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Seite 2: Die sprudelndste Geldquelle liegt trocken

Doch zum Jah­res­be­ginn platzte der Traum von Levskis Come­back mit dem Geld des Schä­dels jäh. Das Ver­hängnis nahm seinen Lauf, als Bosch­kovs lang­jäh­riger Geschäfts­partner ihm nicht nur Steu­er­hin­ter­zie­hung vor­warf, son­dern gar Mord­dro­hungen und Ver­ge­wal­ti­gung. Die Straf­ver­fol­gungs­be­hörden schienen die unge­heuren Tat­vor­wüfe zunächst zu igno­rieren, doch die Regie­rung von Minis­ter­prä­si­dent Boiko Borissov nahm sie zum Anlass, pri­vate Lot­te­rien gesetz­lich zu ver­bieten. Mit dem Verbot seiner Natio­nalen Lot­terie” wurde Boschkov aber seine spru­delndste Geld­quelle tro­cken­ge­legt und der Finan­zie­rung von Levski ihre Basis ent­zogen. Schließ­lich machte die Staats­an­walt­schaft die von seinem Ex-Partner publik gemachten Tat­vor­würfe doch noch zur Grund­lage eines Ermitt­lungs­ver­fah­rens. Um sich der Straf­ver­fol­gung zu ent­ziehen, ent­flog Boschkov mit seinem Pri­vatjet in die Ver­ei­nigten Ara­bi­sche Emi­rate (VAE).

Wenn sie mir das Geschäft weg­nehmen, habe ich kein Geld mehr für den Verein“, klagte Vasil Boschkov beim ersten und ein­zigen Treffen mit den Fans von Levski. Seine Hoff­nung, damit die Levs­karis zu Pro­testen unter dem Fenster von Regie­rungs­chef Borissov gegen das dro­hende Verbot seines Lot­te­rie­ge­schäfts ver­an­lassen zu können, erfüllten sich nicht. Ein Grund dafür mag sein, dass sich der Schädel in den elf Monaten seit der Über­nahme von Levski Sofia kein ein­ziges Mal auf der Tri­büne des Geori-Aspa­ruch-Sta­dions im Sofioter Stadt­teil Levski hat bli­cken lassen. Pre­mier Borissov emp­fing sei­ner­seits eine Abord­nung der Levski-Fans im Minis­terrat und outete sich dabei als kranker Levskar”. Vom Lot­terie-Verbot wollte er indes nicht abrü­cken, er riet statt­dessen den Levski-Fans, sie sollten die Aktien des Ver­eins und damit die Füh­rung des Klubs selber über­nehmen. Doch das ist auch in Bul­ga­rien ziem­lich unrea­lis­tisch.

Über­le­bens­pro­zes­sion durch die Stadt

Die zwei Mil­lionen Leva (BGN), die Vasil Boschkov monat­lich für Levski auf­ge­wendet haben will, fallen mit seiner Flucht in den Nahen Osten und der Ein­frie­rung seiner Konten in Bul­ga­rien schlag­artig weg. Um den Spiel­be­trieb des mit Schulden behaf­teten Ver­eins zumin­dest bis zum Sai­son­ende auf­recht zu erhalten, muss der Verein jeden ein­zelnen Lev zusam­men­kratzen. Die Fans tun dazu, was sie können. Mit­tels einer Mobi­li­sie­rungs­kam­pagne haben sie den Ver­kauf einiger tau­send zusätz­li­cher Dau­er­karten bewirkt und erreicht, dass die Kulisse beim Derby gegen ZSKA mit 24.687 Zuschauern so groß war wie seit langem nicht mehr. Wäh­rend den neunzig ereig­nis­armen Spiel­mi­nuten sam­melten sie 42 179,25 BGN (ca. 21 000 €) für die Ret­tung ihres Klubs.

Vor dem Spiel zogen 5.000 Levs­karis in einer Art Über­le­bens­pro­zes­sion von ihrem Ver­eins­café am Bou­le­vard Todor Alex­androv zum Sta­dion Vasil Levski. Unter dem Fenster des Minis­ter­rats ver­fluchten sie Minis­ter­prä­si­dent Borissov. Am Denkmal Vasil Levskis knieten sie zu einer Gedenk­mi­nute nieder. Der Namens­pa­tron ihres Ver­eins wird als Bul­ga­riens Frei­heits­apostel“ ver­ehrt, am 18. Februar 1872 wurde er von der Osma­ni­schen Besat­zungs­macht gehenkt.

Wäh­rend die blauen Levs­karis im Sta­dion auf jeg­liche Cho­reo­gra­phie ver­zich­teten, um Geld zu sparen”, wie es hieß, nutzten die Rot­ar­misten die Gele­gen­heit, sich für die erlit­tene Krän­kung vor drei Jahren zu revan­chieren. Damals hatten die Levski-Fans den vom Lizenz­entzug bedrohten CSKA in einer Trau­er­pro­zes­sion mit Pope und Sarg sym­bo­lisch zu Grabe getragen. Nun zeigten die CSKA-Fans auf einem Trans­pa­rent über­le­bens­groß ihren eins­tigen Eigen­tümer Vasil Boschkov, denn der könnte nun unge­wollt als Toten­gräber von Levski Sofia in die bul­ga­ri­sche Sport­ge­schichte ein­gehen.