Heute wird der vermutlich beste Schweizer Fußballer aller Zeiten 50 Jahre alt. Stéphane Chapuisat über Rituale beim Schuhbinden, Oliver Kahns Kung-Fu-Tritt und Dortmund-Fans in Tadschikistan.
Im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals 1998 gegen die Bayern (1:0) war es Ihr Tor, das den Halbfinaleinzug garantierte. Damals trafen Sie gegen Oliver Kahn. Im April 1999 kam „der Titan“ dann mit einem Kung-Fu-Tritt auf Sie zugeschossen. Die Rache des Kahn?
Zum Glück habe ich Oliver Kahn damals kommen sehen! Es sieht allerdings brutaler aus, wenn man es auf den Videos und den Bildern anschaut. Aus meiner Perspektive war es gar nicht so schlimm.
1995 buhlten verschiedene italienische Klubs um Ihre Dienste. Sie sagten damals: „Borussia ist besser als Italien.“ Wollten Sie wirklich nicht wechseln?
Ich hatte einige Kontakte. Das größte Interesse bestand von Seiten des AS Rom, aber das war für mich zu dem Zeitpunkt kein Thema, weil ich mich in Dortmund sehr wohlfühlte.
Stürmer sollen angeblich besonders abergläubisch sein. Wie bereiteten Sie sich auf Spiele mit den Borussen vor?
Als junger Spieler glaubt man noch, dass Rituale ein gutes Spiel garantieren. Ich habe immer zuerst meinen linken und dann erst meinen rechten Schuh gebunden. Aber je älter man wird, desto mehr legt man diese Gewohnheiten ab. Irgendwann habe ich realisiert, dass wir trotzdem Spiele verloren. (Lacht.)
Sie wurden zweimal Torschützenkönig in der Schweiz (2001, 2004) und mit 106 Toren in 228 Bundesligaeinsätzen stehen Sie – zusammen mit Aílton – auf dem dritten Platz der ewigen Liste ausländischer Bundesliga-Torschützen. Welches war Ihr schönstes Tor?
Ich habe kein spezielles Lieblingstor. Ein Treffer gegen die Bayern bedeutete mir in der Bundesliga natürlich am meisten – fast mehr als ein gelungener Fallrückzieher. Wichtig war für mich auch: Ein Tor muss Bedeutung haben, am liebsten war mir, das 1:0 zu erzielen.
Sie waren nicht nur ein Star in der Bundesliga. Ihr Portrait zierte 2004 eine Briefmarke in Tadschikistan. Wie kam es denn dazu?
Als mich ein Schweizer Journalist darauf aufmerksam machte, war ich sehr überrascht. In Tadschikistan gab es damals wohl einen Post-Beamten, der Dortmund-Fan war (lacht).
Bewahren Sie eigentlich noch andere Schätze aus Ihrer Spielerzeit auf?
Ich habe sogar noch Panini-Hefte irgendwo in einer Kiste mit Erinnerungsstücken. Außerdem noch zwei, drei Kisten voller Trikots. Für mehr fehlt mir einfach der Platz. Aber mein wertvollster Schatz sind die Medaillen: vom Champions-League-Sieg und den nationalen Meisterschaften.
Sie sind Vater von drei Kindern. Werden Sie Ihre Fußballleidenschaft mit Ihnen teilen?
Ob mein Sohn Fußballprofi werden will, muss er selber entscheiden. Aber ich werde sicher versuchen, ihm den Weg zum Tor zu zeigen. Meine Töchter betreiben andere Sportarten.