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Die Men­schen in der Hafen­stadt New­port lieben den Rugby. Der ansäs­sige Verein New­port RFC spielt in der höchsten wali­si­schen Rugby-Liga und ist das Aus­hän­ge­schild der Stadt. Doch wenn am Samstag die von Pep Guar­diola trai­nierte Mann­schaft von Man­chester City zu Gast in New­port ist, wird Rugby zur Neben­sache. Der Viert­li­gist träumt von einem Vier­tel­fi­nal­einzug im FA Cup. Dabei war der Fuß­ball in der Stadt fast schon Geschichte.

Der AFC New­port County wird im Jahr 1912 gegründet und pen­delt in seiner Ver­eins­ge­schichte stetig zwi­schen der zweiten und vierten eng­li­schen Liga. Den Höhe­punkt erreicht der Verein im Jahr 1980, in dem The Exiles“ den Welsh Cup gewinnen und sich somit für den Euro­pa­pokal der Pokal­sieger qua­li­fi­zieren. Dort schei­tert man im Jahr darauf erst im Vier­tel­fi­nale am spä­teren Fina­listen Carl Zeiss Jena.

In den fol­genden Jahren erlebt der Klub seine dun­kelsten Zeiten. Im Jahr 1988 steigt man nach 60 Jahren erst­mals aus der viert­klas­sigen Foot­ball League Two ab. Auf­grund des Abstiegs und meh­reren Fehl­kal­ku­la­tionen ist der Verein im dar­auf­fol­genden Jahr gezwungen, Insol­venz anzu­melden. Das Ende.

Neu­start in der neunten Liga

Nicht für David Hando. Er ist zu diesem Zeit­punkt treuer Fan und ver­sucht seinen geliebten Verein zu retten. Gemeinsam mit 400 wei­teren Anhän­gern ruft er zu einer Spen­den­ak­tion auf.

Das Kon­zept hat Erfolg und es gelingt, genü­gend Geld zu sam­meln, um den Verein zu sta­bi­li­sieren. Doch der sport­liche Auf­schwung läuft schlep­pend voran. Der Stadtrat in New­port ver­wei­gert dem Verein, die Spiele im damals hei­mi­schen Somerton Park aus­zu­tragen. Der Grund sind die zu hohen Miet­schulden, die nicht begli­chen wurden.

Fortan trägt der AFC seine Spiele im 80 Kilo­meter ent­fernten Glouces­ter­shire aus. In der neunten wali­si­schen Liga. Doch auch diese Hürde nimmt der Verein. Trotz der Ent­fer­nung und der Kom­pli­ka­tionen mit dem Stadtrat gelingt der direkte Auf­stieg. Jahr für Jahr klet­tert man durch die Spiel­klassen und schafft 2013, 25 Jahren nach der Neu­grün­dung, die ersehnte Rück­kehr in die vierte Liga.

Wir hatten unseren Fuß­ball-Klub ver­loren“

Im ersten rein wali­si­schen Auf­stiegs­spiel im Wem­bley Sta­dium gewinnt New­port gegen Wrexham mit 2:0. David Hando ist zu diesem Zeit­punkt Ehren­prä­si­dent und steht nach dem Auf­stieg mit Tränen im Gesicht auf dem Spiel­feld. In einem Inter­view sagt er: Wir hatten unseren Fuß­ball-Klub ver­loren. Ich kann nicht glauben, was wir erreicht haben“.

Der­zeit steht die Mann­schaft auf Platz 13 in der Tabelle der League Two. In Eng­land ist die viert­höchste Liga, die League Two, eine Profi-Liga. Das Gehalt der Spieler reicht zwar zum Leben, finan­ziell sor­gen­frei sind die Spieler aller­dings nicht. Der Kader besteht aus einer Mischung aus­ge­lie­hener Talente von höher­klas­sigen Mann­schaften und erfah­renen Spie­lern, die aus der zweiten und dritten Liga trans­fe­riert wurden.

Diese Mischung begeis­terte im FA Cup durch den 2:1 Heim­sieg über die Pre­mier-League-Mann­schaft von Lei­cester City und mit dem Erfolg gegen den Zweit­li­gisten FC Midd­les­b­rough. Nachdem der Außen­seiter in Midd­les­b­rough Sekunden vor Ende den Aus­gleich erzielt hatte, gewannen sie im Nach­hol­spiel vor hei­mi­schen Publikum sen­sa­tio­nell und hoch­ver­dient mit 2:0.

Einer der Tor­schützen war Außen­bahn­spieler Robbie Willmot. Die Geschichte des 28-jäh­rigen steht sinn­bild­lich für den Erfolg von New­port County. Im Sommer 2015 wird Willmot bei New­port aus­sor­tiert und findet keinen Anschluss bei einem Profi-Verein. Fortan spielt er nur noch im Ama­teur-Fuß­ball. Um Geld zu ver­dienen, räumt er bei der Super­markt­kette Tesco´s“ Regale ein. Er bezeichnet sich zu diesem Zeit­punkt in einem Inter­view bereits als Ex-Fuß­baller.

Doch 2017 wird er zurück­ge­holt und ent­wi­ckelt sich zum Stamm­spieler. Im Spiel gegen den FC Midd­les­b­rough ist eigent­lich kein Platz für einen Dribbler wie ihn. Es regnet unun­ter­bro­chen, auf dem mat­schigen Platz sind die Linien des Rugby-Spiels vom Vortag erkennbar. Die Ball­jungen haben neben das Spiel­feld kleine Hand­tü­cher gelegt, damit die Spieler bei einem Ein­wurf den Ball tro­cken reiben können. Durch die alten Schein­werfer der Rodney Parade dringt gerade genug Licht, um die Spieler auf dem Platz erahnen zu können. 

Der auf­fä­ligste Mann auf dem Platz 

Doch Willmot ist das egal. Er ist der auf­fäl­ligste Mann auf dem Platz. In der 47. Minute wird er kurz vor der Mit­tel­linie ange­spielt, setzt zu einem Dribb­ling an, kann von vier Ver­tei­di­gern nicht gestoppt werden und trifft zur 1:0 Füh­rung. Nach dem Spiel stellt sich Willmot alleine vor die Fan­kurve, klatscht mit erho­benen Händen und lässt sich feiern.

Ein wei­terer Pokal­held ist Padraig Amond. Mit seinem Traumtor zum 2:0 machte er die Sen­sa­tion gegen Midd­les­b­rough per­fekt. Seine Sta­tistik im FA Cup: Sechs Spiele, vier Tore. Bei den Fans ist er abso­luter Publi­kums­lieb­ling. Mitt­ler­weile wid­meten sie ihm sogar einen eigenen Song.

Auch Tor­hüter Joe Day erlebte bereits sein eigenes kleines FA-Cup-Wunder. Nach dem Abpfiff gegen Midd­les­b­rough sprin­tete er direkt in die Kabine und fuhr auf schnellstem Weg ins Kran­ken­haus. Dort erwar­tete ihn seine Frau, die wäh­rend dem Spiel Zwil­linge zur Welt gebracht hatte. Sein Trainer Michael Flynn sagte später in einem Inter­view: Ich habe Joe noch nie so schnell rennen sehen“.

Ich wünschte, ich wäre auf den Geburtstag gegangen“ 

Flynn ist ein ehe­ma­liger New­port-Spieler und trai­niert die Mann­schaft seit knapp zwei Jahren. In seiner ersten Saison bewahrte er den Verein, trotz einem zwi­schen­zeit­li­chen Rück­stand von elf Punkten, sen­sa­tio­nell im letzten Spiel vor dem Abstieg. Seit dem Amts­an­tritt von Flynn spielt der AFC attrak­ti­veren Fuß­ball und steht wie im letzten Jahr im gesi­cherten Mit­tel­feld der Tabelle. Vor dem anste­henden Spiel hul­digte er Pep Guar­diola als besten Trainer der Welt.

Auf die Frage, wie er sich auf das bevor­ste­hende Pokal­spiel vor­be­reiten würde, sagte er: Ich habe am Wochen­ende das Spiel von City gegen Chelsea ange­schaut, obwohl ich eigent­lich auf einen Geburtstag ein­ge­laden war. Ich wünschte, ich wäre auf den Geburtstag gegangen“

Der AFC weiß um seine Außen­sei­ter­rolle, will sich aber nicht schon im Voraus geschlagen geben. In New­port träumen sie von einem erneuten Fuß­ball-Wunder. Immerhin spielen mitt­ler­weile wieder in der Rodney Parade, ihrer alten Heimat. Das Spiel ist aus­ver­kauft. Und zumin­dest für die 7.850 Zuschauer wird Fuß­ball am Samstag die wich­tigste Sportart der Stadt sein.