Die Personalie Bastian Schweinsteiger erhitzt kurz vor dem EM-Start die Gemüter. Wird der angeschlagene Kapitän zur Belastung?
Vielleicht müsste sich mal jemand die Mühe machen, und in Gesprächen mit anerkannten Voodoo-Priestern und professionellen Geisterbeschwörern herausfinden, was es eigentlich auf sich hat mit der „Präsenz“ eines Fußballers. Oder seiner „Aura“, seiner Ausstrahlung. Denn, eigentlich sehr schade, in Zeiten wo jeder abgebrochene Sprint erfasst und abgerechnet werden kann, fehlen entsprechende Zahlen, wenn es darum geht, eben jene Wirkung der bloßen Anwesenheit von bestimmten Spielern zu messen.
Gäbe es diese Zahlen, würde es die aktuelle Diskussion um Bastian Schweinsteiger nicht geben.
110 Pflichtspielminuten 2016
Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ist nicht im besten Zustand. Im Jahr 2016 hat Schweinsteiger ganze 110 Pflichtspielminuten für seinen Verein Manchester United absolvieren können. Seit Beginn des Jahres hat er sich bereits zweimal an den Innenbändern im Knie verletzt. Im letzten Test gegen Ungarn reichte es am Samstag zu gerade mal etwas mehr als 20 Minuten. Und selbst da konnte jeder Zuschauer erkennen, dass der 31-Jährige noch weit von seiner Bestform entfernt ist.
Was also die nackten Zahlen angeht, dürfte Schweinsteiger nicht mit nach Frankreich fahren.
Aber die Frage ist nicht, wie viele Spiele und Einsatzminuten der United-Mann bei der EM abreißen kann, sondern welche. Und die Frage ist auch nicht, ob Schweinsteiger für Joachim Löw ein Risiko ist. Er ist es in der Tat. Es geht viel mehr darum, wie Löw dieses Risiko einstuft. Und wer könnte das nun mal besser, als der Bundestrainer und Schweinsteiger selbst?
Löw lässt nichts mehr an sich ran – gut so!
„Diese öffentlichen Diskussionen“, hat Löw nach dem Ungarn-Spiel gesagt, „kommen nicht mehr an mich ran.“ 2008 und 2010 habe ihn das durchaus noch beschäftigt, 2014 nicht mehr. Eine gute Entscheidung. Deutschland wurde Weltmeister.