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Yann Sommer drehte sich um und schaute ungläubig auf den aus dem Tor­netz abtrop­fenden Ball. Mit 106 Stun­den­ki­lo­me­tern war die Kugel direkt über ihm ein­ge­schlagen. Dabei stand Sommer gut posi­tio­niert im Tor­war­teck. Und trotzdem war der Abschluss von Gon­çalo Matias Ramos für den Schweizer Schluss­mann unhaltbar. Der por­tu­gie­si­sche Stürmer machte so seinem Spitz­namen O Fei­ti­ceiro“ (Zu Deutsch: Der Zau­berer) alle Ehre.

Zwei wei­tere Zau­ber­ein­lagen, die in einem Ramos-Tor endeten, sollten noch folgen. Ramos war der Prot­ago­nist beim 6:1‑Achtelfinalsieg der Por­tu­giesen und zog mit einer Legende gleich, denn: Einem gewissen Miroslav Klose gelang 2002 auch ein Drei­er­pack bei seinem WM-Startelf-Debüt. Da war der Zau­berer“ erst seit einem Jahr auf der Welt. Und viele Beob­achter sahen in dieser Glanz­leis­tung bereits die Ein­lei­tung einer Zei­ten­wende im por­tu­gie­si­schen Fuß­ball. Denn Ramos ver­drängte den großen Cris­tiano Ronaldo nicht nur auf die Bank – er machte ihn schier ver­gessen.

Die Her­kunft von O Fei­ti­ceiro“

Ihn Alter von 12 Jahren ging es für Ramos in die Jugend von Ben­fica Lis­sabon. Dort, und in den U‑Nationalmannschaften, ver­diente er sich seinen Spitz­namen. Da ich bei Abpral­lern etwas Glück habe, kommt der Ball immer zu mir“, erklärte er einst in einem Inter­view mit Canal 11“, wie es zu O Fei­ti­ceiro“ kam. Seine Tore fei­erte er damals noch, indem er in eine ima­gi­näre Glas­kugel schaute. Inzwi­schen ver­wendet er die Pis­to­lero-Geste, wie bei allen drei Toren beim Ach­tel­fi­nal­sieg.

Ramos über­ra­schende Auf­stel­lung anstelle von Cris­tiano Ronaldo recht­fer­tigte Trainer Fer­nando Santos mit tak­ti­schen Gründen“. Der 1,85-Meter große Ramos zeichnet sich durch seine Beweg­lich­keit aus und war von der neu for­mierten Drei­er­kette der Schweizer nicht zu packen. Als Voll­blut­stürmer“ bezeich­nete ihn ARD-Experte Bas­tian Schwein­steiger, da Ramos bei seinen Toren gegen die Schweiz das gesamte Reper­toire aufbot: Er traf per Voll­spann, schob eine scharfe Flanke ein und netzte per Lupfer. Dabei geht bei­nahe unter, dass er zudem den Treffer von Raphaël Guer­reiro per No-Look-Pass vor­be­rei­tete, aber auch eine Rie­sen­chance im Eins-gegen-Eins mit Sommer vergab.

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Enorme Ent­wick­lung unter Roger Schmidt

Seine enorme Abschluss­stärke stellt er zuvor bereits bei Ben­fica Lis­sabon unter Beweis. Mit neun Toren (und drei Vor­lagen) in elf Spielen ist er der Top-Tor­jäger der por­tu­gie­si­schen Liga. Einen großen Anteil daran hat der deut­sche Trainer Roger Schmidt, der mit Cham­pions-League-Grup­pen­sieger Ben­fica wett­be­werbs­über­grei­fend noch unge­schlagen ist.

In einem Gespräch mit Ben­fica Play“ bezeich­nete der 21-Jäh­rige Schmidt als einen der besten Trainer, mit denen er bis­lang zusam­men­ar­beiten durfte. Und sagte dass der Coach ver­suche, mit jedem Spieler eine Freund­schaft auf­zu­bauen. Ramos dankt es Schmidt, indem er den Abgang von Darwin Núñez zu Liver­pool ver­gessen macht.

Erneuter Star­t­el­fein­satz für Ronaldo?

Ob er nun auch Cris­tiano Ronaldo voll­ends ver­gessen macht, bleibt abzu­warten. Im Vier­tel­fi­nale müssen die Euro­pa­meister von 2016 am Samstag gegen Marokko ran. Für die Laune des Super­stars und Kapi­täns wäre eine erneute Degra­die­rung auf die Bank nicht för­der­lich. Auch wenn der auf Insta­gram mehr­fach signa­li­sierte, sich voll in den Dienst der Mann­schaft stellen zu wollen. Ent­gegen anders lau­tender Gerüchte.

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Aller­dings ist Ronaldo auf dem Rasen nicht gerade für seinen Kampf­geist und eine über­bor­dende Lust am Laufen bekannt, O Fei­ti­ceiro“ in seiner Heimat hin­gegen schon. Gegen die wil­lens­starken und kom­pro­miss­losen Marok­kaner, die bisher erst ein Gegentor kas­siert haben, ist Ramos also durchaus eine Option.

Ich wähle die Spieler aus, die am besten zu meiner Stra­tegie passen“, sagte Por­tugal-Coach Santos, der eben­falls Ramos Dynamik her­vorhob. So störte der Stürmer den Schweizer Spiel­aufbau ener­gisch und machte viele defen­sive Lauf­wege. Eine Qua­lität, die einen enormen Wert hat und die Santos scheinbar schätzt. Gerade weil Ronaldo diese Wege nicht mehr geht.

Als die Reporter nach dem Schweiz-Spiel die obli­ga­to­ri­schen Fragen bezüg­lich eines wei­teren Star­t­el­fein­satzes stellten, blieb Ramos diplo­ma­tisch: Das ent­scheide nicht ich“. Und bezogen auf seinen Drei­er­pack sagte er: Es ist ein Traum, der für mich in Erfül­lung geht.“ Viel­leicht setzt sich der Traum von O Fei­ti­ceiro“ gegen Marokko weiter fort.