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Andreas Wes­sels, warum ist das Rele­ga­ti­ons­rück­spiel des VfL Bochum gegen den 1. FC Saar­brü­cken am 27. Mai 1990 das Spiel Ihres Lebens?

Für mich per­sön­lich war es sehr wichtig, weil ich gerade Ralf Zum­dick als Nummer Eins im Tor abge­löst hatte. Bei einer Nie­der­lage hätte ich wieder 2. Liga oder im schlimmsten Fall gar nicht gespielt. Für den Verein ging es dazu um ein Stück Exis­tenz. Schließ­lich waren da auch noch die schlichtweg kata­stro­phalen Umstände des ent­schei­denden zweiten Spiels. Das werde ich nie ver­gessen.



Hat es geregnet?

Wir hatten das Hin­spiel in Saar­brü­cken durch ein Elf­me­tertor von Thorsten Legat mit 1:0 gewonnen. Dann spielen wir das Rück­spiel in Bochum, und alles ist schlecht: Die Stim­mung, das Wetter, der Platz. Ich glaube, da waren gerade einmal 20.000 Zuschauer da. Das war so ein mise­ra­bler Tag.

Die Öffent­lich­keit nahm das Spiel nicht gebüh­rend zur Kenntnis?

In Bochum war und ist das mit den Medien und dem Zuschau­er­zu­spruch eine andere Geschichte als etwa in Köln. Da kommen 20.000 Leute zu den Spielen und du kannst auch am Tag vor dem Spiel immer noch an Karten kommen. So war es auch beim Spiel gegen Saar­brü­cken. Außerdem kamen nicht gerade viele Fans aus Saar­brü­cken ins Ruhr­sta­dion. Aber auch wenn es in der Öffent­lich­keit nicht so rüberkam, für uns Spieler und den Verein war das eines der wich­tigsten Spiele unseres Lebens.

Mit dem Sieg in Saar­brü­cken hatte sich der VfL eine bequeme Posi­tion für das Rück­spiel geschaffen, aber…

In Bochum dau­erte es nicht lange, und Saar­brü­cken führte. Für uns schien der Zug schlichtweg abge­fahren zu sein. Wir konnten keinen Meter mehr laufen, alle waren wie ver­stei­nert. Es reg­nete in Strömen. Ein Angriff nach dem anderen rollte auf mein Tor. Die wurden immer stärker, wir immer schlechter. Da ging gar nichts mehr. Ich habe gedacht, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis das zweite Tor fällt.

Dann schoss Uwe Lei­feld kurz vor Schluss den Aus­gleich.

Und trotzdem ging es in den letzten zehn Minuten es so weiter, wie es ange­fangen hatte: Mit Chancen des 1. FCS. Die hatten selbst dann noch min­des­tens drei Hoch­ka­rä­tige. Aber rein­ge­kriegt haben sie nichts. (lacht) Einmal wurde ich sogar aus kür­zester Distanz ange­schossen.

Der Abpfiff war dann sicher der Beginn großer Fei­er­lich­keiten.

Die Erleich­te­rung war groß, den­noch gab es danach irgendwie nichts Beson­deres. Wir sind in die Stadt gegangen, haben zusammen gegessen und ein biss­chen gefeiert, das war es.

Können Sie sich noch an die Mann­schafts­kol­legen erin­nern?

Beim Gegner spielte damals noch Yeboah. Ein starker Fuß­baller. Bei uns waren Leute dabei wie Uwe Weg­mann und Uwe Lei­feld. Trainer war Rein­hard Saftig. Außerdem der ganz junge Thorsten Legat. Den habe ich damals oft mit dem Auto nach Hause mit­ge­nommen.

Er hatte noch keinen Füh­rer­schein?

Genau, ich erin­nere mich noch: Einmal sind wir zu dritt zum Trai­ning gefahren. Katze“ Zum­dick, Thorsten und ich. Wir meinten, er solle ans Steuer und wir würden ihm die Prü­fung abnehmen. So sind wir los, kamen unter­wegs an einem Poli­zei­wagen vorbei und haben kräftig gewunken. Das war ein Spaß. Als wir am Trai­nings­platz ankamen, stand der Trainer da und war­tete auf uns. Als er dann sah, dass der Thorsten fuhr, durften wir uns was anhören.

Hat Thorsten Legat bestanden?

In der Praxis war Thorsten sehr gut, aber in der Theorie… Einmal kam er in die Kabine, hat vor allen Augen die Fra­ge­bögen zer­rissen und danach einen aus­ge­geben. Wir alle haben ihm gra­tu­liert, bis sich irgend­wann her­aus­stellte, dass er die Prü­fung noch gar nicht gemacht hatte.

Warum schoss eigent­lich so ein junger Spieler wie Thorsten Legat den Elf­meter im Hin­spiel? In einem der wich­tigsten Spiele der Ver­eins­ge­schichte.

Ich sag Ihnen was: Thorsten Legat war der beste Fuß­baller, mit dem ich in meinem ganzen Leben jemals habe spielen dürfen. Seine fuß­bal­le­ri­schen Fähig­keiten waren gran­dios. Gutes Kopf­ball­spiel, prä­zise Schuss­technik, große Schuss­stärke, Robust­heit, Ath­letik. Dazu war er sehr aus­dau­ernd. Ledig­lich in der Umset­zung der tak­ti­schen Vor­gaben haperte es viel­leicht ein wenig. Den­noch hatte er sicher Anteil an den Deut­schen Meis­ter­schaften, die er mit Bremen und Stutt­gart feiern durfte.