen. Dort habe ich alles mitgemacht: Von Uefa-Cup bis Champions League und sogar Abstiegskampf – auf den wir auch gut hätten verzichten können. Das sind Momente, die einen auch emotional an den Verein binden. Speziell beim VfL Bochum, wo ich insgesamt 20 Jahre lang war – zu diesem Verein habe ich eine ganz besondere Beziehung.
Woran denken Sie beim Stichwort „Preußen Münster“?
Ich habe in Münster mein Elternhaus, meine Familie wohnt immer noch in der Nähe des Preußenstadions und ich bin damals zum Training mit dem Fahrrad gefahren. In Münster habe ich von der E‑Jugend bis zur ersten Mannschaft gespielt und ich war immer stolz, den Preußenadler auf der Brust zu tragen. Ich hoffe, dass der Verein nun endlich die Kurve bekommen hat. Preußen hat sich gerade für die neue Regionalliga qualifiziert und auch der Schritt, den Stadionumbau nun endlich anzupacken, stimmt mich positiv. Der Verein muss wieder eine bessere Adresse im Fußball werden – auf jeden Fall wesentlich besser als momentan.
Wie sind Ihre Erinnerungen an ihren Gegner Lajos Detari, den Frankfurter Siegtorschützen im DFB-Pokalfinale 1988?
Oje. Das wäre so ein riesiger Erfolg gewesen für den VfL und unsere Mannschaft. Viele Leute sagen immer noch, der Freistoß von Lajos Detari sei haltbar gewesen. Da lasse ich gerne mit mir streiten. Letztendlich frage ich mich heute noch – ich habe mir die Szene natürlich sehr häufig noch angeguckt – ob der Ball haltbar war. Ich habe denn Ball sehr spät gesehen und dann passte natürlich die Absprungfolge nicht mehr. Ich erinnere mich auch noch, dass Uwe Leifeld in diesem DFB-Pokalfinale gegen Frankfurt ein reguläres Tor aberkannt wurde. Der Verein hätte den Pokal absolut verdient und natürlich auch das darauf folgende internationale Geschäft. Aber so ist der Fußball und damit muss man fertig werden: Abhaken und dann geht es weiter.
Vor ein paar Wochen standen Sie mit Borussia Dortmund erneut im DFB-Pokalfinale. Sind die Erlebnisse vergleichbar?
Damals war das ganze Stadion voller VfL-Fans, diesmal war dort eine schwarzgelbe Kulisse. Als Spieler fand ich es gigantisch und jetzt mit Dortmund war es wieder ein absolut emotionales Erlebnis. Insofern, ja, es ist durchaus vergleichbar. 2008 haben wir leider nur am Rande mitbekommen, was in Berlin losgewesen sein muss. Die komplette Hauptstadt in Dortmunder Hand, das muss überragend gewesen sein. Ich bin froh, dass wir eine respektable Leistung abgeliefert haben und wir dem Pokal im Prinzip sehr nahe waren. Aber dann kam das typische „Luca Toni-Glück“ und somit sind die Bayern als Sieger vom Platz gegangen. Der Uefa-Cup-Startplatz in der kommenden Saison ist für uns natürlich ein Trostpflaster und da richten wir jetzt schon unsere Planungen nach aus.
Wie blicken Sie auf ihre Zeit in Ghana zurück?
Ich habe die Nationalmannschaft in Ghana betreut und mit dem Olympiateam die Qualifikation für Athen geschafft, wo sie auch eine gute Rolle gespielt hat. Die „Black Stars“ (so wird die Nationalmannschaft Ghanas genannt, Anm. d. Red.) haben bei der WM 2006 ein tolles Turnier gespielt und es war schön, die Jungs mal hier in Deutschland zu haben. Natürlich habe ich sie auch besucht. Insgesamt war es eine tolle und auch erfolgreiche Zeit für mich als Cheftrainer. In Ghana konnte man es nicht verstehen, dass ich zurück nach Deutschland gehe – und das auch noch als Co-Trainer, der dafür die WM 2006 sausen lässt. Aber aus familiärer Sicht war das definitiv die richtige Entscheidung. Obwohl ich manchmal der Zeit in Ghana etwas hinterhertrauere und mich frage, wie das wohl ausgegangen wäre. Die WM als Trainer im eigenen Land mitzuerleben wäre schon ein Abenteuer gewesen, schätze ich.
Gibt es etwas, was Sie aus heutiger Sicht in Ihrer Karriere anders gemacht hätten?
Ich glaube, es gibt viele Punkte in der Karriere, wo man an Kreuzungen kommt und sich entscheiden muss, welchen Weg man einschlägt. Aber letztendlich hat man sich für einen Weg entschieden und dazu muss man stehen. Das tue ich. Ich bin kein Typ, der irgendwelchen Dingen hinterherheult. Aber die Frage, „was wäre gewesen wenn?“, ist schon interessant und da denke ich ab und zu mal drüber nach. Aber das ist keine Wehmut, ich halte mich nicht wirklich lange damit auf.
Was stellen sie sich in dem schnelllebigen Fußballbusiness in den kommenden zehn Jahren für sich vor?
Ich bin eigentlich so ein Typ, der dort, wo er gerade ist, alles investiert und versucht, sich komplett einzubringen. Ich habe mich bei fast allen Vereinen sehr wohl gefühlt. Bei Preußen sowieso, das ist mein Heimatverein. In Bochum, wo ich immer noch wohne und lebe, selbstverständlich auch, denn dort war ich immerhin 20 Jahre. Als das dort zu Ende ging, war es schon sehr komisch. Ich konnte mir nicht vorstellen, von dort wegzugehen und hatte eigentlich vor, mir dort etwas aufzubauen. Aber wenn man dann den Mechanismen des Geschäfts unterliegt, muss man sich eben neu orientieren und die Erfahrungen in Afrika und Hamburg möchte ich absolut nicht mehr missen. Insofern bin ich da heute sehr viel relaxter und offener, was passiert. Ich glaube, es ist unmöglich, im Fußballgeschäft die kommenden zehn Jahre zu planen. Es macht mir nachwievor richtig Spaß, als Trainer zu arbeiten und vielleicht in Zukunft auch mal wieder als Cheftrainer.
Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft sportlich und privat?
Ich bin ein sehr familiärer Mensch, also zielen meine Wünsche natürlich in die Richtung, dass es meiner Familie in allen Bereichen gut geht. So richtige Gedanken habe ich mir aber nicht gemacht zum 50. Geburtstag. Ich wünsche mir, dass wir die Saison vernünftig zu Ende bringen, heute Abend eine schöne Feier haben und das alles so weiter geht.