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In der Win­ter­pause der Zweit­liga-Saison hätte wohl so wirk­lich nie­mand an einen Bun­des­liga-Auf­stieg des SC Pader­born geglaubt. Die Mann­schaft lag in der Tabelle nur auf Rang sechs, sechs Punkte hinter dem ersten Auf­stiegs­platz. Wil­fried Finke nahm das A‑Wort trotzdem ganz unver­froren in den Mund. Ich glaube an die Macht der Gedanken. Ohne Vor­stel­lungs­kraft wird man nicht auf­steigen“, hatte der SCP-Prä­si­dent damals gesagt. Ernst genommen hat ihn nie­mand. Aber seine Vision ist wahr geworden. Der SCP gewann am letzten Spieltag 2:1 gegen den VfR Aalen und stieg auf.

Dieser 11. Mai 2014 war der Tag, an dem Wil­fried Finke seinem Lebens­werk die Krone auf­setzte. An diesem Tag hatte er aus einem per­spek­tiv­losen Fusi­ons­klub einen Bun­des­li­gisten und ein Aus­hän­ge­schild für die Stadt gemacht. Ohne Wil­fried Finke wäre dieser Erfolg nicht denkbar gewesen. Ohne ihn würde es den Verein ver­mut­lich über­haupt nicht geben. Finke war nicht nur Prä­si­dent und Haupt­sponsor des Klubs. Er war auch ein Visionär, der vor harten Ent­schei­dungen nicht zurück­schreckte. Was sich Finke in den Kopf setzte, setzte er auch um. Es wird auf dem Weg zum Erfolg auch einige Opfer geben“, sagte er noch im Dezember 2016. Diese Ein­stel­lung machte ihn durchaus streitbar. Auf per­sön­liche Befind­lich­keiten nahm Finke keine Rück­sicht. Ex-Trainer Stefan Effen­berg kann davon ein Lied singen, beklagte er sich nach seiner Ent­las­sung doch über null Mensch­lich­keit“. Auch gegen­über Spie­lern war Finke nicht zim­per­lich. So warf er Publi­kums­lieb­ling Daniel Brückner nach einem schlechten Spiel in Bochum kur­zer­hand aus dem Verein.

Aber er tat das für seinen SCP. Den Verein, in den er sich ver­liebte, als er noch TuS Pader­born-Neu­haus hieß. 1994 besuchte er mit dem dama­ligen Prä­si­denten Elmar Meier die Auf­stiegs­spiele zur zweiten Liga. Der TuS schei­terte, gewann aber den­noch, näm­lich das Herz von Wil­fried Finke. Drei Jahre später wurde Finke Prä­si­dent des Klubs und änderte kur­zer­hand des Ver­eins­namen in SC Pader­born 07. Auch die Finanzen ord­nete er neu und ret­tete den Verein vor der Insol­venz.

Er bewies ein gol­denes Händ­chen

Mit dem Wirt­schaften kannte er sich aus. 1978 über­nahm er das kleine Möbel­un­ter­nehmen seines Vaters Franz und baute es zu einer bun­des­weit erfolg­rei­chen Han­dels­kette aus. Wie viel Geld er ins­ge­samt in den Verein gesteckt hat, wusste er gar nicht. Sicher­lich einen zwei­stel­ligen Mil­lio­nen­be­trag“, sagte er 2015 in einem Inter­view mit dem WDR. Aber nicht nur finan­ziell, son­dern auch sport­lich hat Wil­fried Finke den Verein geprägt. Vor allem bei der Trai­ner­wahl hat er häufig ein gol­denes Händ­chen bewiesen. Zu seinen Ent­de­ckungen gehören Pavel Dot­chev, Jos Luhukay, André Schu­bert, Roger Schmidt, André Brei­ten­reiter und nun Steffen Baum­gart. Sie alle bestritten in Pader­born ihre erste Sta­tion im deut­schen Profi-Fuß­ball.

Aber auch sein wohl größter Fehl­tritt war ein Trainer. Die Ver­pflich­tung von Effen­berg im Oktober 2015 war ein mediales Groß­ereignis. Wie sich her­aus­stellen sollte, zu groß für den SC Pader­born. Zum sport­li­chen Miss­erfolg gesellten sich aller­hand Negativ-Schlag­zeilen, wie die feh­lende Trainer-Lizenz Effen­bergs und der Penis-Skandal“ von Belek, als sich Stürmer Nick Pro­schwitz im Trai­nings­lager vor einer Hotel­an­ge­stellten ent­blößte. Finke zog die Reiß­leine. Ich konnte es nicht mehr ertragen, dass der SC Pader­born so dasteht“, sagte er.

Zwei Mal hatte er schon ver­sucht, sein drittes Kind“ auf eigenen Beinen stehen zu lassen. Zwei Mal kehrte er zurück. Zuletzt im Dezember 2016, als sich der SC Pader­born auf bestem Wege in die Regio­nal­liga befand. Dann gelang ihm auch sein letzter Coup, indem er SCP-Rekord­spieler Markus Krö­sche zum sport­li­chen Leiter ernannt hat. Gemeinsam mit Trainer Baum­gart hat er den SCP in nur einem Jahr von einem sport­li­chen Dritt­liga-Absteiger zum Zweit­liga-Auf­steiger gemacht. Zur Auf­stiegs­feier hat es Finke nicht geschafft, aus gesund­heit­li­chen Gründen. Auch sein Prä­si­den­tenamt legte er ver­gan­genen Juli end­gültig nieder. Nun ist wieder Win­ter­pause in der zweiten Liga. Der SC Pader­born hat sechs Punkte Rück­stand auf den Rele­ga­ti­ons­platz. Würde man Finke heute fragen, er würde womög­lich vom Auf­stieg spre­chen. Ob es noch einmal so weit kommt, wird er nicht mehr mit­er­leben. Wil­fried Finke ist am ver­gan­genen Dienstag im Alter von 67 Jahren nach schwerer Krank­heit ver­storben.