Vom Drogendealer und Langzeit-Knacki zum erfolgreichen Erstliga-Coach: Die Geschichte von Livingstons Trainer David Martindale ist unglaublich – und sie hat gerade erst begonnen.
„Ja!“, sagten zahlreiche schottische Promis, Politiker, Wissenschaftler, und warben um Vergebung für David Martindale. Fans aller Vereine unterzeichneten eine Petition an die SFA. „Die Unterstützung für mich war absolut unglaublich und unterstreicht die Kraft dieses Sports“, sagt Martindale, nachdem er jetzt seine dauerhafte Zulassung als Trainer erhalten hat. Und er glaubt, dass der Verband damit eine Botschaft an die Gesellschaft gesendet habe: „Die SFA hat sich als aufgeschlossene und moderne Organisation erwiesen, die Inklusion für alle wirklich begrüßt. Sie hat mir gestattet, meine Karriere im Profifußball fortzusetzen.“
Warum auch nicht, möchte man meinen, schließlich gibt es in der schottischen Premier League mehrere Beispiele für erfolgreich resozialisierte Delinquenten. Declan Gallagher etwa, einen baumlangen Innenverteidiger des FC Motherwell, der 2013 bei einer Hochzeit einem anderen Gast den Schädel brach – mit einem Baseballschläger. Nach der Verbüßung einer dreijährigen Haftstrafe schaffte Gallagher mittlerweile sogar den Sprung zum schottischen A‑Nationalspieler.
Auch die Scottish Football Association hat Probleme durch den Aufstieg dieses ehemals Kriminellen. Die Zulassung als dauerhafter Chefcoach, so ist zu hören, bekam David Martindale vor allem auf Druck der Öffentlichkeit. Dabei müsste Schottlands Verband, der als hölzern und rückständig gilt, froh sein über so einen Trainer. Doch die SFA, gegründet im Jahre 1873 von einer Riege feiner Gentlemen, ist nun mal einer der konservativsten Verbände der Welt. Dem gegenüber steht ein verurteilter Drogendealer und Geldwäscher, der dem Guardian Folgendes über seine kriminelle Karriere erzählte: „Meine Motivation damals war finanzieller Natur, pure Gier. Ich wuchs in einem Sozialbau auf. Dort träumst du davon, einen BMW zu fahren oder einen Range Rover. Du willst nicht ewig so ein armer Teufel sein, der kaum seine Miete bezahlen kann.“ Kann so einer sich nachhaltig ändern?
Im schottischen Fußball gibt es genügend Beispiele für ehemalige Delinquenten, die ihre zweite Chance zu nutzen wussten: Declan Gallagher etwa, baumlanger und bärenstarker Innenverteidiger des FC Motherwell, zerbrach 2015 bei einer Hochzeit einem anderen Gast den Schädel – mit einem Baseballknüppel. Nach einer dreijährigen Haftstrafe ist Gallagher heute nicht nur zurück in Motherwell, sondern längst zum A‑Nationalspieler avanciert. Zuletzt stand der Kopfball-Spezialist vor einem Millionen-Transfer zu Celtic.
„Ich bitte euch, mich danach zu beurteilen, wie ich heute bin.“
Ist ein brutaler Schläger besser als ein gieriger Drogendealer? Muss ein Fußballlehrer höhere moralische Ansprüche erfüllen als ein Spieler? Die Debatte im Fall Martindale drehte sich nicht nur um Schuld, Sühne und das Strafmaß, sondern auch um die Gewährung einer zweiten Chance. „Ich will nichts schönreden“, sagt der nunmehr offizielle Chefcoach des FC Livingston. „Manche Leute werden mir gegenüber immer reserviert bleiben, und sie haben jedes Recht dazu. Aber ich bitte euch, mich danach zu beurteilen, wie ich heute bin.“
Schottlands Fußball müsste eigentlich froh sein über einen wie Martindale. BBC-Experte Stewart jedenfalls sagt dem Mann mit der dunklen Vergangenheit eine strahlende Zukunft voraus: „Es so weit zu schaffen, von dort, wo er war! Diese Geschichte ist wirklich unglaublich.“ Und sie ist nicht zu Ende.
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