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Dezember 2004. Der indo­ne­si­schen Tsu­na­mi­ka­ta­strophe fallen allein in der Pro­vinz Aceh zehn­tau­sende Men­schen zum Opfer. Bereits damals geht die bewe­gende Story des sie­ben­jäh­rigen Mar­tunis um die Welt: In den Fluten ver­liert der Junge Mutter und Schwester, im sump­figen Man­gro­ven­wäl­dern findet er jedoch Schutz vor der Kata­strophe. 21 Tage lang ist Mar­tunis auf sich allein gestellt, ernährt sich von ange­schwemmten Lebens­mit­teln und wird unglaub­liche 21 Tage später gefunden. Bri­ti­sche Jour­na­listen berichten von dem kleinen Über­le­bens­künstler, die Geschichte geht um die Welt.

Vor die Kameras gestellt, sagt Mar­tunis: Ich hatte keine Angst, denn ich wollte über­leben, um meine Familie wie­der­zu­sehen und Fuß­ball­profi zu werden.“ Das für die fol­gende Ent­wick­lung wich­tige Detail dabei: The Miracle Boy“ (Der Wun­der­junge), wie er in den Medien genannt wird, trägt das Raub­kopie-Trikot der por­tu­gie­si­schen Natio­nal­mann­schaft, das er wäh­rend seines Kampfes anhatte.

So werden die Ver­treter der Seleção auf ihn auf­merksam, beson­ders der damals erst am Beginn seines Welt­ruhms ste­hende Cris­tiano Ronaldo zeigt sich bewegt. Mar­tunis wird mit seinem Vater zu einem Län­der­spiel nach Por­tugal ein­ge­laden und trifft die Star­aus­wahl um Luis Figo und Ronaldo sowie die Legende Eusebio.

Ronaldo als Man­groven-Bot­schafter

Eine Spen­den­samm­lung, initi­iert vom dama­ligen por­tu­gie­si­schen Natio­nal­trainer Luiz Felipe Sco­lari, bringt 40.000 Euro zusammen, genug, um das im Tsu­nami zer­störte Haus der Familie von Mar­tunis wieder auf­zu­bauen. Ein Jahr später stattet Ronaldo dem jungen Indo­ne­sier einen Besuch ab. Der als arro­gant ver­schriene Schön­ling zeigt nicht nur per­sön­li­ches Inter­esse, son­dern auch gesell­schaft­li­ches – bekleidet ab sofort das eher kurios anmu­tende Amt des indo­ne­si­schen Bot­schaf­ters für Man­gro­ven­wälder.

Doch im Fokus der Medien steht natür­lich der Welt­star, der Mar­tunis unter seine Fit­tiche nimmt. Wenn dieser fleißig lernt und trai­niert, ist es nicht unmög­lich, dass auch er einmal ein Welt­star werde, soll Ronaldo gesagt haben – sogar seine per­sön­liche Han­dy­nummer habe er ihm gegeben. In der Folge wird Mar­tunis durch die Medien gereicht: Sepp Blatter lässt sich mit ihm ablichten, Madonna und Celine Dion laden ihn ein, warum auch immer.

Doch für seinen Traum, Fuß­ball­profi zu werden, tut Mar­tunis wirk­lich einiges. So besucht er die Fuß­ball­aka­demie von Real Madrid in Indo­ne­sien, spielt für den ein­hei­mi­schen Erst­li­gisten PSAP Sigli. Sogar bei einem Pro­be­trai­ning der indo­ne­si­schen Natio­nal­mann­schaft darf er teil­nehmen, wird jedoch in der zweiten Runde aus­sor­tiert. Mir wurde gesagt, ich sei phy­sisch zu schwach. Ich werde zu schnell müde“, wird er in den japa­ni­schen Medien zitiert.

Doch nun scheint sich der Traum erfüllt zu haben. Sporting Lis­sabon ver­pflichtet den inzwi­schen 17-Jäh­rigen für die U19-Aus­wahl. Gerade der Verein bei dem 2002 Cris­tiano Ronaldos Pro­fi­kar­riere begann und bei dem auch er selbst die Jugend­teams durch­laufen hat. Hat sich der por­tu­gie­si­sche Klub hier ein – bisher viel­leicht ver­kanntes – Talent gean­gelt? Den neuen Ronaldo? Schwingt sich das Mär­chen in noch höhere Sphären auf? Unwahr­schein­lich. Bereits erste Twitter-Posts, die die Geschichte der Neu­ver­pflich­tung aus der bekannten Per­spek­tive erzählen, lassen ver­muten, dass die invol­vierten Per­sonen und der Verein auch ein ordent­li­ches PR-Inter­esse haben.

Der Verein ermög­licht mir meinen Traum“

Bei der Prä­sen­ta­tion Mar­tunis’ wurde von Ver­eins­prä­si­dent Bruno de Car­valho jedoch auch auf andere Dimen­sionen der Ver­pflich­tung ver­wiesen: Mar­tunis wird an der Aka­demie arbeiten. Auch in seiner Ent­wick­lung als Mensch und als Mann werden wir ihn unter­stützen.“ An der Sporting-Fuß­ball­schule bekommt er die Mög­lich­keit auf hohem Niveau zu trai­nieren, aber auch eine schu­li­sche Aus­bil­dung. Eine Per­spek­tive, die ein Junge, der bei der Natur­ka­ta­strophe, die seine Heimat ver­wüs­tete, Fami­li­en­an­ge­hö­rige und sein Zuhause verlor, sich nicht unbe­dingt erhoffen konnte.

Es ist toll hier zu sein, dieser Verein ermög­licht mir meinen Traum“, sagte Mar­tunis bei seiner Prä­sen­ta­tion in Lis­sabon. Ich freue mich unglaub­lich über diese Gele­gen­heit. Viva Sporting!“ Das Trikot von damals, das für diese mär­chen­hafte Geschichte ver­ant­wort­lich ist, ist noch in seinem Besitz. Viel­leicht nicht nur als Erin­ne­rung an die Ver­gan­gen­heit, son­dern auch an seinen Kind­heits­traum, einmal für die por­tu­gie­si­sche Seleção zu spielen. Mög­lich ist es: A‑Länderspiele für Indo­ne­sien hat Mar­tinus noch keine auf­zu­weisen.