Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Was dem AC Mai­land seit August 2016 wie­der­fahren ist, klingt nach einem abschre­ckenden Fuß­ball­mär­chen. Eines von der Sorte, die einen auf die 50+1‑Regel bli­cken und hoffen lässt, dass sie ewig weiter bestehen wird. Denn die Gier nach mehr öffnet auch unglaub­wür­digen Per­sonen die Ver­einstür, mit denen man nicht mal gerne eine Bank im Bus zum Aus­wärts­spiel teilen würde.

Der drei­fache Cham­pions League-Gewinner Asso­cia­zione Calcio Milan, kurz AC Mai­land, ließ in den letzten Jahren die großen Titel ver­missen. Zudem häufte man 220 Mil­lionen Euro an Schulden an, was dem Eigen­tümer, Silvio Ber­lus­coni, gar nicht schmeckte. Noch weniger wollte der ehe­ma­lige ita­lie­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent das Geld für Ver­pflich­tungen neuer Spieler in die Hand nehmen und bot den über 100 Jahre alten Verein zum Ver­kauf an.

Wie viel kostet Tra­di­tion?

Und es fand sich ein Käufer. Im August 2016 erklärte sich die Sino-Europe Sports Invest­ment Manage­ment Chan­gxing Co., Ltd. dazu bereit, für den Klub 740 Mil­lionen Euro zu zahlen (inklu­sive der Schulden). 100 Mil­lionen wurden als Pfand hin­ter­legt, der Rest sollte bis Dezember folgen. Tat er aber nicht. Was begann, war ein Rum­ge­schiebe von Multi-Mil­lio­nen­be­trägen von China über Hong­kong bis zu den Virgin Islands und Grün­dungen von Unter­nehmen, die alle Rossoneri hießen.

Doch auch das undurch­sich­tige Netz von Firmen half am Ende nichts: Bis Dezember war ledig­lich eine wei­tere Sicher­heit von 100 Mil­lionen Euro hin­ter­legt worden, eine neue Zah­lungs­frist wurde fest­ge­legt. Als auch diese zu ver­strei­chen drohte, lieh man sich die aus­ste­henden 300 Mil­lionen Euro von der Elliott Manage­ment Cor­po­ra­tion mit der Auf­lage, das Geld bis Oktober 2018 zurück­zu­zahlen. Sollte dies nicht der Fall sein, würde der AC Mai­land in den Besitz der Elliott Manage­ment Cor­po­ra­tion über­gehen.

Doch in Mai­land fei­erte man den Ver­kauf des Ver­eins, denn jetzt war das Geld für große Trans­fers da: 194,5 Mil­lionen Euro gab man letzten Sommer für neue Spieler aus, doch man verlor gegen zwei Auf­steiger und kam aus dem Mit­tel­feld der Tabelle ein­fach nicht heraus. Offi­ziell gehört jetzt der Verein Rossoneri Sport Invest­ment Luxem­bourg – und der Chef dieser Firma ist Li Yong­hong.

Über Herrn Li etwas zu finden, was von glaub­wür­digen Quellen bestä­tigt ist, ist schwer. Sein Geburtsort ist ebenso unbe­kannt wie die Her­kunft seines Geldes. Laut eigener Aus­sage habe er ein Ver­mögen mit einer Phos­phat­miene gemacht, dem jet­zigen Inhaber dieser Miene ist Li Yong­hong aller­dings nicht bekannt. Lis Lebens­lauf, die ihn als General Manager und CEO ver­schie­dener Unter­nehmen in Hong­kong aus­weist, ist laut des Unter­neh­mens­re­gis­ters der ehe­ma­ligen bri­ti­schen Kolonie nicht wahr­heits­gemäß, denn er kommt darin schlicht nicht vor. 

Was man aller­dings findet, sind Berichte über die Ver­haf­tung seines Vaters Li Naizhi und seines jün­geren Bru­ders Li Yongfei. 2003 waren beide ange­klagt worden, ein Unter­nehmen zum Kauf von Acker­land nur als Fas­sade zu nutzen und in Wahr­heit Anleger in ein Schnee­ball­system zu ver­wi­ckeln. Da der Groß­teil des erwirt­schaf­teten Ver­mö­gens an ein Unter­nehmen des älteren Bru­ders, Li Hong­qiang, wei­ter­ge­leitet wurde, wollte die Chi­ne­si­sche Polizei auch diesen ver­haften. Doch dieser entzog sich der Fest­nahme durch eine Hong­konger Staats­bür­ger­schaft und setzte sich in der Folge nach Hon­duras ab.

Die Ant­wort auf alle Fragen: Fake News“

Nun kann man nie­manden ver­ur­teilen, weil Mit­glieder seiner Familie ver­haftet worden sind. Es ist nicht ver­boten, einen unvoll­stän­digen Lebens­lauf zu ver­öf­fent­li­chen und auch eine undurch­sich­tige Unter­neh­mens­füh­rung in China nichts Neues. 

Doch die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Cor­riere della Sera“ ver­öf­fent­lichte diese Woche, dass Li bereits jetzt pleite wäre und des­halb seine Anteile an Taobao (Anm. d. Red. asia­ti­sches Pen­dant zu eBay) ver­kaufen müsste. Sollte das stimmen, wäre es für AC Mai­land fatal – denn dann würden sie in Kürze der Elliott Manage­ment Cor­po­ra­tion ange­hören, die als Heu­schre­cken-Inves­toren in Süd-Ame­rika bereits bekannt sind.

Wäh­rend der Artikel in Ita­lien hohe Wellen schlug, fei­erte Li gerade das chi­ne­si­sche Neu­jahrs­fest in seiner Heimat. Er ant­wor­tete erst zwei Tage später mit einem kurzen State­ment auf der Seite des Klubs: Es seien Fake News. Er sei liquide, seine Unter­nehmen laufen alle und über­haupt fände er den Druck, mit dem er seit dem Kauf des Ver­eins zu kämpfen hat, enorm. Dann wünschte er allen noch ein frohes neues Jahr.

Eins, zwei oder drei?


An diesem Punkt gibt es drei Mög­lich­keiten“, zog die Cor­riere della Sera“ als Fazit: 1. Er ist wirk­lich sehr reich. Sein Ver­mögen ist bis­lang ver­steckt und er zahlt die Schulden nicht, da er abge­lenkt wird. 2. Er hat jeden gelinkt und glaubt an sein Kon­strukt aus Lügen. 3. Er war ein Stroh­mann in einem grö­ßeren Spiel und die Garan­tien stammen nicht von ihm.“ Dem Verein wäre Vari­ante 1 zu wün­schen, aber in Anbe­tracht der Lage wirken die beiden anderen Mög­lich­keiten plau­si­bler.

Ent­täu­schend muss es für Trainer Gen­naro Gat­tuso und sein Team sein: Zum ersten Mal in der Saison haben sie einen Lauf, elf Spiele in Folge unge­schlagen, in der Euro-League ist man im Ach­tel­fi­nale. Doch wofür das alles, wenn man nicht mal weiß, unter wem man im nächsten Jahr Spielen wird?