Joshua Kimmich ist seit Sonntagabend Schauspieler. Jedenfalls tat er im Münchner Tatort so. Damit ist er nicht der erste Spieler, der es auf die Leinwand schaffte. Hier kommen 25 Dinge über Fußball und Film.
1. Sein Pferd spielte besser
An der Kinokasse floppte der Deutsch-Western „Potato Fritz“ (1976), was lange die gerechte Beurteilung der Rolle des Sergeant Stark verhinderte, dargestellt von Paul Breitner. Ein Filmkritiker: „Sein minimalistisches Spiel und der einstudierte Gesichtsausdruck, der uns sagen will ‚Was soll ich denn hier?‘, kann eingeschworene Cineasten in Ekstase versetzen. Einziger Wermutstropfen für alle Breitner-Fans: Sein Pferd war noch besser.“
2. Breitner im Leinensakko
Für Breitner war es der Beginn einer großen Filmkarriere. In „Der Zappler“ (1983) mimte er einen Fußballer in einem Traum des Hauptdarstellers, später gab er im Thriller „Kunyonga – Mord in Afrika“ (1986) im jahrzehnttypischen Leinensakko den Rechtsanwalt Bäsgen.
3. Doppeltes Beckham-Double
In der englisch-indischen Komödie „Bend it like Beckham“ scheint der namensgebende Held in der Schlussszene selbst am Flughafen aufzutauchen. Doch sowohl David als auch Victoria wurden gedoubelt, die richtigen Beckhams hätten zwar mitspielen wollen, sahen den Film allerdings erst nach Fertigstellung.
4. Als Peter Neururer letztmals nur einen Satz sagte
Zu frühen Schauspielerehren kam Peter Neururer. Gegenüber der „Zeit“ erinnerte sich Neururer stolz: „Ich habe schon als Schüler in einem Film mitgespielt! Der hieß ‚Die Hupe‘ und lief im WDR. Ich war Statist, mit einem Ball auf dem Arm, und musste ‚Guten Morgen, Herr Direktor‘ sagen.“
5. Carlo Ancelotti und Don Camillo
Dass Terence Hill sich 1983 an ein Sequel des legendären Fernandel-Klassikers „Don Camillo“ wagte, galt in Cineastenkreisen zunächst als vermessen. Immerhin holte sich Hill für das Fußballspiel gegen den Erzkommunisten Peppone erfahrene Spieler. Unter anderem laufen Roberto Boninsegna und Carlo Ancelotti auf. Die Altstars können allerdings auch nicht verhindern, dass das Fußballspiel bisweilen in absurdes Theater abdriftet, etwa als Don Camillo ungestraft mit der Eckfahne auf seinen Gegenspieler einprügeln darf.
6. Kick zwischen Deutschen und Alliierten
Einer der berühmtesten Fußballfilme ist „Escape to Victory“, schon weil im Kick zwischen deutschen Besatzern und alliierten Gefangenen Größen wie Pelé, Bobby Moore und Osvaldo Ardiles auflaufen. Die prinzipiell sauber choreografierten Fußballszenen werden allerdings durch die grandiose Fehlbesetzung Sylvester Stallone ruiniert, der laut Filmkritik als Keeper der Gefangenentruppe dagestanden habe „wie ein vollbeladenes Yak im Treibsand“.
7. Komparsen von Ipswich Town
Bei „Escape to Victory“ kickten übrigens nicht nur, was oftmals vergessen wird, gestandene Größen wie Paul van Himst, Kazimierz Deyna und Co Prins (das Enfant terrible der ersten Bundesligajahre vom FCK, wir erinnern uns) mit, sondern auch zahlreiche Leistungsträger des damaligen UEFA-Cup-Siegers Ipswich Town. Und nicht zu vergessen, Mike Summerbee, George Bests alter Saufkumpan, war ebenfalls dabei.
8. Irgendwas ist immer: Litti vor der Kamera
Auch Pierre Littbarski durfte mal vor die Kamera. Allerdings nur kurz, im hübschen No-Budget-Streifen „Etwas ist immer“ beruhigt Littbarski im schicken Sakko den gänzlich durchgeknallten Köln-Anhänger Kilian, der nach einem unglücklich verlorenen Spiel gegen den FC Bayern grausame Rache am vermeintlich gedungenen Schiedsrichter üben möchte und dem Referee bis zum Wohnort Husum hinterherfährt. Dort legt er ihn, tragischen Verwicklungen sei Dank, am Ende um. Leider fährt Littbarski nicht mit.
9. Beckenbauer spielt Beckenbauer
Franz Beckenbauer versuchte hinterher zu retten, was nicht mehr zu retten war: „Libero. Der große Film um König Fußball“ sei nun mal kein Film über ihn, was dem Publikum allerdings nur schwer zu vermitteln war, schließlich spielt Franz Beckenbauer einen Spieler namens „Franz Beckenbauer“ und auch des Kaisers damalige Frau Brigitte und Kumpel Harald stellen sich selbst dar. Dramaturgischer Höhepunkt: Franz will sich wie Kumpel Harald mit Whiskey besaufen, kapituliert aber schon nach einem Schlückchen: „Scheußlich!“
10. Best spielt Best
Ebenfalls sich selbst spielt George Best in einer Nebenrolle in „This Boy’s Story“, eine Geschichte zweier Brüder aus kaputtem Elternhaus, die an die Anfield Road nach Liverpool fahren, um beim Gastspiel von Manchester United ihr großes Idol, eben George Best, zu sehen.
11. Sepp Maier in unsäglicher Klamotte
Sepp Maier kann mit Scham, Wut und Selbstzweifeln auf seine Karriere beim Film zurückblicken. Der Ex-Keeper war Protagonist der unsäglichen Klamotte „Wenn Ludwig ins Manöver zieht“, einem bizarren Zwitter aus Heimatfilm und debiler Lausbubengeschichte mit dem unvermeidlichen Hansi Kraus als Ludwig Thoma. Immerhin bleibt die Lederhose an.
12. Der stärkste Gnom im Wald
Goldlöckchen Jean-Marie Pfaff hatte nicht nur seine eigene Dokusoap im belgischen Fernsehen, sondern spielte auch in der Kinderserie „Kabouter Plop“, in der Zwerge in einem Fliegenpilz hocken und allerlei Abenteuer erleben, einen Messerwerfer und Gewichtheber. Pfaff, nicht uneitel: „Die Rolle als stärkster Gnom im ganzen Wald hat mir gut gefallen.“
13. Raubein Vinnie Jones in Garfield II
Vinnie Jones ist als Schauspieler vor allem durch seine dauerhafte Präsenz in Guy Ritchies Uptempo-Komödien bekannt geworden. Seine bislang schwierigste Rolle allerdings war eine Synchronisation. Jones lieh in „Garfield II“ dem autoritären Köter Rommel die Stimme.
14. Ronnie Hellström nickt ein
Im Kinderklassiker „Fimpen, der Knirps“ beweisen schwedische Nationalspieler Größe. Müssen sich die Kicker doch, so will es das Drehbuch, vor beachtlicher Kulisse vom Knirps Fimpen tunneln lassen. Noch herzergreifender gerät allerdings eine abendliche Szene mit Keeper Ronnie Hellström, der beim Vorlesen über dem Buch einnickt, während Fimpen in Seelenruhe Patiencen legt.
15. Roxy und ihr Wunderteam
Einer der ersten Spieler, der in einem Spielfilm auftauchte, war 1938 der Österreicher Matthias Sindelar im schwülstigen Operettenfilm „Roxy und ihr Wunderteam“, einer sensationell unglaubwürdigen Story um eine entführte Braut, die am Balaton zufällig ins Trainingslager eines ungarischen Fußballteams gerät und sich dort prompt in einen Spieler verliebt. Mit dem eigentlichen österreichischen Wunderteam um Sindelar hat der Film bedauerlicherweise allenfalls ganz am Rande zu tun.
16. Ein Spieler wird abgemurkst
Im Sequel zu Sharon Stones Bürostuhl-Thriller „Basic Instinct“ darf für wenige Sekunden Ex-Profi Stan Collymore als Fußballer Kevin Franks mit Sharon Auto fahren, mit überhöhtem Tempo sogar. Collymore wird allerdings schon abgemurkst, bevor der Vorspann beginnt.
17. Schnaps für die Seeler
„Alles außer Heinz Erhardt ist so unglaublich miserabel, dass nicht einmal er den Film retten kann“, höhnt das Heyne Filmlexikon über ‚Willi wird das Kind schon schaukeln‘, und auch damit gemeint ist der Gastauftritt von Uwe Seeler in der Groteske um den Vereinspräsidenten Willi Kuckuck. Seeler schaut in der Regel scheel an der Kamera vorbei, der Legende nach soll er, nach der Szene, in der er einen vollen Satz sprechen musste, sofort einen Schnaps verlangt haben.
18. Großstadtrevier sorgt für Ärger
Die Fußballer des FC St. Pauli und des FC Homburg spielen eine Nebenrolle in der ARD-Serie „Großstadtrevier“. Dirk Matthies ermittelt anlässlich des 5:0 der Hamburger anno 1995 am Millerntor, der Sender zog sich dabei aber einigen Unmut zu: „Die ARD schnitt das Spielende aus der Handlung heraus und versah die Bilder vom Platzsturm mit völlig sinnentstellten Kommentaren. Ein Versuch der Geschichtsfälschung“, moserten St. Pauli-Anhänger.
19. McQuillan gibt Gas – an der Theke
Einen überzeugenden Auftritt legt Schottlands Ally McCoist in „A Shot at Glory“ hin. McCoist mimt den Celtic-Kicker Jackie McQuillan, der den Dorfklub Kilnockie FC nach oben schießen soll. Dumm nur, dass McQuillan vor allem an der Theke Gas gibt und die Ehe mit der Trainertochter ruiniert hat. Den Coach spielt übrigens Robert Duvall mit vollkommen unglaubwürdigem Akzent.
20. Campbell und Sheringham sind schlecht beraten
Sol Campbell und Teddy Sheringham können keine guten Berater gehabt haben, denn die hätten ihnen von den Auftritten in „Footballers’ Wives“ abgeraten, einer grenzdebilen Serie über die Lebensabschnittsgefährtinnen prominenter Kicker. Dem Klischee folgend beschäftigen sich die Spielerfrauen des Earls Park FC mit Designerkleidchen, teurem Parfum und außerehelichen Liebschaften. Höhepunkt der Serie: Spielerfrau Jackie bringt für Kollegin Chardonnay Sohn Paddy zur Welt, für den wiederum Chardonnay bereits Modelverträge abgeschlossen hat. Ganz wie im richtigen Leben also.
21. Große Gefühle mit Archie Gemmill
Zu unerwartetem Ruhm kam Schottlands Altinternationaler Archibal „Archie“ Gemmill mit seinem grandiosen Sololauf durch die niederländische Abwehr während der WM 1978. Im schottischen Drama „Trainspotting“ röhrt Hauptdarsteller Renton während seines Stelldicheins mit der aparten Schülerin Diane: „Ich hab mich nicht mehr so gut gefühlt, seit Archie Gemmill 1978 gegen Holland getroffen hat.“
22. Mord in Highbury
Giftmord auf dem heiligen Rasen von Highbury. Im Klassiker „The Arsenal Stadium Mystery“ von 1939 spielt die Meistermannschaft von George Allison sich selbst und darf in Gestalt von Ted Drake und Cliff Bastin Fußballtennis spielen. Eigentlicher Star ist aber der bizarre Ermittler Slade mit seinen extravaganten Kopfbedeckungen.
23. „Schieß doch, Auge!“
Klaus Augenthaler kann stolz auf eine Erwähnung in der legendären Comedy-Reihe „Sketchup“ zurückblicken. Während Beatrice Richter mal wieder gelangweilt Zigaretten holt, hockt Diether Krebs im Unterhemd vor der Glotze und brüllt: „Schieß doch, Auge!“
24. Cantonas erster Film hat nichts mit Fußball zu tun
Eric Cantonas erster Film hatte überhaupt nichts mit Fußball zu tun, obwohl der Titel durchaus passen würde: „Das Glück liegt in der Wiese“.
25. Ein Schauspieler ist noch lange kein Fußballer
„Das große Spiel“ von 1942 ordnet Tilman Schwab im Standardwerk „Fußball im Film“ als „Drama mit Gesangseinlagen“ ein und würdigt die epochale Wirkung des Streifens für das gesamte Genre. Die Fußballszenen, vor großem Publikum im Berliner Olympiastadion gedreht, wirken beindruckend lebensecht, ein Verdienst der mitkickenden Stars von Fritz Walter über Otto Tibulski bis Hermann Eppenhoff. Zum Gespött machte sich Schauspieler Hermann Staudte, der partout den Kasten nicht traf. Als er den Ball am Ende doch ins Netz hämmerte, waren die Aufnahmen nicht zu gebrauchen – aus Erleichterung hatten alle 22 Akteure gejubelt.
Dieser Text erschien erstmals 2017.