In Deutschland gilt Claudio Pizarro als Spaßvogel und Torjäger. In seiner Heimat Peru als Querulant und Unruhestifter. Warum?
Mit dem Treffer hielt Pizarro Peru auf Kurs Viertelffinale, in das sein Team dank eines glücklichen 0:0 gegen Kolumbien im letzten Vorrundenspiel einzog. Gegen James, Falcao und Kollegen hatte Pizarros nur Luft für 55 Minuten. Der Auftritt des Mannschaftskapitäns gegen die Kolumbianer war insgesamt bescheiden, Torgefahr nicht auszumachen. Ob der Mittelstürmer auch im Viertelfinale gegen Bolivien ran darf, ließ Trainer Ricardo Gareca offen: „Claudio ist ein wichtiger Spieler und ein Baustein der Mannschaft, aber er ist fast 37 und hat dieses Jahr kaum gespielt. Das merkt man“.
Ohnehin sehen viele der Peruaner den Schalker Jefferson Farfán lieber in der Mannschaft. Was nicht nur an Farfán, sondern vor allem an Pizarro liegt. Die Beziehung zwischen Peru und ihrem Mittelstürmer ist eben eine Hass-Liebe. 16 Jahre spielt dieser außerordentlich begabte Fußballer nun schon für sein Heimatland, seit er im Alter von 20 Jahren gleich mit einem Tor in seinem zweiten Spiel auf sich aufmerksam machte. Aber seither sind nur 72 weitere Spiele hinzugekommen – und gerade mal 19 Tore. Damit ist Pizarro zwar Perus viertbester Torschütze aller Zeiten, aber für einen Mann mit seinen Qualitäten ist es dennoch viel zu wenig. Das hält ihm sein Land bis heute vor.
Rücktritte, Stress mit Trainern, Skandale, Suspendierungen
Pizarros Karriere in der Nationalmannschaft ist gezeichnet von Rücktritten, von Rücktritten vom Rücktritt, vom Stress mit Trainern, Skandalen und Suspendierungen. Mal forderte er in einem Brief ultimativ die Ablösung des Nationaltrainers, mal feierte er mit einigen Kollegen zwischen zwei WM-Qualifikationsspielen mit Frauen und Alkohol und handelte sich so einen 18-monatigen Ausschluss aus dem Nationalteam ein.
Die Geschichte Pizarros im Peru-Trikot erzählt auch ein bisschen davon, warum das südamerikanische Land trotz einer Anzahl guter und großartiger Fußballer bis heute zu den Kellerkindern im Fußball-Powerhouse Südamerika gehört. In Perus Kader bei der WM stehen allein drei bekannte Gesichter aus der Bundesliga: Pizarro, Farfán und Carlos Zambrano, hinzu kommt Yordy Reyna von Zweitligist RB Leipzig.