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Seite 2: Das Vorbild, das man sich wünscht

Der ehe­ma­lige Tot­tenham-Trainer David Pleat hat Kane einmal einen alt­mo­di­schen Mit­tel­stürmer“ genannt. Aber das ist nur die halbe Wahr­heit. Richtig ist: Kane fällt auf dem Platz oft nicht beson­ders auf. Erst der Moment des Tor­ab­schlusses ist seine Situa­tion. Kane hat eine exzel­lente Schuss­technik und einen über­ra­genden Zug zum Tor. Des­halb sind seine Treffer nicht immer die aller­schönsten: Weil er keine Sekunde zögert, den Tor­ab­schluss zu suchen. Nicht, weil er nicht anders könnte.

Zugleich steht Kane aber nicht nur vorne drin und wartet auf die Bälle. Viel­leicht ebenso wichtig wie seine Tore ist für seine Mit­spieler das Defen­siv­spiel des Stür­mers, der mit großer Aus­dauer und läu­fe­ri­schem Auf­wand die geg­ne­ri­schen Abwehr­reihen unter Druck setzt. Rich­tiger ist also, was Sami Khe­dira vor dem Ach­tel­fi­nale der Spurs gegen Juventus Turin der BBC“ sagte: Er ist für mich der kom­plet­teste Stürmer – kopf­ball- und schuss­stark, schnell und er kann mit nur einem Ball­kon­takt treffen“.

Die Anti-Diva

Zum anderen ist das wenige Auf­sehen um Kane sicher­lich auch auf seinen gegen­über manch anderem Jung­profi sehr ruhig und bescheiden daher­kom­menden Lebens­wandel zurück­zu­führen. Kane ist gera­dezu ein Mus­ter­schüler, die Anti-Diva, wenn man so will. Eng­lands Natio­nal­coach Gareth South­gate sagte über seinen Schütz­ling: Er ist das Vor­bild, das man sich wünscht.“

Zwar gilt Kane als legi­timer Nach­folger Wayne Roo­neys im Trikot der Three Lions, ver­gli­chen wird er aber eher mit Teddy She­ringham und Alan Shearer, den Stars der späten 90er. Er ist unweit der White Hart Lane auf­ge­wachsen, spielt für den Her­zens­verein seiner Jugend und ist mit seiner Jugend­freundin liiert – soweit die Gemein­sam­keiten mit Rooney. Im Gegen­satz zu diesem geht Kane bisher aller­dings ohne per­ma­nente Skan­däl­chen durch seine Kar­riere – und die sind auch kaum von ihm zu erwarten. Kane spielt in der Frei­zeit lei­den­schaft­lich Golf und ist mit seinem Trainer privat befreundet. Er trinkt nicht und hat einen Ernäh­rungs­be­rater und Koch enga­giert. Seine Hunde heißen Wilson und Brady – nach den NFL-Größen Rus­sell Wilson und Tom Brady.

Das Beste, was mir je pas­siert ist

Tom Brady wurde 2000 erst an 199. Stelle des Drafts der Jugend­spieler aus­ge­wählt und von den New Eng­land Patriots ver­pflichtet. Heute gilt er als einer der besten Quar­ter­backs aller Zeiten. Für Harry Kane war diese Geschichte gera­dezu weg­wei­send, hat er vor wenigen Tagen dem Magazin The Players’ Tri­bune“ ver­raten. Auch seine Kar­riere ver­lief nicht immer grad­linig. Als Kind wurde er bei Arsenal und Wat­ford aus­sor­tiert, ehe er mit elf Jahren bei den Spurs unterkam. Auch als ange­hender Profi-Kicker sah es zwi­schen­zeit­lich noch einmal finster aus. Gleich viermal wurde er an unter­klas­sige Teams ver­liehen, bevor er sich bei seinem Stamm­verein durch­setzen konnte. Doch Kanes Aus­dauer und Dis­zi­plin sollten sich lohnen.

Der frü­here Chef von Arse­nals Jugend­aka­demie ver­kün­dete unlängst, man habe den jungen Kane einst aus­sor­tiert, weil er ein­fach zu pum­melig“ war und man ihm keine her­aus­ra­gende sport­liche Kar­riere zutraute. Arsène Wenger sagte, er wusste nicht, ob er lachen oder sich ärgern solle, als er von dieser unglück­li­chen Anek­dote erfahren habe. Harry Kane selbst hin­gegen meint, die Aus­boo­tung bei Arsenal habe ihn zur Höchst­leis­tung ange­spornt: Es ist wahr­schein­lich das Beste, was mir je pas­siert ist“.