Schalke gewinnt gegen Borussia Dortmund. Nebenbei beweisen sie, warum sie zurecht auf Rang 2 der Tabelle stehen. Fünf Thesen zum Derby.
Schalke ist Meister. Nun gut, nicht wirklich. Aber nach dem gestrigen Sieg über Borussia Dortmund haben sie gefeiert wie die Meister. Es war der erste Derbysieg seit September 2014. Der 2:0‑Erfolg krönt eine Schalker Saison, die alle Erwartungen übertrifft. Fünf Thesen zum Schalker Derbysieg – und zum schwachen Spiel der Borussia.
1. Erste Halbzeit: Spiegelbild einer Saison
Die erste Halbzeit verlief unter verkehrten Vorzeichen: Die Gäste aus Dortmund, sonst bekannt für ihr hohes Pressing, zogen sich nach einer kurzen Anfangsoffensive in die eigene Hälfte zurück. Der FC Schalke, sonst in dieser Saison gefeiert für sein starkes Konterspiel, hatte bis zur Pause fast 60 Prozent Ballbesitz.
Das Spiel war in der Folge ein Spiegelbild dieser Bundesliga-Saison: Schalke tat sich schwer damit, das eigene Ballbesitzspiel vor das gegnerische Tor zu tragen. Dortmund wiederum kam gegen Schalkes starke Gegenpressing nicht in Umschaltsituationen, verlor sich bei Kontern im Klein-Klein. Weite Teile der ersten Halbzeit spielten sich im Mittelfeld ab, Höhepunkte waren rar. Es war ein typisches Bundesliga-Spiel mit ein paar Derby-typischen Nickligkeiten.
2. Schalke fehlt der Wahnsinn
Dass Schalke die spielerisch reifere Mannschaft in dieser Saison ist, bewiesen sie von Beginn an. Abgeklärt ließen sie den Ball laufen, warteten auf die richtige Situation, um die Kugel zu Stoßstürmer Guido Burgstaller zu spielen. Sie achteten bei der Besetzung der Offensivzonen stets darauf, nicht ins offene Messer zu laufen. So kamen sie nach Ballverlusten schnell in ein Gegenpressing und fanden in der Folge direkt zurück in eine kompakte Defensivordnung.
Diese Ansätze sind gut – aber eben nur gut. Noch fehlt den Schalkern das Quäntchen Genialität, um das eigene Ballbesitzspiel auch vor das Tor zu tragen. Das zeigt sich vor allem in der Besetzung des Mittelfelds: Schalke scheut sich davor, den Ball über das offensive Mittelfeld vor das Tor zu spielen, um in dieser sensiblen Zone keinen Ballverlust zu erleiden. Dadurch werden sie früh auf den Flügel gedrängt, wissen aber nicht so recht, wie sie diese Situationen auflösen sollen.
Auch deshalb sind Schalke-Spiele oft zäh: Sie können die Partie dominieren, Ball und Gegner laufen lassen und gleichzeitig die defensive Balance halten – Chancen zu kreieren fällt ihnen jedoch schwer.