Die Gala gegen Portugal, das Jahrhundertspiel gegen Brasilien, der blutende Schweinsteiger im Finale: Heute vor acht Jahren wurde Deutschland Weltmeister. Und was für eine Reise das Team dabei erlebte. Ein Rückblick.
Mutti macht Stubenkontrolle
Vorrunde: Deutschland – Portugal 4:0
Als die deutsche Elf in die Katakomben der Arena Fonte Nova entschwindet, hat sich jede Form von Skepsis hinsichtlich der WM verflüchtigt. Die gefürchtete Mittagshitze von Salvador macht dem Löw-Team ebenso wenig Probleme, wie die Portugiesen um Cristiano Ronaldo. Im Mittelpunkt des Spiels steht Thomas Müller, der drei der vier Tore erzielt und durch ein zickiges Verbalscharmützel mit Pepe auch dafür sorgt, dass Portugals übergriffige Defensivstütze die Nerven verliert und vom Platz gestellt wird. Trotz des souveränen Auftaktsiegs lässt es sich die Kanzlerin später nicht nehmen, in der Kabine nach dem Rechten zu schauen.
Die Stunde des Veteranen
Vorrunde: Deutschland – Ghana 2:2
Als in der 69. Minute Miroslav Klose für den völlig ausgelaugten Mario Götze aufs Feld kommt, wirkt es wie eine Verzweiflungstat des Trainers. Ghana liegt mit 2:1 in Führung und ein Großteil der deutschen Spieler hält sich bei 30 Grad Hitze und extremer Luftfeuchtigkeit in Fortaleza nur noch mit Mühe auf den Beinen. Der 36-jährige Stürmer soll retten, was noch zu retten ist. 16 Jahre trennen ihn vom jüngsten Spieler im DFB-Kader, Matthias Ginter. Klose fehlt noch ein Treffer, um mit Ronaldo, dem Führenden im Ranking der WM-Rekordtorschützen, gleichzuziehen. Wie ein Greifvogel stürzt er sich ins Getümmel. Seine abgehackten, mitunter leicht unkoordiniert wirkenden Bewegungen sorgen in der ghanaischen Abwehr für Unruhe. Zwei Minuten nach seiner Einwechslung fällt Klose ein Kopfball von Benedikt Höwedes vor die Füße. Der Veteran muss den Ball nur noch über die Linie drücken. Zu Ehren seines 15. WM-Treffers reaktiviert er eine alte Gewohnheit: den Klose-Salto, der ihn bei der WM 2002 berühmt machte. Später untersagten ihm Trainer das Kunststück, weshalb er etwas aus der Übung gekommen ist. Sein Fazit: „Gelungen ist er nicht.“
Die Wasserschlacht von Recife
Vorrunde: Deutschland – USA 1:0
Seit Tagen prasselt Regen auf Re-cife nieder. Die Straßen sind überschwemmt, Fanbusse bleiben in Pfützenkratern stecken, Gerüchte von einem Spielausfall machen die Runde. Doch alle Befürchtungen bestätigen sich nicht. Auch nicht die, die den Ex-Kollegen Klinsmann und Löw unterstellen, sie würden sich vorab auf ein Unentschieden einigen, das beiden zum Weiterkommen reicht. Die Wasserschlacht ist ein umkämpftes Match, in dem nur Thomas Müller den grandiosen US-Keeper Tim Howard per Schlenzer überwinden kann. Eine gute Figur macht zudem Jogi Löw, der sich im klitschnassen Zwirn für eine Herrenduft-Reklame andient.
Eine gelungene Rochade
Achtelfinale: Deutschland – Algerien 2:1 n.V.
Noch hat Jogi Löw bei dieser WM keine stabile Konstellation für seine Viererkette gefunden. Das Achtelfinale in Porto Alegre zeugt erneut von den gravierenden Löchern in der DFB-Abwehr. Manuel Neuer bewahrt das Team mit waghalsigen Ausflügen mehrfach vor einem Rückstand. Als Rechtsverteidiger Shkodran Mustafi verletzt raus muss, ist Löw zum Rochieren gezwungen. Er zieht Philipp Lahm aus dem Mittelfeld in die Abwehr und ersetzt ihn dort durch Sami Khedira. Dieser taktische Kniff gibt der Elf eine ganz neue Sicherheit. Nicht nur, um das Geduldsspiel gegen Algerien zu gewinnen. Auch für den weiteren Turnierverlauf.