Die 51. Bundesligasaison ist Geschichte. Zeit für uns, sich noch einmal an die spektakulärsten Momente des Fußballjahres zu erinnern. Den Anfang macht Ron Ulrich mit seinem Loblied auf die Fans von Absteiger Eintracht Braunschweig.
Wenn Fans nach dem besiegelten Abstieg ihres Teams auf den Rasen laufen, dann bildet sich Angstschweiß auf der Stirn aller Verantwortlichen. Doch dieses Mal in Hoffenheim waren alle Beobachter im Hoffenheimer Stadion tief berührt ob des Anhängers auf dem Platz. Ein kleines Mädchen lief auf Torsten Lieberknecht zu und überreichte dem Braunschweiger Trainer eine blau-gelbe Rose. Lieberknecht nahm das Mädchen auf den Arm und hielt tief bewegt die Blume hoch. Selbst Hulk Hogan würde beim Anblick dieser Bilder schluchzen. Dieser besondere Trost für den Trainer war der bewegende Schlusspunkt des Braunschweiger Bundesligajahres.
Lieberknecht und der „Piss-Verein“
Er steht sinnbildlich für die Leidenschaft des Eintracht-Publikums, das trotz all der Pleitenserien und des Abstiegs seinem Team nie die Unterstützung versagte. Zu Abertausenden waren sie zu den letzten Auswärtsspielen der Saison nach Berlin und Hoffenheim gereist, auch in den Heimspielen hatten sie für eine Gänsehaut-Atmosphäre gesorgt. Und nicht zuletzt hatte sich auch Torsten Lieberknecht diese besondere, letzte Ehre in der Bundesliga durch sein Auftreten verdient. Im gesamten Bundesligajahr verlor er nur einmal die Contenance, als er die Benachteiligungen für seinen „Piss-Verein“ anprangerte. Lieberknechts Neologismus schaffte es in der Folge gar auf eigens angefertigte T‑Shirts.
Wer aber den Trainer beispielsweise nach dem Spiel der Eintracht in Nürnberg erlebte, konnte nur den Hut vor dessen Besonnenheit ziehen. In dieser Partie hatte es sein Team zu Stande gebracht, trotz Überzahl und Führung durch zwei verschossene Elfmeter ein Spiel bei einem direkten Konkurrenten zu verlieren. „Das war Werbung für den Fußball, aber eine sehr bittere Niederlage für uns“, fasste Lieberknecht das unglaubliche Spiel zusammen. Statt sich in einer Litanei über Fehler, Ungerechtigkeiten und Pech zu ergehen, strich er den Lerneffekt für seine Mannschaft heraus.
Lieberknecht machte mit seiner Art bundesweit auf sich aufmerksam, nicht wenige Bundesligavereine werden ihn bei ihrer Trainersuche auf dem Zettel gehabt haben. Doch er verkündete sein Bleiben in Braunschweig – trotz Abstieg und trotz der begrenzten finanziellen Mittel. Das ist in Zeiten, in denen Trainer aufgrund der Suche nach „neuen Herausforderungen“ Verträge aussetzen, mindestens bemerkenswert.
Zu guter Letzt spiegelte sich in der Szene mit Lieberknecht und dem Blumenmädchen eine Besonderheit dieser Saison wider: der harmonische Umgang zwischen Fans und Mannschaft im Abstiegskampf. In jüngerer Vergangenheit waren Busblockaden oder in Rauchschwaden versunkene Fanblöcke nicht selten, man denke nur an den Abstieg des 1. FC Köln 2012. Bilder von derlei Drohszenarien mag es auch in dieser Saison gegeben haben, in Hannover, Dresden oder Hamburg. Allerdings überwog der Eindruck von einem gelebten Schulterschluss allerorten.
Einheit made in Braunschweig
In Nürnberg trieben die Fans ihre Mannschaft mit dem Slogan „Ich bereue diese Liebe nicht“ an und starteten vielfältige kreative Aktionen. In Hamburg sammelten sich Hunderte beim Training, um der Mannschaft trotz desaströser Vorstellungen Mut zuzusprechen. In Stuttgart vereinten sich Fanszene und Verein unter dem Motto „Zusammenhalten“, selbst die lokale Presse ließ sich einspannen. Statt einer Busblockade bildeten die Anhänger ein Busspalier für ihre Mannschaft. Die VfB-Verantwortlichen priesen die neue Einheit als Wegbereiter für die Wende im Abstiegskampf. In Braunschweig lebten sie diese seit Saisonbeginn vor – auch wenn es am Ende nicht für den Klassenerhalt reichte.