Bastian Schweinsteiger steht bei Manchester United auf dem Abstellgleis. Trotzdem ist er auf dem besten Weg, eine Klubikone zu werden. Auch weil er nicht jedes Spielchen mitmacht.
Auch dieser Knochen wird den alten Hund nicht zum Bellen bringen. Und mag er noch so saftig sein. Dabei hatte sich José Mourinho redlich bemüht, seinen Respekt für Bastian Schweinsteiger möglichst schmackhaft zu verpacken. „Wir haben im Mittelfeld nicht so viele Optionen, natürlich ist er eine Option“, quälte sich der Portugiese durch ein Quasi-Lob und ergänzte: „Er bleibt bei uns und wird auch auf der Liste für die Europa League stehen.“ Was sollte Mourinho auch sagen? Soeben hatte Schweinsteiger in seinem ersten Startelfeinsatz unter „The Special One“ eine Galavorstellung hingelegt. Im FA-Cup-Spiel gegen Wigan gelangen ihm eine Vorlage und ein Tor. Seinen Treffer in der Schlussphase erzielte er gar per herrlich-hüftsteifem Fallrückzieher (Video hier »>), was wiederrum sinnbildlich für Schweinsteigers Situation bei United steht: eine Prise Willen, ein bisschen Chuzpe, ein Funken Magie.
Provokation durch Nichtbeachtung
Dabei schien die Dekonstruktion seines Fußballdenkmals durch Mourinho kurz vor dem Abschluss. Phasenweise in die U23-Mannschaft bei United abgeschoben, provozierte der Trainer seinen Spieler mit Ignoranz. Schweinsteiger muss schnell klar gewesen sein, dass er unter dem Portugiesen kaum eine Chance haben würde, in die Ahnengalerie von United aufzusteigen. Doch er nutzte jede sich bietende Möglichkeit. Gegen alle Widerstände. Die Art, wie er seinen Gegenspieler auf der Trainerbank immer wieder aussteigen lässt, verdient den größten Respekt.
Kein Respekt
Keine muffigen Interviews, sondern jede Menge Arbeit. Kein Geschmolle auf der Tribüne, dafür glänzende Augen, wenn er doch mal den Rasen des Old Trafford betreten durfte. Schweinsteiger benahm sich stets korrekt, fast wie ein Fußballstaatsmann. Er schadete öffentlich weder dem Klub, noch seinem Trainer und das obwohl beide Parteien ihn nicht immer mit dem Respekt behandelten, den ein Spieler seines Formats verdient hätte.
Und so wächst gerade in dieser schwierigen Situation der Mensch Schweinsteiger langsam über den Spieler Schweinsteiger hinaus. Kein Tor, keine Grätsche, kein Titel konnte aus dem 32-Jährigen diese Qualität herausschälen wie der harte Gang durch ein tiefes Tal der Demütigung. Schweinsteiger ist ein Symbolbild für jenen aussterbenden Spielertypus, der nicht gleich umfällt, wenn es Gegenwind gibt – sondern einen Schritt voran geht.