Gestern wurde die Berlinale eröffnet. Zur Einstimmung gibt’s ein bisschen Nerdwissen über Fußballer auf der Leinwand.
14.
Im Kinderklassiker „Fimpen, der Knirps“ beweisen schwedische Nationalspieler Größe. Müssen sich die Kicker doch, so will es das Drehbuch, vor beachtlicher Kulisse vom Knirps Fimpen tunneln lassen. Noch herzergreifender gerät allerdings eine abendliche Szene mit Keeper Ronnie Hellström, der beim Vorlesen über dem Buch einnickt, während Fimpen in Seelenruhe Patiencen legt.
15.
Einer der ersten Spieler, der in einem Spielfilm auftauchte, war 1938 der Österreicher Matthias Sindelar im schwülstigen Operettenfilm „Roxy und ihr Wunderteam“, einer sensationell unglaubwürdigen Story um eine entführte Braut, die am Balaton zufällig ins Trainingslager eines ungarischen Fußballteams gerät und sich dort prompt in einen Spieler verliebt. Mit dem eigentlichen österreichischen Wunderteam um Sindelar hat der Film bedauerlicherweise allenfalls ganz am Rande zu tun.
16.
Im Sequel zu Sharon Stones Bürostuhl-Thriller „Basic Instinct“ darf für wenige Sekunden Ex-Profi Stan Collymore als Fußballer Kevin Franks mit Sharon Auto fahren, mit überhöhtem Tempo sogar. Collymore wird allerdings schon abgemurkst, bevor der Vorspann beginnt.
17.
Alles außer Heinz Erhardt ist so unglaublich miserabel, dass nicht einmal er den Film retten kann“ höhnt das „Heyne Filmlexikon“ über „Willi wird das Kind schon schaukeln“, und auch damit gemeint ist der Gastauftritt von Uwe Seeler in der Groteske um den Vereinspräsidenten Willi Kuckuck. Seeler schaut in der Regel scheel an der Kamera vorbei, der Legende nach soll er, nach der Szene, in der er einen vollen Satz sprechen musste, sofort einen Schnaps verlangt haben.
18.
Die Fußballer des FC St. Pauli und des FC Homburg spielen eine Nebenrolle in der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Dirk Matthies ermittelt anlässlich des 5:0 der Hamburger anno 1995 am Millerntor, der Sender zog sich dabei aber einigen Unmut zu: „Die ARD schnitt das Spielende aus der Handlung heraus und versah die Bilder vom Platzsturm mit völlig sinnentstellten Kommentaren. Ein Versuch der Geschichtsfälschung“, moserten St. Pauli-Anhänger.
19.
Einen überzeugenden Auftritt legt Schottlands Ally McCoist in „A Shot at Glory“ hin. McCoist mimt den Celtic-Kicker Jackie McQuillan, der den Dorfklub Kilnockie FC nach oben schießen soll. Dumm nur, dass McQuillan vor allem an der Theke Gas gibt und die Ehe mit der Trainertochter ruiniert hat. Den Coach spielt übrigens Robert Duvall mit vollkommen unglaubwürdigem Akzent.
20.
Sol Campbell und Teddy Sheringham können keine guten Berater gehabt haben, denn die hätten ihnen von den Auftritten in „Footballers’ Wives“ abgeraten, einer grenzdebilen Serie über die Lebensabschnittsgefährtinnen prominenter Kicker. Dem Klischee folgend beschäftigen sich die Spielerfrauen des Earls Park FC mit Designerkleidchen, teurem Parfum und außerehelichen Liebschaften. Höhepunkt der Serie: Spielerfrau Jackie bringt für Kollegin Chardonnay Sohn Paddy zur Welt, für den wiederum Chardonnay bereits Modelverträge abgeschlossen hat. Ganz wie im richtigen Leben also.
21.
Zu unerwartetem Ruhm kam Schottlands Altinternationaler Archibal „Archie“ Gemmill mit seinem grandiosen Sololauf durch die niederländische Abwehr während der WM 1978. Im schottischen Drama „Trainspotting“ röhrt Hauptdarsteller Renton während seines Stelldicheins mit der aparten Schülerin Diane: „Ich hab mich nicht mehr so gut gefühlt, seit Archie Gemmill 1978 gegen Holland getroffen hat.“
22.
Giftmord auf dem heiligen Rasen von Highbury. Im Klassiker „The Arsenal Stadium Mystery“ von 1939 spielt die Meistermannschaft von George Allison sich selbst und darf in Gestalt von Ted Drake und Cliff Bastin Fußballtennis spielen. Eigentlicher Star ist aber der bizarre Ermittler Slade mit seinen extravaganten Kopfbedeckungen.
23.
Klaus Augenthaler kann stolz auf eine Erwähnung in der legendären Comedy-Reihe „Sketchup“ zurückblicken. Während Beatrice Richter mal wieder gelangweilt Zigaretten holt, hockt Diether Krebs im Unterhemd vor der Glotze und brüllt: „Schieß doch, Auge!“
24.
Eric Cantonas erster Film hatte überhaupt nichts mit Fußball zu tun, obwohl der Titel durchaus passen würde: „Das Glück liegt in der Wiese“.
25.
„Das große Spiel“ von 1942 ordnet Tilman Schwab im Standardwerk „Fußball im Film“ als „Drama mit Gesangseinlagen“ ein und würdigt die epochale Wirkung des Streifens für das gesamte Genre. Die Fußballszenen, vor großem Publikum im Berliner Olympiastadion gedreht, wirken beindruckend lebensecht, ein Verdienst der mitkickenden Stars von Fritz Walter über Otto Tibulski bis Hermann Eppenhoff. Zum Gespött machte sich Schauspieler Hermann Staudte, der partout den Kasten nicht traf. Als er den Ball am Ende doch ins Netz hämmerte, waren die Aufnahmen nicht zu gebrauchen – aus Erleichterung hatten alle 22 Akteure gejubelt.
Vom 30. März bis zum 2. April 2017 läuft zum 14. Mal das 11mm-Fußballfilmfestival. Mehr Informationen, Tickets, Trailer und Spielzeiten auf 11-mm.de