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José Batista kann einem leid tun. Der 56-jäh­rige Uru­gu­ayer spielte 21 Jahre Pro­fi­fuß­ball, wurde in Argen­ti­nien Vize­meister und schoss in einem wich­tigen WM-Qua­li­fi­ka­ti­ons­spiel seines Landes ein herr­li­ches Frei­stoßtor. Doch alles, woran man sich erin­nert, ist die Grät­sche, die ihn ins Guin­ness-Buch der Rekorde brachte.

Wann immer eine WM naht oder schon über uns her­ein­ge­bro­chen ist, blickt früher oder später jemand auf das Spiel zwi­schen Uru­guay und Schott­land von 1986 zurück, in dem Batista nach weniger als einer Minute die Rote Karte sah. Zu Unrecht, wie er bis heute glaubt. Ja, es war eine harte Aktion, aber es ist eine Gelbe Karte“, sagte Batista vor einiger Zeit der FIFA-Web­site. Es war kein direkter Platz­ver­weis.“

Nun, der Schieds­richter sah das damals anders. Und des­wegen liest man immer wieder Über­schriften wie diese: Uru­guays José Batista und der schnellste Platz­ver­weis, den es je bei einem FIFA-WM-Spiel gegeben hat.“ So stand es vor vier Jahren auf der Home­page des besagten Guin­ness-Buches.

Batista gegen Stra­chan 

Dar­unter hieß es dann: Nach nur 56 Sekunden setzte José Batista zur Grät­sche an und schickte den schot­ti­schen Mit­tel­feld­spieler Gordon Stra­chan von hinten zu Boden. Nachdem er zunächst eine Trage für den offen­sicht­lich ver­letzten Stra­chan geor­dert hatte, zögerte der fran­zö­si­sche Schieds­richter Joel Qui­niou keine Sekunde und zückte die Rote Karte gegen Batista.“

In diesen paar Zeilen finden sich einige Fehler. Zunächst mal setzte Batista seine his­to­ri­sche Grät­sche schon nach 37 Sekunden an. Daraus ergibt sich dann auch, dass Qui­niou mit­nichten keine Sekunde zögerte“, bevor er den Uru­gu­ayer des Feldes ver­wies. Außerdem lassen die Fern­seh­bilder ver­muten, dass der Referee die Rote Karte nicht nach 56 Sekunden in die Luft reckte, son­dern schon nach 52. (Das ist auch die Zahl, von der die FIFA aus­geht.)

Man muss Batista zuge­stehen, dass er ziem­lich flott unter­wegs war. So wird schon seit 55 Jahren Bun­des­li­ga­fuß­ball gespielt, doch noch nie wurde ein Profi in der ersten Minute des Feldes ver­wiesen. (Der Liga­re­kord wird seit 2010 vom dama­ligen Kölner Youssef Mohamad gehalten, der gegen Kai­sers­lau­tern ent­weder nach 87 Sekunden Rot sah oder nach 93 Sekunden, die Quellen sind sich uneins.) 

Und doch findet sich im Text des Guin­ness-Buches noch ein wei­terer Fehler. So eilig es Batista auch hatte, seine Rote Karte ist nicht der schnellste Platz­ver­weis, den es je bei einem FIFA-WM-Spiel gegeben hat“, er ist nur der schnellste bei einer WM-End­runde. Die frü­heste Rote Karte, die je bei einem WM-Spiel gezückt wurde, sah ein Links­ver­tei­diger namens Rashed Al Hooti.

Al Hooti gegen Tey­mou­rian 

Der heute 28-jäh­rige Al Hooti spielt für Bah­rain. Am 11. Oktober 2011 trat er mit seinem Team zu einem WM-Qua­li­fi­ka­ti­ons­spiel in Teheran an. Nach 34 Sekunden senste er den Iraner Andranik Tey­mou­rian so gründ­lich um, dass der aus­tra­li­sche Schieds­richter Peter Green augen­blick­lich zur Roten Karte griff. Aller­dings brauchte er etwas, um sie aus seiner Brust­ta­sche zu nes­teln. Als er Al Hooti schließ­lich des Feldes ver­wies, stand die mit­lau­fende Uhr des über­tra­genden Fern­seh­sen­ders bei 0:39.

Al Hooti war über die Ent­schei­dung erheb­lich ent­setzter als Batista 1986. Damals pro­tes­tierten die Uru­gu­ayer natür­lich aus­giebig, aber keine Minute nach dem Platz­ver­weis stapfte Batista schon mür­risch in die Kabine. (Wo Uru­guays Zeug­wart noch auf­räumte und nicht schlecht staunte, den Ver­tei­diger so schnell wie­der­zu­sehen.) Der Bah­rainer hin­gegen verlor völlig die Fas­sung. Vom Rasen ging er noch recht zügig, doch auf der Lauf­bahn wurde ihm wohl erst richtig bewusst, was geschehen war. Zwei Ersatz­spieler mussten ihn in die Kabine geleiten, wäh­rend Al Hooti offenbar in Tränen aus­brach.

Und auch die Aus­wir­kungen der beiden Platz­ver­weise auf die zwei Par­tien waren sehr unter­schied­lich. Die zehn Uru­gu­ayer hielten 1986 gegen das von Alex Fer­guson trai­nierte Schott­land ein 0:0, wodurch sie ins Ach­tel­fi­nale kamen (und die Schotten eben nicht). Die Bah­rainer hin­gegen konnten in Unter­zahl ihren Kasten nur 22 Minuten sauber halten, dann schlug es zum ersten, doch nicht zum letzten Mal ein. Das Team verlor 0:6.