Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: „St. Pauli bleibt sich treu“

Inwie­fern?
Ich ver­suche, anders zu sein und nicht dem Main­stream zu folgen. Dieses Anti-Gefühl habe ich früh aus St. Pauli-Zeiten auf­ge­sogen. Für mich hat die Arbeit als Musiker mehr Charme, wenn ich es mir selbst schwer mache, mich auf diese Art an neuen Dingen ver­suche. Ich werde dann oft gefragt, wieso ich es so kom­pli­ziert machen muss, aber nur so habe ich richtig Spaß bei der Arbeit. Den offen­sicht­li­chen Weg zu gehen oder das zu machen was ange­sagt ist, das kann ich nicht.

Was sehr nach dem Kern­ge­danken von St. Pauli klingt.
Der Ober-Begriff, der an dieser Stelle viel­leicht ange­bracht ist, ist Punk. Das Pro­blem ist, dass der Punk in letzter Zeit stark kom­mer­zia­li­siert wurde – ähn­lich wie St. Pauli. Auf der einen Seite freut man sich also, wenn der Club mehr Ein­nahmen durch Wer­bung oder Mer­chan­dise erzielt. Auf der anderen Seite sind da aber die Fans der älteren Gene­ra­tion, die sich gegen den Kom­merz wehren. Das ist natür­lich ein schmaler Grat, auf dem sich der Verein bewegt.

Ähn­lich wie Sie.
Für mich ist es sehr wichtig, mich ab und an daran zu erin­nern, wo ich her­komme und mit wel­cher Intui­tion ich Musik mache. Das bringt mich immer wieder in die rich­tige Bahn.

Sie begeis­tern Tau­sende von Men­schen, stehen aber alleine an den Turn­ta­bles. Eine Fuß­ball-Mann­schaft besteht aus vielen Spie­lern. Kommt da als Ein­zel­spieler Neid auf?
Ich genieße das Bad in der Menge, freue mich aber auch, wenn ich mit einem Partner zusammen auf der Bühne stehe und wir uns gegen­seitig die Pässe zuspielen. Außerdem habe ich ja immer eine Mann­schaft im Hin­ter­grund, die für mich arbeitet. Ohne die wäre das ganze Pro­jekt Boys Noize“ gar nicht mög­lich.

Fuß­ball ist ein sehr schnell­le­biges Geschäft. Kann man gewisse Par­al­lelen zum Musik­ge­schäft ziehen?
Es ist unfassbar, wie das Internet die Welt ver­än­dert. Kar­rieren können von der einen auf die andere Sekunde los­gehen und genauso schnell enden. Wenn du als Musiker fünf Jahre erfolg­reich arbei­test, kannst du schon glück­lich sein. Da ich schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel habe, fühle ich mich schon pri­vi­le­giert. Ich mache Musik, weil es mein Hobby ist und ich es gut kann. Und nicht unbe­dingt, um den anderen zu gefallen. Von daher mag ich St. Pauli auch so gerne, weil die sich ihrer Linie immer treu bleiben – egal ob andere Ver­eine auf­rüsten oder nicht. Sie halten an ihrer Ideo­logie fest und genau das tue ich auch.

Bekommen Sie beim Auf­legen mit, wenn etwas richtig gut gelingt? Wie bei einem Tor?
Viele in der Branche drü­cken oft nur einen Knopf und wissen, dass das funk­tio­niert. Mein Anspruch ist es, dieses Offen­sicht­liche zu umgehen und die Leute durch Authen­ti­zität ins Boot zu holen. Das gelingt wirk­lich nur, wenn eine Ver­bin­dung zwi­schen mir und dem Publikum ent­steht. Das sind die wirk­lich beson­deren Momente.

Darin besteht Ihre Moti­va­tion?
Es gibt nichts Bes­seres als live mit­zu­be­kommen, dass meine Arbeit funk­tio­niert. In diesen Momenten schieße ich – wenn man es so sagen will – ein Tor. Dafür bedarf es guter Anspiele meiner Crew, die ich dann ver­werten muss.

Haben Sie beim Auf­legen schon mal getrickst, also eine Schwalbe gemacht?
Ich finde es wichtig, auf der Bühne einen gewissen Frei­raum zu haben. Es wäre lang­weilig, wenn ich immer die­selben Tracks in der glei­chen Rei­hen­folge spiele. Des­wegen ergibt diese Live-Per­for­mance nur Sinn, wenn man sich immer wieder neu erfindet und sich auf die unter­schied­li­chen Situa­tionen ein­stellt. Ich würde Ihre Frage ver­neinen, weil ich das, was ich mache, auch als real“ rüber­bringen will.