Francesco Acerbi kämpfte zweimal gegen den Hodenkrebs. Nun hat er ihn scheinbar überwunden. Der Verteidiger von US Sassuolo Calcio traf am Wochenende erstmals seit 944 Tagen in der Serie A.
Schnurrbärte waren in den achtziger Jahren mal ziemlich angesagt. Der 26-jährige Francesco Acerbi vom US Sassuolo trägt ihn noch heute stolz zur Schau. Acerbi hat keine voluminöse Rotzbremse auf der Oberlippe, der Verteidiger bevorzugt das Modell Pornobärtchen. Ein subtiles Stückchen Männlichkeit.
Am 14. Juli 2013 änderte sich das Leben des Bartträgers von jetzt auf gleich. Am linken Hoden des damals 24-jährigen Italieners wurde ein Tumor entdeckt. Doch die Heilungschancen standen gut, eine sofortige Operation verlief erfolgreich. Nur zwei Monate nach der Diagnose stand Acerbi wieder für seinen neuen Verein US Sassuolo Calcio auf dem Platz. Der 1,92 Meter Hüne galt als geheilt.
Bis zum Dezember 2013.
Bei einer Dopingprobe stellte man bei Acerbi einen unerlaubt hohen Wert von dem Sexualhormon Gonadotropin fest. Doch Acerbi hatte sich nur drei Monate nach seiner Genesung keineswegs einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen. Ihm wurden Mittel verabreicht, die eine eventuelle Rückkehr der Krankheit erkenntlich machen sollten. Der Spieler hatte dieses Mittel auf der Liste der eingenommenen Substanzen nicht angegeben.
Der Krebs war zurückgekehrt – schlimmer als zuvor
Vor Gericht musste die erteilte Sperre gegen den Spieler angefochten werden. Letztlich konnte Acerbi die Sperre abwenden, doch auf den Platz kehrte der Verteidiger zunächst nicht zurück. Denn der hohe Wert an Gonodotropin bedeutete noch eine weitaus schlimmere Neuigkeit: Der Krebs war zurückgekehrt.
Und zwar schlimmer als zuvor. Diesmal half keine Operation, diesmal musste Acerbi die Qualen einer Chemotherapie ertragen. Zehn Monate lang. „Manchmal wachte ich morgens im Krankenbett auf und fand ganze Haarbüschel“, erzählte der Italiener den Kollegen von „Sportweek“. Bald hatte Francesco Acerbi gar keine Haare mehr. Auf dem Kopf, im Gesicht, unter der Nase. Der Schnurrbart war weg.