Vor 20 Jahren holte Lazio Rom mit Spielern wie Pavel Nedved, Juan Sebastian Veron und Alessandro Nesta den Scudetto. Heute kehrt vieles von damals zurück.
Lazio spielte 1999/2000 in einem flexiblen 4 – 5‑1-System, das sich immer wieder in ein 4−3−3 oder 4−4−2 verschieben konnte. Meist spielten Sergio Conceicao und Pavel Nedved auf den Außenbahnen, Juan Sebastian Veron und Diego Simeone im Zentrum, vor der Abwehr der Argentinier Matias Almeyda, in der Hinterhand hatte Trainer Sven Göran Eriksson den Altmeister Roberto Mancini und den 20-jährigen Dejan Stankovic. „Das beste Mittelfeld der Welt“, wie der mittlerweile verstorbene Journalist Alberto D’Aguanno damals sagte.
Eine Reihe tiefer spielte Innenverteidiger Alessandro Nesta, der bereits mit 23 Jahren Kapitän von Lazio Rom wurde. Neben ihm stand Sinisa Mihajlovic, laut Eriksson „der beste Linksfuß seiner Zeit“. Mit 28 Freistoßtoren ist der Serbe bis heute der Rekordhalter in der Serie A.
Die Mannschaft durchzog eine Mischung aus Routiniers wie Mihajlovic, Weltklassespielern wie Veron, Überraschungen wie Salas, Talenten wie Nesta und Abgeschriebenen wie Mancini. Ein Cast bestehend aus starken Hauptakteuren und brillanten Nebendarstellern.
Das Spiel war – ganz im Stile der Neunzigerjahre – dadurch gekennzeichnet, schnellstmöglich zum gegnerischen Tor zu kommen. Es ging nicht um die Kontrolle des Spielgeräts und des Gegners. Vielmehr beförderte man den Ball unverblümt ins hintere Drittel. Mit Nesta und Mihaljovic, die hoch verteidigten, technisch starken Spieler wie Nedved und Mancini, die die Schnittbälle draufhatten, Salas oder Inzaghi, die die Bälle festmachen konnten, Veron, der als Abnehmer dahinter stand oder auf zweite Bälle spekulierte. Und einem flexiblen Positionsspiel im Mittelfeld. „Im Ballbesitzspiel waren wir gut, aber im Konterspiel herausragend“, sagte Sven Göran Eriksson.
Lazio Rom spielte guten Fußball, der Primus der Liga hieß dennoch Juventus Turin. Das Team um Edgar Davids, Zinedine Zidane, Alessandro Del Piero und Filippo Inzaghi stand Ende März neun Punkte vor Lazio. Bei noch acht ausstehenden Spielen schien das Meisterrennen bereits entschieden. Doch Juve strauchelte, während Lazio besonnen ihre Spiele gewann und den Abstand bis zum letzten Spieltag auf zwei Punkte verkürzen konnte – auch wegen eines 1:0‑Sieges in Turin.
Und so kam es zum eingangs skizzierten Showdown am letzten Spieltag, an dem Lazios Aufholjagd tatsächlich noch in der Meisterschaft mündete. „Der Himmel hat es so gewollt“, sagten die Laziali in Anspielung auf den Wolkenbruch von Perugia. Eine Woche später machten die Römer das Double perfekt und legten sich die Coppa Italia als Kirsche auf den Scudetto. Damit war der Verein im Orbit angekommen, mehr ging wirklich nicht. Oder doch?
Sven Göran Eriksson und Lazios Präsident Sergio Cragnotti formulierten ein neues Ziel: „Um meine Arbeit hier abzuschließen, möchte ich die Champions League gewinnen“, sagte der Schwede Eriksson selbstbewusst.
Umgerechnet über 70 Millionen Euro investierte der Klub vor der Saison 2000/2001 in neue Spieler, unter anderem überwies Cragnotti 55 Millionen Euro an den AC Parma für den Stürmer Hernan Crespo. Maßnahmen für ein ambitioniertes Ziel, wie die einen argumentierten, ein verlorenes Maß sagten andere. Auf dem Abschlussbericht stand zu Saisonende Crespo als Torschützenkönig, Lazio auf dem Dritten Tabellenplatz und das Champions-League-Aus in der Gruppenphase. Eriksson verließ zu Saisonende den Klub und wurde Nationaltrainer in England.