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Seite 2: Illegal und sexy

Der Trainer
Eine ver­dammt gute Zeit scheint auch Stefan Kuntz zu haben. Mal wieder. Schließ­lich holte er schon 2017 den U21-Euro­pa­meis­ter­titel. Damals eben­falls bereits dabei: Levin Özt­u­nali (wie gefühlt bei allen U21-Tur­nieren seit 1703), Mah­moud Dahoud, Nadiem Amiri und Wal­demar Anton. Dass die, obwohl sie echte Typen sind, noch nicht genug haben von ihrem Trainer und selbst als Reser­visten immer wieder öffent­lich in seine Arme kuscheln, wenn es was zu feiern gibt, zeigt, dass Kuntz offen­kundig das auf sich ver­eint, was es braucht, um erfolg­reich die Luxus­ab­tei­lung des DFB-Nach­wuchses anzu­leiten: Hru­beschig­keit. Oder gemeinhin die Gabe, Auto­rität und Men­schen­liebe derart gekonnt mit­ein­ander zu ver­binden, dass es ver­wun­dert, dass Wal­dorf-Schüler nicht längst all­mor­gend­lich seinen Namen tanzen müssen, in der Hoff­nung, es ströme euryth­misch ins Muskel- und Glücks­ge­dächtnis ein.

Ganz abge­sehen davon schwitzt nie­mand so schön wie Stefan Kuntz, was in der freien Asso­zia­tion nach Bier­bäu­chen über Grillgut gebeugt ver­langt und so deutsch ist, dass es schon wieder ok ist. Kuntz ist selbst an der Sei­ten­linie der Kämpfer geblieben, der er als Spieler war und wahr­schein­lich lässt er allein des­halb so offensiv spielen, weil er genau weiß, dass er im Moment des Tor­ju­bels, also dann, wenn er die nach Bruno Lab­badia zweit­schönste Säge der Fuß­ball­ge­schichte aus­packt, am meisten Sex-Appeal ver­strömt. 

Die Spiel­freude
Mehr über­ra­schende Momente als bei Game of Thrones, mehr Wen­dungen als bei der SPD, mehr Tricks als bei Volks­wagen – die deut­sche U21 führt mal eben im Hand­streich all die Klagen ad absurdum, die da lau­teten, der hie­sige Nach­wuchs kranke an indi­vi­du­eller Qua­lität und könne nur Maschinen-Fuß­ball nach Aka­demie-Schema F. Statt­dessen schnicksen sich die jungen Herren durch das Tur­nier, dass man sich beim Hin­weis darauf schon bald vor­kommt wie bei der Razzia in einer ille­galen Spiel­hölle: Zocker, Zocker, Zocker, Zocker … Und viel­leicht leistet diese Mann­schaft neben all der Freude am Zuschauer einen noch viel grö­ßeren, heh­reren Dienst. Näm­lich dann, wenn sie bei denen, die die Ver­ant­wor­tung tragen, die Ent­schei­dungen fällen, den Ein­druck zur Ein­stel­lung reifen lassen: ein­fach mal machen lassen. 

Das Tempo
Was den Nach­wuchs­hoff­nungen an Erfah­rung und viel­leicht auch Spiel- und Tak­tik­ver­ständnis abgeht, glei­chen sie wort­wört­lich im Affen­zahn wieder aus. Wer die Pre­mier League liebt, weil sie schneller sei als die Bun­des­liga, muss die deut­sche U21 ver­göt­tern. Die in ihren besten Momenten ein Angriffs­tempo an den Tag legt, dass es einen nicht wun­dern würde, sie kämen in 80 Tagen um die Welt, Dop­pel­pässe spie­lend. Und mit Läufen in die Tiefe, die fast schon an der Wahr­neh­mungs­form der Weis­heit kratzen, so deep sind sie. Gut, dass die U21-EM bald vorbei ist. Gut mög­lich, dass Bun­des­ver­kehrs­mi­nister Andreas Scheuer sonst noch Geschwin­dig­keits­ver­bote for­dert. Ein­fach, weil die Zuschauer an den TV-Geräten vom Schleu­der­trauma bedroht sind, bei soviel U21-Tempo.

Des­wegen