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Sein Trainer nannte ihn den Rolls Royce“ unter den Ver­tei­di­gern, so ele­gant waren seine Bewe­gungen, so edel seine Aus­strah­lung selbst in der Rush Hour des Straf­raums. Seine Mit­spieler sahen in ihm einen Magnet“, der die Bälle anzog, den besten Abwehr­spieler des Landes“. Wann immer er spielte, rissen seine artis­ti­schen Tack­lings, seine ebenso ful­mi­nanten Kopf­bälle und seine visio­nären Pässe die Leute in einer Weise von den Sitzen, wie es selbst die Dribb­lings seiner Offen­siv­kol­legen nur selten ver­mochten. Er erhob die Defen­sive zur Kunst­form wie nur wenige vor ihm, Bobby Moore, Franz Becken­bauer, Franco Baresi.

Doch anders als ihnen, das ist die Tragik, die Lieb­haber des beau­tiful game zu Tränen rühren kann, blieben ihm Welt­kar­riere, große Titel und Apo­theose ver­sagt: Der Körper dieses Künst­lers war kaputt, zer­schunden von einer alb­traum­haften Ver­ket­tung von Brü­chen, Rissen, Zer­rungen, für die die lapi­dare Bezeich­nung Pech“ bei weitem nicht aus­reicht, war es doch so viel mehr als eine alberne Hän­selei des Schick­sals, dass diesem Jahr­hun­der­t­ath­leten gerade einmal eine Hand­voll Län­der­spiele ver­gönnt waren: Es war ein mieser Betrug an ihm, an den Zuschauern, an den Mit­spieler, selbst an seinen Geg­nern, die an diesem Giganten wuchsen, und am Fuß­ball schlechthin. Was bleibt, ist ein schwa­cher Trost: Womög­lich hat er eine ganze Gene­ra­tion von Ver­tei­di­gern beein­flusst, indem sie so spielten, wie er es getan hätte.

Es gibt keine Hei­lung“

Die Rede ist nicht von Holger Bad­s­tuber, auch wenn die Geschichte einer unvoll­endeten Kar­riere, einem nicht ein­ge­lösten Ver­spre­chen natür­lich heute, zwei Tage nach seiner Sprung­ge­lenks­fraktur, der fünften schweren Ver­let­zung seit 2012 (zwei Kreuz­band­risse, ein Seh­nen­riss, ein Mus­kel­riss waren dem vor­an­ge­gangen), genau das sug­ge­riert. Die Rede ist von Ledley King, dem legendär begabten, aber eben auch legendär tra­gi­schen Abwehr­chef von Tot­tenham Hot­spur. Ein Total­schaden im Knie zwang ihn immer wieder zu langen Pausen – und schließ­lich zum Kar­rie­re­ende mit nur 31 Jahren. Es gibt keine Hei­lung“, so sein Trainer Harry Red­knapp. Da ist kein Knorpel, nichts zum Ope­rieren. Es ist ein­fach Kno­chen auf Kno­chen.“ Dass King in den Jahren zuvor über­haupt gespielt hatte, ohne regel­mäßig trai­nieren zu können, führte Red­knapp auf dessen schier unfass­bare Wil­len­stärke und Schmerz­re­sis­tenz zurück: Ledley ist ein abso­luter Freak.“

All das fällt einem jetzt, mehr als vier Jahre nach Kings letzter Partie, wieder ein, weil ja irgend­etwas her­halten muss als Ver­gleich zur gro­tesken Ver­let­zungs­kas­kade des Holger Bad­s­tuber, dem großen Schmer­zens­mann des deut­schen Fuß­balls, will man nicht ihn selbst als Bei­spiel dafür her­an­ziehen, was über einen ein­zelnen Spieler her­ein­bre­chen kann, und schließ­lich in der hilf­losen Floskel enden: Aus­ge­rechnet Bad­s­tuber.“