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Seite 2: In den Schuhen von Michael Laudrup

Er war ein beschei­dener Junge“, sagte Petersen der bri­ti­schen Zei­tung Inde­pen­dent“. Er wusste schon, wie gut er war, aber er musste es nie­mandem erzählen.“ Lange galt diese Beschei­den­heit als Schwäche. Erik­sens Talent wurde schon sehr früh erkannt, viele haben damit gerechnet, dass er schon als Teen­ager zu einem Spit­zen­klub wech­seln würde. Mit 15 Jahren lehnte der Mit­tel­feld­spieler ein Angebot vom FC Chelsea ab. Statt­dessen wech­selte er zu Ajax Ams­terdam, wo er, trotz angeb­li­cher Anfragen aus Bar­ce­lona, Man­chester und Madrid, bis 2013 auch blieb.

Als er dann end­lich in die Pre­mier League wech­selte, ent­schied er sich für Tot­tenham Hot­spur. Was damals viele Experten über­raschte, erwies sich letzt­lich als weit­sichtig. Eriksen ent­wi­ckelte sich an der White Hart Lane zum Welt­star, Tot­tenham mit ihm zum Welt­klub.

Ver­gleiche mit Lau­drup

Pochet­tinos Spitz­name für Eriksen ist Golazo“, in Anspie­lung auf seine wun­der­baren Fern­schüsse und Frei­stöße. Seine Klasse ist aber viel umfas­sender. Theo­re­tisch spielt er auf der Acht, aber für Tot­tenham und Däne­mark taucht er überall auf: links, rechts, auf der Sechs und auf der Zehn. Seine auf­rechte Kör­per­hal­tung und der läs­sige Gang lassen ihn alt­mo­disch wirken, wie seine Helden: Fran­cesco Totti, Michael Lau­drup.

Ver­gleiche mit Lau­drup sind unver­meidbar. Eriksen ist schließ­lich das größte Talent, das sein Land seit den Gebrü­dern Lau­drup pro­du­zieren konnte. Der Anspruch, das Natio­nal­team ähn­lich zu ver­zau­bern wie einst Brian und Michael, war oft auch eine Last. Nicht immer konnte er sein rie­siges Talent zeigen. Oft ver­schwand er, und ern­tete dafür eine Menge Kritik. Eriksen ist schuld, weil er das Spiel nicht kon­trol­liert hat“, sagte der dama­lige Natio­nal­trainer Morten Olsen 2014 nach einer 0:1‑Niederlage gegen Por­tugal.

Olsens Abgang als Segen

Erst unter Har­eide konnte Eriksen für Däne­mark wirk­lich glänzen, zum Bei­spiel als er im ver­gan­genen November sein Team mit drei Toren beim 5:1 in Irland zur WM schoss. Dass er unter dem eher prag­ma­ti­schen Har­eide mehr Erfolg hat als unter dem spiel­freu­digen Olsen erscheint zunächst merk­würdig. Aber gerade wegen seines Prag­ma­tismus‘ stellt Har­eide ihn mehr in den Vor­der­grund. Als der Publi­kums­lieb­ling Olsen nach 16 Jahren hin­warf, waren viele in Däne­mark ent­täuscht, für Eriksen aber war es ein Segen.

Auch Michael Lau­drup hat einmal einen ähn­li­chen Trai­ner­wechsel erlebt. 1990 war der beliebte Sepp Piontek nach elf Jahren Danish Dyna­mite“ plötz­lich weg. Nach einer chao­ti­schen Über­gangs­pe­riode wurde er durch den drögen Richard Möller Nielsen ersetzt. Lau­drup kam mit Möller Nielsen nicht klar, und trat aus der Natio­nalelf zurück. Ohne ihn wurde Däne­mark 1992 sen­sa­tio­nell Euro­pa­meister. Dieses Mal können der glän­zende Spiel­ma­cher und der unpo­pu­läre Trainer gut mit­ein­ander. Auch des­halb wird ein neues däni­sches Wunder nur mit Eriksen mög­lich sein.